Freitag, 29. Februar 2008

Themen?

Jetzt bin ich "nur noch" zwei Monate hier und die Zeit läuft mir schon jetzt davon. Die Berichte, die ich bis jetzt geschrieben habe gingen meist über Ausflüge von mir und kaum über Alltag. Vielleicht einfach deshalb, weil das alles so normal ist für mich. Für euch aber eben nicht. Und deshalb nun die Frage, über was ihr gerne noch etwas erfahren würdet- also schreibt mir doch bitte was als Kommentar und ich versuche, dass dann gut zu beschreiben.

Dienstag, 26. Februar 2008

Weihnachten die Zweite

Hatten Juli und ich gestern tatsächlich doch noch. Eigentlich wollte ich nur 2 Briefe beim Postamt abgeben. Doch als ich hereinkam, strahlten mich die Angestellten schon an und meinten, es wären 2 Pakete für mich angekommen. Als ich nachfragte, wie lange die da schon liegen, meinten sie, naja, so 1 Woche. Tja, das ist hier ein bisschen anders, denn der Briefträger hat meist keine Lust, das Zeug irgendwo hin zu fahren auf seinem Fahrrad. Wie sich herausstellte, war eines der Päckchen für meinen Geburtstag, das andere aber ein schon verloren geglaubtes Weihnachtspaket von meiner Freundin Helena. Für Julia war auch ein Weihnachtspaket angekommen und so beschlossen wir, bei ihr (da ihr Haus ganz in der Nähe liegt) eine Bescherung zu machen. Wie kleine Kinder freuten wir uns und öffneten gemeinsam unsere Pakete. Als ich das von Helena öffnete, kam mir ein intensiver Weihnachtsgeruch entgegen und wir fühlten uns tatsächlich so, als hätten wir nun doch noch ein Weihnachten gehabt. Und was dann auch noch alles drin war- unglaublich. Gebrannte Mandeln, Spekuatius, Plätzchen… Vieles war noch verschweist und nach einer Kostprobe meinten wir beide, dass das in Odnung ginge ;)
Tja, das sind so unsere Freuden hier in dem entfernten Nicaragua. Muss schon witzig sein für aussenstehende und wir müssen darüber hin und wieder auch lichen :o)

