Mittwoch, 30. Januar 2008

Finsternis

Zack- und von einer Sekunde auf die andere hüllt sich San Carlos in absolute Dunkelheit. Die einzige Lichtquelle ist der Sternenhimmel, der wie so oft wunderbar klar ist, und die wenigen Autos, die ab und zu vorbeifahren. Der Musiklärm, der aus allen Häusern drang wird durch das Gekreische der Kinder abgelöst und jeder, der sein Handy dabeihat, zieht es heraus und benutzt es als Taschenlampe. Ich bin alleine auf dem Weg vom Zentrum nach Hause als der Strom ausfällt und meine Augen müssen sich erstmal auf die Finsternis einstellen. Zum Glück kenne ich den Weg inzwischen schon und weiss, wo Hubbel in der Strasse sind oder nicht. Dennoch schliesst man sich bei solchen Stromausfällen automatisch zu kleinen Grüppchen zusammen und läuft gemeinsam eine Strecke. Vorzugsweise schliesst man sich natürlich Leuten an, die schlauerweise eine Taschenlampe mitgenommen haben, aber auch mit den Handys und den Autos kommt man gut vorran. Praktisch ist es auch, wenn schon Leute vor einem laufen. Stolpern die, so kann man noch schnell ausweichen *g* Ausnahmsweise ist es ruhig und während dem Laufen wird kaum geredet. Man ist eine Gemeinschaft und da nachts alle Katzen bekanntlich schwarz sind, falle ich nicht auf- höchstens durch meine Grösse. Ich höre schöne Musik auf meinem MP3Player und obwohl ich aufpassen muss, nciht in Abfall oder Pfützen zu treten, genisse ich diesen nächtlich- dunklen Spaziergang sehr. Hier ist der Sternenhimmel wie gesagt so unglaublich klar und man sieht tausende von ihnen in Konstellationen, die mir absolut unbekannt sind. Diese absolute Finsternis kennen wir aus Europa kaum. Immer beleuchten Strassenlaternen den Weg, Leuchtreklamen werben für irgendetwas und sowieso ist ein Leben ohne 24h- Strom für uns nicht mehr vorstellbar und Ausfälle kosten ein Vermögen. Hier in Nicaragua kann ich die Erfahrung machen, wie es auch mal ohne ist. Fällt hier der Strom aus, so kauft man eben schnell Kerzen an der Pulpería um die Ecke und sitzt dann einträchtig nebeneinander da. Letzten Freitag ist der Strom schon um die Mittagszeit ausgefallen und kam erst am nächsten Morgen wieder. Man kann keine Musik hören, nicht fernsehen, nicht mit der Ausenwelt kommunizieren über Internet und wenn es dunkel wird, so kann man nicht einmal mehr lesen. Hinzu kommt noch, dass auch kein Wasser kommt, wenn der Strom ausgefallen ist. Sowieso kommt das nicht regelmässig und es ist immer wichtig, schon am Abend zuvor alles volllaufen zu lassen, damit sich jeder duschen und das Geschirr und die Wäsche gewaschen werden kann. Man geht also einfach früh zu Bett, denn es kann ja eh nichts getan werden und wenn am nächsten Morgen die Sonne aufgeht, beginnt ein neuer Tag. So wie vor vielen vielen Jahren bei uns.
Ich weiss aber auch jetzt schon, wie schnell man sich wieder daran gewöhnt, den Luxus zu haben. Vor Dezember hatten wir ja nur von 5am-7.20am und von 2pm- 1 am Strom und das ging auch. Klar, am Anfang musste ich mich daran gewöhnen, aber mit der Zeit gewöhnt man sich wie gesagt an alles. Auch nach 2 Wochen Panamá war ich schon wieder ein wenig verwöhnt und habe die Duschen vermisst. Schon witzig, wie schnell das geht...

Übers verlängerte Wochenende hat mich Jens aus Managua besucht und wir sind gemeinsam nach El Castillo gefahren, wo ich auch schon mit einer anderen Freiwilligen im November war. Die Fahrt dorhin auf dem Río San Juan war wie immer sehr schön und auch El Castillo hat mich durch seine ruhige Atmosphäre wieder begeistert. Jens hat hier bei mir inder Familie das nicaraguanische Familienleben einmal kennengelernt und war überglücklich, jeden Morgen mit einem Gallo Pinto mit Rührei von Ruth verwöhnt zu werden :)

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also vollkommene Dunkelheit findet man auch hier noch, und kenn ich auch... aber zugegeben, man muss dafür schon mitten in die Fränkische auf nen Feld fahren, da sieht man dann auch viel mehr Sterne als wenn man einfach so zum Himmel gugt.
Lg, Basti

Anonym hat gesagt…

ja, manchmal ist Verzicht Bereicherung!
Papa

gwada hat gesagt…

Dein Bericht ist richtig poetisch. Es hat mir total gut gefallen. Es stimmt wirklich so wie du das erzählst. Ich hätte es auch schreiben können, wenn ich die Fähigkeit hätte. Wie der Papa sagt, Verzicht ist Bereicherung. Ich füge noch etwas dazu. ... wenn man etwas hat, worauf man verzichten kann!