Mittwoch, 23. Januar 2008

Umzug

Wie ich schon geschrieben habe, bin ich am Montag zusammen mit Daniel in die Barrios gelaufen, um Kinder und Jugendliche für Mittwoch einzuladen und an einer Veranstaltung teilzunehmen. Heute um 8am waren nun also ettliche Leute im Rayitos del Sol. Gemeinsam haben wir 2 riesige Säcke Orangen mit dem Messer nach nicaraguanischer Art geschält und sie dann über einem Sieb ausgedrückt um ein Fresco (Fruchtsaft, Wasser, Zucker) daraus zu machen, dass es dann später zum Verteilen geben sollte. Kurz vor 9 Uhr kam eine kleine Camioneta, auf die sich alle hinten gequetscht haben und wir bis dorthin gefahren wurden, wo ich am Montag gelaufen war. Fast alle Umzüge beginnen hier. Der vom 1. Dezember (Día Mundial de la Lucha contra SIDA/VIH) begann damals auch dort. Allen vorran fuhr heute ein Auto, auf dem Boxen festgeschnallt waren und ein Sprechen immer wieder das Gleiche durch ein Mikrofon rief. Direkt dahinter lief eine Reihe, die ein bemaltes Tuch hielt, damit man auch weiss, warum die Leute auf die Strasse gehen. Tja, und dahinter kommt das „Volk“ mit Plaketen usw. Am 4. Februar beginnt hier das neue Schuljahr und so gingen wir heute auf die Strasse, um die Kinder, aber vor allem die Eltern dazu zu animieren, sich für dieses Jahr in der Schule einzuschreiben. Immer noch schicken einige ihre Kinder nicht in den Unterricht, da sie lieber daheim arbeiten oder in den Strassen irgendetwas verkaufen sollen. Wieder andere meinen, dass Bildung nicht so wichtig sei. Sie selbst sind ja auch nicht auf die Schule gegangen, warum also ihre Kinder? Ihnen geht es ja so auch gut... Zwar gibt es Schulpflicht, aber wirklich verfolgt wird das nicht. Mal wieder perfekt schien die Sonne total stark und hat das Laufen etwas anstrengend gemacht. Erschöpft kamen wir am Malecón (am See) an, wo Fresco verteilt wurde und die Kinder durch Spiele unterhalten wurden. Geschenke (Hefte und Stifte) wurden verteilt, es wurde getanzt, gerannt und die Kleinen hatten sichtlich ihren Spass. Ich hoffe nur, dass diese Aktionen auch wirklich etwas bewirken und viele Eltern ihre Kinder bei der Bildung mehr unterstützen. Es wird hier immer gesagt, dass es so wichtig ist, dass die Leute Englisch lernen. Das finde ich aber überhaupt nicht. Klar, es ist wichtig, dass sie sich verständigen können und Englisch ist einfach weltweit anwendbar. Was aber viel notwendiger ist, ist, dass die Leute hier Disziplin und Verantwortung lernen. Dann kann in den Schulen auch anständiger Unterricht gehalten werden und die Kinder lernen mehr. Da geht das mit dem Englisch dann von alleine. Hier sind die Menschen ja nicht viel dümmer als in entwickelten Ländern. Sie haben einfach nicht die Chance, etwas zu werden oder wissen nicht wie. Diese Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit ist wirklich unglaublich verbreitet und kaum jemand hat wirklich Angst vor Konsequenzen, da sie von der Schule und daheim gewohnt sind, dass Angedrohtes nicht unbedingt eingehalten wird. Ach ja, es läuft schon so einiges schief hier... Gestern hat mir ein netter älterer Bekannter, der für die PRENSA (Zeitung Nicaraguas) arbeitet erzählt, dass in San Miguelito ein 10jähriges Kind demnächst ein Kind zur Welt bringen wird, da ihr Stiefvater sie geschwängert hat. Ganz abgesehen davon, dass es wirklich selten ist, dass ein so junges Kind schon schwanger werden kann, ist es so furchtbar, dass hier bei solchen Fällen nichts gemacht werden kann. In Nicaragua ist die Abtreibung grundsätzlich verboten. Sogar in Fällen des Missbrauchs oder anderer Dinge. Wie soll denn ein Kind, das selbst noch ein Kind ist, ein Baby grossziehen?

Umzug am 23.1.08


Nunja, nun noch eine erfreuliche Nachricht- zumindest für mich. Am 29. Mai bis zum 23. Juni 2008 kommt eine Gruppe sancarleños nach Nürnberg. Und ratet mal, wer mitdarf? Ruth! Sie ist sehr glücklich und die 5 Leute, die mitdürfen sind schon am überlegen und planen, was alles gemacht wird. Ich hatte Luis Orozco, der für den Jugendaustausch verantwortlich ist, schon im Oktober gefragt, aber da hiess es nein, da Ruth noch nicht 18 ist. Ceci und ich haben ein gutes Wort für sie eingelegt und nun darf sie also mit. Ich freu mich sehr. Auch , da ich die anderen, die mitkommen zum teil sehr gut kenne und es schön sein wird, sie in meiner Heimat wiederzusehen...
Ach ja- und hab ich schon gesagt, dass es viel zu heiss ist?

Und noch etwas- am 17. Februar wird das Märchenbuch in Erlangen vorgestellt. Für Leute, die zu viel Zeit haben oder Interesse oder etwas Gutes tun wollen mit dem Kauf eines Exemplars- alle sind eingeladen...

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

wann kommst du denn wieder nach Deutschland?

Lieben Gruß Marion

Helena hat gesagt…

am 1. Mai bin ich wieder bei euch, aber die Reise nach Hause geht schon am 29. april los. ist also schon gaaaaanz bald!

Anonym hat gesagt…

auf dem informationsabend von hilde düwel kam das auch ganz klar als ein riesen problem heraus :
die stiefväter vergewaltigen ihre stieftöchter und die mutter ist oft auch keine hilfe für die töchter, weil sie sich nicht gegen den neuen mann stellen will , obwohl dieser erfahrungsgemäß trotzdem irgendwann weiterzieht.
ganz schön deprimierend ! mama

Asti hat gesagt…

Hey Helena,
wo genau wird denn das Buch vorgestellt? Interessiert mich sehr. Viel Erfolg noch
Astrid