Geburtstag

Tja, nun gehöre ich also auch zu den 20ern und bin somit nun endgültig aus dem Teenageralter raus. Aber was macht schon das Alter aus- schliesslich ist man nur so alt, wie man sich fühlt, oder?
Von meinem Geburtstag habe ich mir hier nach dem missglückten Weihnachtsfest ehrlich gesagt nichts erwartet und so war ich dann überrascht, dass ich gleich zwei mal gefeiert habe. Und das war so:
Donnerstag Nachmittag sassen Juli und ich mal wieder im Rathaus und wollten unbeschränkt das Internet ausnutzen. Tja, das klappte aber leider nicht, da es seit ein paar Tagen Probleme mit der Verbindung gab (was sich erst Samstag wieder änderte, ich also über eine Woche nicht reinschauen konnte wg Seminar). Zusätzlich zu diesem Frust kam dann noch, dass Juli am nächsten Morgen bis Montag nach Los Guatuzos sollte um dort Englischunterricht zu geben. Super- an meinem 20.! Tja, unser Frust wandelte sich in Tollheit um und irgendwie kam mir dann der Geistesblitz, dass wir ja einfach meinen deutschen Geburtstag schon um 17 Uhr Ortszeit vorfeiern könnten. Nun musste alles schnell gehen, damit wir das zeitlich noch schafften und Julia schickte mich schonmal vor an den Malecón, wo ich warten sollte. Dort sass ich nun also und fiel vor Schreck fast ins Wasser, als sie von hinten mit einer Kerze in der Hand singend ankam. Die Kerze ging leider immer wieder aus, aber das machte nichts. Woher Juli so schnell nen Schokokuchen aufgetrieben hat, das wollte sie mir nicht verraten. Aber allein der Geschmack und der Blick auf den Nicaraguasee waren einfach herrlich. Schon was einzigartiges, seinen Geburstag mit einem SonnenUNTERGANG hinter dem Nicaragusee und den Bergen dahinter zu beginnen. Zusammen mit den Palmen, die auf dem Platz am Wasser stehen und dem Licht war das wirklich toll und für mich dir Welt wirklich in Ordnung.
Mein Nica- Geburtstag began dann so um 7 Uhr Früh, als ich verschlafen aus dem Bett kam und mir meine Familie (Cecilia, Ruth, Daniela und Danay) das traditionelle “Las Mañanitas” vorsangen. Danach rief mich Daniela zu sich und ich hatte schon so ein ungutes Gefühl, da alle so scheinheilig lieb schauten. Tja, und mein Misstrauen war auch begründet, denn plötzlich hielt mich Ruth fest und Daniela zerschlug mir ein rohes Ei auf dem Kopf. Supi! Angeblich machen die Jugendlichen das hier an den Geburtstagen. Sogar in der Schule. Ist wohl als Ersatz für Geburtstagskerzen gedacht. Die gibt es hier nämich gar nicht… Normal wie jeden Freitag ging ich dann in den CDI, wo ich einen ganz normalen Arbeitstag verbrachte mit der Aussnahme, dass ich aus Deutschland und von Freunden aus Nicaragua angerufen wurde, was mir ein Dauergrinsen aufs Gesicht setzte  Mittags gab es eins meiner Lieblingsspeisen hier: “Indio Viejo”, den Ruth extra für mich gemacht hatte und dazu Tomatensalat (mir wird hier nachgesagt ich wäre verrückt nach Tomaten). Und was noch viel toller war, dass wir echt alle gemeinsam am Tisch sassen, was hier in Nicaragua wahrlich nicht normal ist. Irgendwie war ich rel kaputt und so las ich schonmal ein bisschen in der Autobiographie vom Dalai Lama. Thomas aus Managua hat mir dieses und ein anderes Buch aus Deutschland mitbringen lassen und mir dann kurzfristig geschenkt, als wir uns am letzten Donnerstag sahen in San Carlos. Bevor wir um 6Uhr beim Radio sein mussten, bereitete ich mit Jahaira, meiner Tante, schonmal das Essen für abends vor und Ruth (Gastcousine) musste total viel rumrennen, um alles zu organisieren. Die Radiosendung mit dem Thema “Vorurteil” war recht gut und ich war zufrieden, denn ich hatte dieses Thema selbst vorgeschlagen. Schon am Morgen hatte mir irgendjemand im Radio Geburtstagsgrüsse geschickt und das wurde jetzt nochmal gemacht. War mir fast peinlich. Kurz bevor die Sendung zuende war, nahm John nochmal das Mikrophon und nach den abschliessenden Worten richtete er nochmal direkt die Worte an mich, beglückwünschte mich und dann sangen alle in die 2 Mikrophone “Häbbi Börsdai” und John schenkte mir eine riesige rosane Torte mit “Felicidadez Helena” drauf. Eigentlich sind mir diese Torten ein Horror, aber ich habe mich sehr über die Geste gefreut und da dismal nicht so viel Zuckerzeugs drauf war, schmeckte sie wirklich recht gut. Hinzu kam noch, dass sie eben erst aus dem Ofen und somit ganz warm war  Nachdem alle verköstigt waren, ging es erst mit dem Rest der Torte heim und dann in die Tertulia, wo die Generación del Mañana durch die Organisation von Ruth eine Feier vorbereitet hatte. Zu Beginn bat mich Edi, der im Sommer auch nach Deutschland kommen wird mit dem Jugendaustausch, zu sich und sang mir mit Begleitung der Gitarre, zwei Ständchen. Dann wurde Salsa vorgetanzt und Reggaeton und alle waren recht vergnügt. Fand es echt suss, dass sie sich was ausgedacht hatten und auch so zahlreich kamen. Der Arroz Valenziana, den ich mit Jahaira vorbereitet hatte, wurde verteilt und dann bekam ich doch tatsächlich auch noch eine Piñata! Man bekommt also die Augen verbunden, einen Stock in die Hand und muss dann tanzend nach einer Puppe schlagen, die an einem Seil festgemacht ist und immer wieder hoch und runtergezogen wird, damit man sie nicht so leicht fassen kann. Wenn oft genug getroffen wird, platzt die Pappenpuppe irgendwann und Süssigkeiten kommen heraus. Schluss der Feier war dann die Torte. Das ist hier anders. Bei uns beginnt man meist eine Feier mit gemütlichem Kaffee und Kuchen und hier gehen alle, wenn es erstmal Kuchen gab. Als die Jugendlichen (12-18 Jahre) dann eine Sahneschlacht begannen, habe ich schon gemerkt, dass ich einfach alter bin, so dumm das klingen mag *g* ich war jedenfalls glücklich, dass meine Gastfamilie und die vom Club mich nicht vergessen hatten und ich so einen ganz traditionellen Geburtstag organisiert bekam. Gemeinsam mite in para Leuten liess ich den Abend dann im Haus eines Freundes ausklingen und fiel um 2 sehr müde ins Bett.

Geburtstag

Donnerstag, 14. Februar 2008

Halbjähriges

Ich muss nun schon einen Tag vorgreifen, da ich morgen gemeinsam mit Julia mit dem Boot nach Granada fahren werde um pünktlich am Samstag dort anzukommen und in der Näher von Managua an dem Freiwilligenseminar teilzunehmen, das von Samstag bis Dienstag stattfindet...


