Ein Tag im Leben der Helena
Jetzt habe ich schon einiges über meine Reisen erzählt, aber wie mein Alltag hier eigentlich so aussieht, das werde ich jetzt nachholen:
Mein Tag beginnt um kurz nach 6 Uhr. Naja gut, also mein Wecker klingelt um 6. Wer mich kennt, der weiss, dass ich morgens manchmal ein wenig länger brauche, bis ich endgütlig aus dem Bett komme ;) Mein erster Gang ist sofort unter die Dusche, wo ich mich erstmal schocke und somit richtig wach werde. Leider hält dieser Zustand nicht sehr lange an- wie schade... In der Früh ist das Wasser immer besonders kalt, aber ich habe mich daran gewöhnt. Dennoch freue ich mich jetzt schon darauf, selbst entscheiden zu können, ob ich warm oder kalt duschen möchte *g* nach dem Frühstück (Bananen und Milch, manchmal Müsli, wenn ich was aus Managua mitgebracht habe) gehts dann kurz vor 7 zum CDI. Der Weg ist kurz, ich brauche, wenn ich wie eine Deutsche laufe, nur knappe 7 Minuten. Wenn ich wie eine Nica laufen würde, wohl so um die 20 min ;) Ende November haben die 5- jährigen ihren Abschluss und es gibt ein Fest in der Fortaleze, wo auch getanzt wird. Jordania, die Maestra meines derzeitigen Salas, hatte die tolle Idee, dass doch ich mittanzen soll. Haha! Naja, jetzt bin ich also in der Früh, bevor die Kinder kommen, dabei, Folklore zu lernen, damit wir am Fest einen Tanz aufführen können. Heute war das erste Mal, es ist aber noch nicht all zu viel heuausgekommen, da der CD- Player gestreikt hat. Der Tanz ist recht einfach, aber die Schritte sind erstmal neu für mich und man muss die Bewegungen so fliessend hinkriegen wie die Nicas ;) ausserdem wird bei dem Tanz, den wir tanzen, fast ausschliesslich mit Belastung auf dem linken Bein getanzt. Das ist mit der Zeit schon echt anstrengend... Der Tagesablauf in den “Klassen” hängt von den Maestras ab. In der 1. Klasse, also die 3-jährigen, sieht der Alltag folgendermassen aus: bis alle gekommen sind, ist es so gegen 8:30 Uhr. Dann werden die kleinen Stühlchen in einen Stuhlkreis gestellt und wir singen gemeinsam. Alle Texte kann ich noch nicht. Aber ich beweg meinen Mund einfach und summe dazu. Das Schummeln beim Musik machen habe ich ja schon im Schulorchester ausgiebigst geübt, also klappt das ganz gut und die Kleinen glauben mir, dass ich alles kann *g*Witzig ist, dass die Melodien fast genauso sind wie bei den deutschen Kinderliedern. Das Lied, das wir immer zuerst singen, heisst “Buenos Dias” und hat die Melodie von “Bruder Jakob”. Also nicht all zu schwer zu lernen. Nachdem wir also unsere Stimmbänder, und alle anderen, die Zuhören müssen, mit dem Gesinge geplagt haben, spielen wir meist ein Spiel gemeinsam oder machen Leibesübungen. Das macht den Kindern viel Spass und es wird viel gelacht (vor allem, als ich ihnen letzte Woche den Ententanz gezeigt hab). Bevor es dann so gegen 10 Uhr in den Park geht, müssen die Zahlen, Formen, Vokale und Farben geübt werden. Manche raten einfach wahllos, andere könnens wirklich schon sehr gut. Nicht schlecht für 3-jährige! Die 4- jährigen sind schon fleissig am Schreiben und Formen malen usw. Im Park sind wir dann so eine dreiviertel Stunde, danach wird mit Knete gespielt oder ein wenig gemalt bis es dann Zeit zum Mittagessen ist. Davor müssen alle Kinder sich die Hände waschen, das heisst ich wasche ihnen die Hände. Nach dem Mittagessen noch schnell Zähne putzen und ab ins Bett. Das Einschlafen dauert bei einigen ziemlich und so singe ich meist ein wenig. Das gefällt ihnen seltsamerweise und sie sind dann ziemlich schnell ruhiger. Wenn die Maestra nicht da ist, bleibe ich bis Nachmittags, also so bis 4. Wenn schon, dann gehe ich meist so um 1 Uhr nach Hause, esse zu Mittag, ruhe mich ein wenig aus (die Hitze ist um die Zeit beinahe unerträglich), Wasche meine Kleidung (Handarbeit!!! Aber man kann super seine Aggressionen rauslassen ;) ), räume mein Zimmer auf und gehe ins Zentrum (Obst am Markt kaufen, Hilde besuchen, zum Postamt gehen usw.) . Je nachdem ob Thonny kommt, gebe ich dann Nachmittags Deutsch- und Klavierunterricht und in Zukunft will er mit dann Gitarrenuntericht geben. Mal schaun, wann das mal klappt. Die Gitarre hab ich schon... Montags und Donnerstags ist Vorbereitung fürs Radio, das heisst wir treffen uns im SILAIS (Krankenhaus), denken über ein Thema nach und schreiben Fragen auf. Meist sind da nur John, Ruth und ich da und ab und zu auch die anderen. Aber wir sind ja in Nicaragua, da ist alles tranquilo... Dienstags und Freitags sind wir dann “on air” für eine Stunde und da ich bisher noch nicht viel von mir gegeben hatte, wurde ich diese Woche dazu “gezwungen”, richtig teilzunehmen. Es ging um das Thema “Liebe” und ich habe mich der Meinung der Anderen nach sehr gut geschlagen. Alle haben immer immer aufgejauchzt, wenn ich einen Satz gesagt habe. So wie bei einem kleinen Kind, das sprechen lernt *g* Mittwochs trifft sich die generación del mañana. Da stellt immer eine Gruppe von 4-5 Leuten ein Thema vor und präsentiert das dann. Danach wird geplaudert, was getrunken (kein Alkohol) und sonstige Treffen besprochen. Immer ganz nett so mit allen :) Manchmal schaun wir danach noch nen Film an (letzte Woche Das Parfúm) oder ich geh mit Ruth noch mit zu ner Freundin und dann relativ früh ins Bett. Ja, das ist also so mein Tag. Ihr seht: man hat hier schon auf jedenfall mehr Zeit für sich und ich musste mich anfangs ein wenig umstellen. Daheim Stress mit Schule und Freizeit, kaum Zeit und hier im Überfluss. Aber wie gesagt: man gewöhnt sich an alles und ich sollte das einfach geniessen, mal Zeit zu haben!
1 Kommentar:
gwada schreibt:
ich finde gut dass du die freie zeit geniesst und dazu nüzt schöne sachen zu machen, mit freunden was zu unternehmen und über dich und deine umwelt nachzudenken, wichtig ist auch dass du lernst dir diese freie zeit auch in old europe zu nehemen. Der alte chauvi hat einen spruch dazu: wenn du die zeit nimmst, beherrscht du sie, wenn nicht beherrscht sie dich. Es ist wie mit einer Frau... ah ah ah!
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