Es ist kaum zu glauben, aber ich bin nun tatsächlich schon 6 Monate hier in Nicaragua und in dieser Zeit ist viel passiert und ich mich an ein neues Leben gewöhnen musste.
1. Mein Zuhause: Die so anderen sanitären Anlagen und das Haus waren für mich eigentlich nie ein Problem. Ich hatte mir wohl im Vorfeld noch etwas „schlimmeres“ vorgestellt und so war ich eher positiv überrascht. Klar, ich kann vollkommen verstehen, wenn jemand, der die Bilder im Blog sieht ersteinmal erschrickt. Doch wie schon öfters gesagt- man gewöhnt sich wirklich an alles. Manchmal nervt es, sich nicht unter fliessendem Wasser waschen zu können, keine richtige Toilette zu haben oder nicht barfuss gehen zu können. Doch das alles ist total in Ordnung und genauso wie das mit der Hand waschen ein Teil meines Lebens hier. Meine Gastfamilie ist nach wie vor sehr nett und ich bin Teil der Familie, was ich mir gewünscht hatte. Ein Untermieterverhältnis ist auf die Dauer einfach zu kühl und ich bin froh, dass ich das nie hatte. Von Anfang an wurde ich lieb aufgenommen und habe mich wohlgefühlt. Wenn mal wieder viele Gäste da sind, so müssen die Betten halt geteilt werden. So hatten wir es schon einmal, dass wir zu 7. in 3 Betten geschlafen haben. Tja, die Nicas- ein Haufenvolk wie manche sagen...
2. Nicaraguaner: Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Nicaraguaner sehr tolerant sind und sich gegenüber Ausländern sehr freundlich verhalten. Die Mehrheit ist sehr interessiert an Gesprächen mit uns Cheles, wenn sich diese Gespräche auch immer ähneln: 1. wie heisst du 2. hast du einen Freund 3. wie gefällt dir San Carlos, bzw. Nicaragua usw. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie unbedingt wollen, dass wir uns hier wohlfühlen. Wenn das nicht der Fall ist, dann ist das ganz schlimm für sie und setzen alles daran, das zu ändern. Ihre Gastfreundschaftlichkeit ist bemerkenswert und sobald man irgendwo hinkommt wird einem Essen serviert, Wasser gegeben und angeboten, sich auszuruhen. Man fühlt sich immer willkommen und das ist sehr schön. Eine weisse Frau in Nicaragua fällt leider ein wenig auf und so kann man nicht durch die Strassen gehen ohne dass einem „Chelita, chelita“ oder „Regalame tus ojos“ (schenke mir deine Augen) oder sonstige Liebesschwüre hinterhergerufen werden.
3. Essen: Ist hier wirklich sehr lecker, nur mit der Zeit ein wenig einseitig. Es gibt ausnahmslos JEDEN TAG Reis und Bohnen. Komischerweise bin ich dem Gallo Pinto noch nicht überdrüssig geworden. Mal schaun, ob das noch kommt. Ansonsten sind hier die Hauptnahrungsmittel Bananen, Kochbananen, Reis, Bohnen, Käse (der beim Kauen in den Zähnen quietscht) und Tortilla. In letzter Zeit gab es bei uns sogar mal Spaghetti  Ich war ganz glücklich, denn davor hatte immer nur der Hund Nudeln bekommen *g* Die Nicas essen natürlich auch Sachen wie Nudeln MIT Reis, was mir nicht so liegt. Aber das kann man ja selbst entscheiden... Viele Gerichte werden auch mit Mais gekocht- unter anderem eines meiner Lieblingsgerichte Indio Viejo (ein Brei mit Fleisch- einfach herrlich). Ruth kocht sehr gut und wenn Carlos (der Freund meiner Gastmutter) kommt, so gibts immer was besonderes...
4. Mentalität: Unpünktlichkeit oder erst gar nicht zum Treffen auftauchen, das ist relativ normal. Soll ein Treffen um 5 Uhr stattfinden, so fängt es wenn es gut läuft eine halbe Stunde später an und auch danach tröpfeln immer wieder nach und nach Leute ein, die daran teilnehmen. Ich bin es aus Deutschland gewöhnt, dass man sich wenigstens entschuldigt, dass man sich verspätet hat. Nicht so hier. Wenn man diejenigen dann darauf anspricht, so nicken sie nur und meinen „ja, stimmt. Ich bin nicht gekommen.“ und nichts weiter. Da muss man schon manchmal den Kopf schütteln... Die Einstellung, alles lustig und locker anzugehen hat auf jeden Fall zwei Seiten. Auf der einen ist es wirklich manchmal besser, nicht so verbissen zu sein und sich Zeit zu geben. Auf der anderen Seite jedoch kommt so auch nicht viel bei den Organisationen heraus. Alles zieht sich ewig in die Länge, dabei hätte nur ein Anruf gemacht werden müssen oder ähnliches. Da kann man als Freiwilliger schon wirklich die Krise bekommen. Denn man möchte etwas schaffen oder erreichen und die Art, Dinge anzugehen, macht es einem fast unmöglich. Es ist wirklich nicht leicht zu helfen und das muss man erstmal akzeptieren.
5. Arbeit: ich bin durch das Märchenprojekt eindeutig zufriedener geworden. Denn das ist etwas handfestes, was ich betreut habe und nun fertig gedruckt ist. Wie gesagt- man kann hier schwer helfen. Aber dass ich mit diesen Kindern ein paar schöne und lustige Stunden verbracht habe, in denen sie sich ganz eindeutig amüsiert haben, das tut mir gut und ich erinnere mich wirklich sehr gerne daran zurück.
6. Reisefieber: Die Reise nach Panamá hat mir damals sehr gut getan, da ich durch die Arbeit etwas kaputt war und mal ein bisschen rauskommen musste. Es ist schwierig zu erklären, aber zeitweise kann man sich hier in San Carlos ein wenig eingesperrt fühlen. Es ist wie eine Insel, von der man nicht einfach mal eben herunter kann. Sogar von der Vulkaninseln Ometepe kommt man schneller runter und in grössere Städte... Will ich mal was ganz anderes sehen, so muss ich einen halben Tag reisen und das auch recht unbequem. Hinzu kommt, dass es in San Carlos keine Freizeitmöglichkeiten gibt. Kino, Sport usw. ist nicht. Wir haben zwar eine Turnhalle, aber die ist meist besetzt oder es ist zu heiss um Sport zu machen. Laufen gehen kann man auf der Landepiste der Flugzeuge. Doch immer um 5 aufzustehen, das schaff ich einfach nicht. Ein paar Mal war ich jetzt abends in der Tertulia im Tanzkurs. Allerdings können das schon alle und man brauchte einen Partner, der einen schult. Letztes Mal hatte ich Glück: hatte einen netten Kerl, der sogar gleichgross war wie ich und das Tanzen hat sehr Spass gemacht. Wer hätte das gedacht- ich nochmal in einem Tanzkurs. Ich jedenfalls nicht... So, nun aber noch einmal zu Panamá: Dorthin zu reisen alleine war schon eine Sache für sich, die ich gut fand. Ich habe auf der Reise nette Menschen kennengelernt und gemerkt, dass man einfach offen sein muss und sich auf ein Gespräch einlassen. Man spürt, was für Menschen einigermassen nett sind und so findet man irgendwie immer zueinander. Panamá Ciudad mit ihren grossen Häusern (in Nicaragua gibt es fast nur einstöckige wegen Erdbebengefahr) hat mir gut gefallen und auch die Freiheit, einfach mal in den Tag hineinzuleben. In Nicaragua zu reisen ist ebenfalls kein Problem. In den Bussen wird man angeredet, die Menschen sind hilfsbereit und zeigen gerne den Weg oder den richtigen Bus und man fühlt sich wohl. Jetzt, da ich ein so vollkommen anderes Land kennengelernt habe, ist der Wunsch, mehr kennenzulernen natürlich entstanden. Wie „wenig“ habe ich bisher schon gesehen...
7. Schlafen: Schnell habe ich mich an das sehr harte Bett gewöhnt und schlafe sehr gut. Auf die Frage, ob mein Spanisch schon sehr gut ist, kann ich immer schlecht anworten. Doch es gibt einen Beweis, dass ich voll in dieser Sprache bin: Wie einige von euch wissen erzähle ich gerne viel im Schlaf und so tue ich das auch hier in Nicaragua. Da das Haus offen ist und man immer alles hört, was so vor sich geht, hört meine Familie hier auch alles von meinem Gebrabbel. Zum ersten Mal bin ich aber froh, dass ich rede, denn Ruth berichtet mir immer wieder, dass ich spanisch rede. Und das finde ich irgendwie cool. Zeigt es doch, dass ich hier wirklich mit so viel Spanisch umgeben bin.
8. Der Gedanke an zu Hause... wächst nun natürlich, da ich nicht mehr viel Zeit in Nicaragua verbringen werde. Die letzten beiden Monate werden schnell vergehen und schwupps bin ich wieder in Erlangen und kann den Berg unsicher machen. Ich freue mich, wieder daheim zu sein und doch wird es schwer sein, sich von hier zu lösen. Hier ist mein Zuhause im Moment. Ich lebe hier und kenne die Leute. Abschiednehmen liegt mir nicht gut und doch ist es nicht mehr lange hin bis ich es muss. Als ich von Deutschland Abschied genommen habe, war das anders. Zwar habe ich dort alle Menschen, die ich liebe, aber es ist sicher, dass ich wieder zurückkehren werde. Wenn ich hier Abschied nehme, ist es ungewiss, wann ich zurückkehre oder ob ich überhaupt zurückkomme.
Aber nun sollte ich erstmal noch die 2,5 Monate vollkommen hier sein und dann glücklich wieder in meine Heimat zurÜckkehren. Glücklich, so viele tolle Erfahrungen gemacht zu haben und glücklich, wieder Daheim zu sein.

Mittwoch, 13. Februar 2008

Überraschung!

Mein Tag begann wie jeder andere und sah wie folgt aus: Tertulia bis zur Mittagspause, Nachmittags zu einer Projektbesprechung und abends eventuell zu einem Treffen mit den österreichischen Delegierten, die im Moment hier in San Carlos waren und die Stadt Linz vertraten. Tja, der Morgen war auch noch wie geplant. Julia hatte mir gesagt, dass ich wohl auch um halb3 zur Krankenhausbesichtigung eingeladen bin, aber ich hatte ehrlich gesagt nicht viel Lust und wäre nicht hingegangen, wenn Frank Ochomogo (Zuständiger für Partnerstädte) mich nicht am Handy angerufen hätte. Also doch hin und brav hinter allen hergelaufen, denen das Krankenhaus gezeigt wurde. Die Bürgermeisterin und der Chef der Klinik haben mich net begrüsst und ich dachte mir nur: "ja, sehr nett heute" und hab mich gefreut. Die Stadt Erlangen hat schon einen Saal im Hospital und gestern sollte nun der Grundstein für eine Pädiatrieabteilung gelegt werden. Auf dem Weg dorthin meinte Frank lächelnd, dass ich heute die Bürgermeisterin Erlangens sein werde und ich fand das zu dem Zeitpunkt einen witzigen Scherz *g* Alle Ärzte und Vertreter Linz´ und San Carlos waren also da und es wurden einige Reden an dem Ort gehalten, an dem das Gebäude errichtet wird und Julia und ich unter anderem vorgestellt. Nun war es also an der Zeit, den Akt der Grundsteinlegung zu vollziehen und Marisol McRhea (Bürgermeisterin) nahm das Mikrophon und meinte: "Stellvertretend für alle Erlanger und die Städtepartnerschaft Erlangen- San Carlos wird Helena Trinczek zusammen mit mir und der Vizebürgermeisterin Linz' nun den Grundstein für dieses Projekt legen." Überraschung! Wie gut, dass mir davor jemand Bescheid gegeben hatte. Eigentlich wäre ich ja gar nicht gekommen. Nun wurde mir auch das freundliche Verhalten der Leute klar und was der Witz Franks heissen sollte. Ich konnte nun aber nichts mehr sagen und musste zusammen mit den beiden Damen vorgehen an die schon vorbereitete Stelle. Zuvor war ich dem Kameramann gut ausgewichen, aber nun war ihm kein Entkommen mehr. Ich schaufelte also gemeinsam mit Marisol den Zement auf eine Platte und den letzten der 3 Steine haben wir drei Frauen gemeinsam gesetzt. Wenn das mal nicht Frauenpower ist! Hui, danach war ich erstmal so ein bisschen voll Adrenalin und beschämt, von so vielen Kameras fotographiert worden zu sein. Vielleicht aber auch nicht schlecht, dass ich nichts davon wusste, denn dann hätte ich Zeit zum Aufgeregt sein können gehabt... Später im Rathaus gab mir Frank dann lächelnd die Einladung zur Grundsteinlegung mit den Worten: es war so viel zu tun, dass ich das glatt vergessen habe. Also wenn das mal nicht typisch nicaraguanisch ist. Nunja, so bin ich zu der Ehre gekommen, einen Grundstein zu legen. So oft passiert das im Leben wohl nicht. Abends war dann die offizielle Zeremonie für die Delegation aus Linz und wir wurden eingeladen, daran teilzunehmen. Es gab immer nur einen Englisch- Spanisch Übersetzer und die Vizebürgermeisterin bat uns beide nun also, an dem Abend ihre Rede zu übersetzen. So sassen wir in der ersten Reihe neben ihr und Marisol und wohnten dem ganzen bei bis es zur Rede kam. Abwechselnd haben wir ihre Worte übersetzt. Das ist wirklich nicht so einfach. Man vergisst ganz schnell wieder, was sie gesagt hat und dann muss man den Satz umstellen usw. Julia macht das echt super und ich kam mir ein bisschen dumm vor. Aber wir wurden beide gelobt und da haben wir uns natürlich gefreut :) Als alles rum war, gab es Wein, Rum und Kleinigkeiten zum Essen und wir wurden gefragt, ob wir noch mit zu einem Restaurante kommen möchten um den Abend ausklingen zu lassen. Tja, da sagen wir doch nicht nein. Es war ein schöner Tag mit netten Gesprächen und ich war sowieso hin und weg von dem österreichischen Dialekt, den ich so gern höre. Diego, einer der 3 SanCarlos- Sänger sass mit am Tisch und packte dann seine Gitarre aus. Seine Stimme ist kräftig und doch sanft und hat die Atmospäre am Tisch wirklich einmalig gemacht. Der "Blick" auf den See und den Fluss, leichter Wind, nette Menschen am Tisch und dann typisch nicaraguanische Lieder- einfach genau das richtige...

Freitag, 8. Februar 2008

Tod und Kindesmissbrauch

Wie ihr wisst, ist San Carlos ein kleines Dorf und hier wird gerne und viel getratscht. So kam es, dass mir gleich als ich aus Managua wieder nach Hause kam, die Neuigkeiten San Carlos´ berichtet wurden, die leider etwas traurig waren.
1. Am Montag Vormittag waren einige Kinder zum Spielen am Wasser und unter nicht geklärten Umständen ist ein 5- jähriger ins Wasser gefallen. Da er- so wie die Mehrheit der Mensch hier- nicht schwimmen konnte, ist er ertrunken und keiner hat ihm geholfen, bzw. es war niemand da, der helfen konnte. Erst am darauffolgenden Tag wurde seine kleine Leiche am Hafen aufgefunden. Julia erzählte mir, dass die Fernsehleute mal wieder direkt auf den toten Körper draufgehalten haben, wobei wir auf die Frage kam, wo es anfängt, dass man die WÜrde eines Toten verletzt und wir waren uns beide einig, dass man ihnen ihre letzte WÜrde bewahren wollte. Es ist wirklich schockierend, dass hier kaum jemand wirklich schwimmen lernt, obwohl wir hier fast wie auf einer Insel leben: der Río SanJuan, der Lago... aber so wie wir in einem Schwimmbad kann man hier eben nicht einfach einmal das schwimmen lernen und bei der Wasserknappheit wäre das auch eine Verschwendung.

2. Wurde mir berichtet, dass Francisco López von der Tageszeitung die PRENSA zwei Mädchen im Alter von 8 und 11 Jahren missbraucht hat. Ich war darüber sehr geschockt, da ich diesen Mann kenne und schon einige Male länger mit ihm geredet habe. Unter anderem damals, als bekannt wurde, dass das 10jährige Kind in San Miguelito von ihrem Stiefvater missbraucht und geschwängert wurde. Er war in unserem Gespräch darüber sehr aufgebracht über so eine Tat und nun kommt also heraus, dass er selbst sich an Kinder vergangen hat... Aus uns nicht bekannten Gründen haben sie ihn nach der Festnahme gleich wieder auf freien Fuss gesetzt, er muss jedoch in seinem Haus bleiben bis zum Urteil. Nun ziehen immer wieder Gruppen zu diesem Gebäude, schmeissen Steine an die Wand und brüllen Beschimpfungen. Das ist auf der einen Seite gut nachzuvollziehen, auf der anderen Seite wird somit aber auch die ganze Familie bestraft, die ja nichts getan hat. Gestern wurde nun ein Protestmarsch vorbereitet. Vormittags habe ich im Rayitos del Sol ein Leintuch bemalt und um 1am versammelten sich diejenigen, die wollten. Die Mehrheit waren Frauen, aber auch Männer schlossen sich dem Zug nach und nach an. Der Zug ging bis zu dem Haus der Anwältin, zu der Francisco um 2 uhr kommen sollte. Leider war die jedoch in Managua und so kam auch der Angeklagte nicht. Wozu also das ganze fragt man sich vielleicht. Es soll die Bürger dazu animieren, nicht zu schweigen, wenn ihnen so etwas passiert. Und tatsächlich- es haben sich noch gestern Nachmittag 2 Frauen gemeldet und angegeben, dass ihre Töchter missbraucht worden seien. So ein furchtbarer Gedanke, dass sich ein erwachsener Mann an Kindern vergeht. Daran möchte man wirklich nicht denken...

Mittwoch, 6. Februar 2008

Info zum Maerechenabend

am 17. Februar 2008:

"Am Sonntag, 17. Februar, 11 Uhr, stellt die Erlanger Journalistin und Autorin Margrit Vollertsen-Diewerge in einer Matinée ihr neuestes dreisprachiges Buch "Pegasus, das Dichterpferd - Pegaso, el caballo poeta - De Pegaso equo poetico" vor (im Großen Saal des Frankenhofs in Erlangen, Südliche Stadtmauerstr.35). Die Veranstaltung wird u.a. gestaltet von Klaus-Karl Kraus, einer lateinamerikanischen Band sowie Schülerinnen und Schülern der Städtischen Musikschule und des Friedericianums. Wir laden Sie ganz herzlich zur Matinée mit anschließendem lateinamerikanischen Büffet ein!

Die Illustrationen des Märchens, das Teil des Märchenbuchprojektes mit den Erlanger Partnerstädten ist, stammen von Schülern aus San Carlos. Die Erlanger Abiturientin Helena Trinczek, die derzeit ein freiwilliges Jahr in San Carlos macht, hat dieses Malprojekt mit großem Einsatz in San Carlos und auf Solentiname betreut. An der Übersetzung waren neben Stadtrat José Ortega auch Schüler des Friedericianums beteiligt, die das Buch ins Lateinische übersetzten. Eine Ausstellung mit allen Bildern der Kinder (für das Buch musste eine Auswahl getroffen werden) ist geplant. Das Buch wird für 14,80 € unter anderem in der Tourist-Information am Rathausplatz erhältlich sein, gerne können Sie mehrere Exemplare für Ihre Einrichtung, Gruppe oder Verein erwerben!
Nähere Infos erhalten Sie bei der Städtepartnerschaftsbeauftragten der Stadt Erlangen unter 09131-86-1352 oder per E-Mail: cornelia.betz@stadt.erlangen.de"

Dienstag, 5. Februar 2008

Man sieht sich im Leben immer zwei mal...

Montag Frueh wurde ich mal wieder mit einem tollen Fruehstueck gemeinsam mit Edgar, Thomas und Jens verwoehnt bevor ich mich auf die Heimreise macht. Mit dem Boot waere es sehr viel angenehmer gewesen, aber da ich meinen Pass nicht dabei hatte, viel diese Option leider aus und ich musste den Bus nehmen. Dennoch fuhr ich nach Granada und habe dort die 4 stunden, die mir verblieben, verbracht indem ich im Markt herumgelaufen bin und mich dann irgendwann in die Casa gesetzt habe und einen echten Capucchino bestellt habe. So ein Luxus muss auch mal sein dachte ich mir und hab ihn sehr genossen. Granada ist viel zu touristisch, aber die Stadt an sich verzaubert mit ihren schoenen grossen Kolonialhaeusern und ich mag die Stimmung, die sie verbreiten, sehr gerne. Langsam bin ich dann die Strasse hinunter zum Hafen gelaufen, hab mir einen Platz reseviert und hab gewartet, bis der Bus um 3 Uhr abfaehrt. Als ich mich dann gesetzt hatte, sah mich ein Typ strahlend an und fragte, ob ich die Helena sei. Ich war etwas verwirrt und als er auf mich zukam und mich begruesste, ueberlegte ich fieberhaft, wer das jetzt wohl ist. Im Laufe des Gespraeches stellte sich dann fuer mich heraus, dass ich im August, wo ich das allererste Mal aus Granada heimgefahren war, da ich das Boot verpasst hatte, auch shcon neben ihm sass und er sich immer noch an mich und meinen Namen erinnern konnte. Wow. Zufaelle gibts... Nach der anstrengenden Fahrt musste ich mich erst einmal richtig ausschlafen und fuehle mich nun wie neugeboren

Das Meer

... habe ich in den letzten Monaten doch tatsaechlich noch kein einziges Mal in Nicaragua gesehen. Das musste nun geandert werden und Thomas und ich sind am Sonntag gemeinsam losgezogen um nach Pochomil zu fahren, das von Managua ca 1,5h weg ist. Schon die Fahrt dorthin war sehr schoen- die bergige Landschaft und die weite Sicht sind einfach wunderschoen... Dort angekommen liefen wir gemeinsam ein ziemliches Stueck nach Norden am Strand entlang um das perfekte Plaetzchen zu finden. Der Sand war so heiss, dass ich es nicht aushilt und am Wasser laufen musste bis wir uns dann auf die Stufen vor einem Haus direkt am Strand setzten. Dort gab es naemlich Schatten, der bei dieser Hitze unbedingt notwendig war. Ist schon komisch. Jetzt bin ich in einem so heissen Land, und man koennte denken, dass man viel draussen in der Sonne ist und sie geniesst. Das Gegenteil ist jedoch der Fall- man fluechtet vor ihr. tja, so wird das wohl nichts mit dem braun werden ;) Der Tag war sehr schoen. Wir sassen einfach da, haben die Aussicht auf das weite Meer, den Wind und den Schatten der Baeume genossen und gegen 4 gings dann wieder langsam zurueck um vor der Heimreise noch zu essen. Auf unserem Weg blieben wir dann jedoch noch beim Muschelsammeln haengen. So viele unterschiedliche habe ich in meinem Leben noch nie gesehen- pink, gruen, gelb, braun, schwarz, weiss... alles war dabei und auch in allen erdenklichen Formen! Irgendwann riss mich Thomas dann davon los und wir haben in einem Restaurant am Wasser unglaublich guten Fisch bestellt. Unser Tisch, zu dem wie bei allen anderen auch, eine Haengematte gehoerte, stand im direkten Blick zum Meer und da es langsam zu daemmern begann, war die Atmosphaere wunderschoen. Ein Reiterpaar ritt an uns vorbei- hinter ihnen ein kleines Fohlen, Liebespaare am Wasser, Kinder kreischend und lachend... Da muss es einem doch gut gehen, oder nicht?
Um halb6 ging es leider schon heim. Die Kleinbusse sind noch furchtbarer fuer mich, denn hier bekomme ich meine Knie wirklich nicht hinter den Vordersitz und muss sie immer zur Seite heraushaengen lassen. Dafuer wurde ich aber mit der Aussicht aus dem Fenster belohnt. Die Sonne war nun schon untergegangen und die huegelige landschaft wurde in ein rot- orangenes Licht getaucht. Der Bus war viel zu voll, aber das ist eben Nicaragua. Die ganzen Eindruecke des Tages und die Atmosphaere in dem Bus, die ich schon so gut kenne, haben mich ahnen lassen, wie sehr ich das alles vermissen werde, wenn ich wieder daheim bin...

Carnaval en Managua

... hiess es am Freitag im Haus von Jens und Thomas, die dort gemeinsam mit einem Nica namens Edgar wohnen, und haben mich eingeladen, zu kommen. Da ich schon lange nicht mehr rausgekommen bin aus meinem departemento hab ich diese Gelegenheit genutzt und bin Donnerstag Abend mit dem 8- Uhr Bus nach Managua gefahren. In den Bus zu kommen war mal wieder eine Kunst fuer sich. Er war dermassen ueberfuellt, dass ich erst einmal eine viertel stunde an der ersten Stufe stand. Ich hatte mein Ticket jedoch schon in der Frueh gekauft und so einen platz in der 3. Reihe sicher, musste also keine Angst haben, wieder stehen zu muessen. Irgendwann hab ich mich dann an den Gepaeckhaltern hochgezogen und konnte dadurch die Leute, die im Gang standen, ueberwinden. Mit meinem Sitznachbar hatte ich Glueck- er war normaler Statur, roch normal, fiel beim schlafen nicht immer auf mich drauf und redete nur maessig, dann aber sehr nett. Die Fahrt war anfangs kaum auszuhalten. Da alles so vollgestopft war mit Leuten, war die Luft grauenhaft und man konnte kaum atmen und ich hatte immer irgendwelche Baeuche an meinem Arm oder Achseln, die sich an den Gepaeckhaltern festhalten. Naja, ich bin jedoch wie immer recht gut angekommen und nach einer weiteren Busfahrt in Managua kam ich "zu Hause" an, wo ich schon erwartet wurde. In Masaya musste ich mir noch die passenden Accessoirs fuer mein Kostuem kaufen und da Moritz aus Rivas auch etwas brauchte, zogen wir gemeinsam los. Irgendwie hatte ich mir mal wieder irgendetwas aufgeschnappt oder ich war zu uebermuedet, jedenfalls ging es mir abends dann wirklich nicht gut und ich lag relativ lange im bett und kam erst wieder raus, als schon viele Gaeste da waren *g* naja, der Abend wurde dann doch noch sehr amuesant, nachdem meine Kopfschmerzen weg waren. Neben ein paar bekannten Gesichtern kamen auch Jakob und Christoph, die beide ganz herrlich verkleidet waren. Jakob arbeitet in einer Kirche und hatte sich das Gewand seiner Chefin ausgeliehen. Mit dem langen Haar, seinem Bart und dem Holzkreuz sah er sehr ueberzeugend aus und uns zum lachen. Christoph war sogar noch eine Nummer besser- er war ein Touri- Gringo: weite Hosen mit Taschen an den Seiten, die jedoch hochgezogeb wird, ein Hawaiihemd, eine Kappe und in die Trekkingsandalen gestreifte hochgezogene Sochen. Zu guter letzt kam um den Bauch dann noch ein Reiseguertel um das Styling perfekt zu machen und er spielte seine Rolle sehr gut. Ich war da nicht sehr einfallsreich gewesen und hatte auch nicht die Moeglichkeit, irgendwas tolles zu machen und so ging ich als Piratin: rotes Kopftuch, wilde Maehne drunter, grosse Ohrringe, "Gold"schmuck, weisses Leinenhemd und eine Machete am Guertel. naja, das ging jedenfalls schnell zu beschaffen alles :) Der Rum floss wie immer und es haben sich alle gut amuesiert und ich habe es genossen, mal wieder unter so vielen Leuten auf einer Party zu sein.