Freitag, 28. März 2008

Und schon wieder bin ich weg

Schon wieder mache ich mich heute auf die Reise. Erst einmal geht es nach Sn Miguelito, von wo aus ich am Samstag nach Juigalpa fahre, Sebastian aus San Juan treffe und wir dann gemeinsam an die Karibikküste weiterfahren. Von Anfang an wollte ich die Karibik mit den andersfarbigen Menschen, Tänzen und Natur sehen, sodass ich nun glÜcklich bin, dass das vor meiner Abreise noch klappt.
Nun habe ich nur noch einen Monat hier in Nicaragua und es ist immer wieder faszinierend, wie schnell die Zeit verfliegt. Kann es wirklich sein, dass ich schon fast 8 Monate hier bin???

Masaya

Schon am darauffolgenden Tag verliesen Juli und ich Ometepe wieder um nach Masaya zu fahren. Als wir in San Jorge ankamen, war der Strand vor lauter badenden Menschen nicht mehr zu erkennen. Es ist unglaublich, wie viele Leute an den Feiertagen hier hin kommen und wir waren froh, diesem Chaos entgehen zu können. Es ist schwierig, am höchsten Feiertag einen Bus zu bekommen, aber wir hatten Glück und waren am frühen Nachmittag schon in Masaya. Doch dann verliess uns das Glück für eine Weile. Es war keine Hospedaje auffindbar, die noch Platz hatte und erst nach einer längeren Sucherei (was bei dem krassen Muskelkater, den wir hatten wirklich anstrengend war) fanden wir ein Internetcafé. Mit dem Aufenthalt dort stieg unsere Laune jedoch ein wenig, denn das Internet war schnell und wir konnten ohne Probleme telefonieren, was immer super und in San Carlos nicht die Regel ist :) Zum Glück rief mich dann Gregor, der in Masaya lebt, an, nachdem ich ihn nie erreicht hatte und versprach, dass wir bei ihm unterkommen- juchu! Wir beide waren beruhigt und liessen uns im Parque Central nieder um die erste Pizza seit Monaten zu geniessen. Nun, da das mit dem Schlafplatz gesichert war, konnten wir auch die schöne Atmosphäre geniessen. Der Park war voll von Familien mit Kindern, Geschrei und Verkaufsständen und wir fühlten uns einfach wohl. Später kam auch noch eine Osterprozession vorbei: Viele verkleidete Leute/ Kinder, die von MÄnnern durch die Strassen getragen werden, Blasmusik und Leute, die dem Zug folgen. Der Umzug endete in der Kirche, um die sich eine Traube von Menschen bildete und alle irgendwie gelöst aussahen. Es war schön, noch etwas typisches von der Semana Santa miterleben zu können und zufrieden fuhren wir zu Gregors Haus, wo wir herlich aufgenommen wurden.
Am nächsten Tag ging es auf den Markt und gegen Mittag trafen wir uns wieder mit Simon und Julian, die von der Insel kamen und wir gingen mit ihnen Essen. Schon wieder hiess es Abschied und wir fuhren zur Hauptstrasse, wo wir auf einer Camioneta hinten drauf nach Managua fuhren und so unseren Bus nach San Carlos überpünktlich erreichten. Von da aus ging es das letzte Mal den langen Weg von Managua nach Hause. Es war ein komisches Gefühl, sich dessen bewusst zu sein. Die Zeit um 5pm herum ist meine Lieblingszeit. Alles wird ein wenig friedlicher, das Licht steht so schräg, dass alles in anderen Farben erscheint und die Natur schaut wunderschön aus. Ich verfiel ein wenig in Melancholie, aber Juli stupste mich an, nickte mir aufmunternd zu und wir lachten gemeinsam. Nach einer kalten 10h- Fahrt kamen wir in San Carlos an und teilten uns das letzte Mal für die Reise das Bett. Diesmal war es mein eigenes, da Juli ihren Haustürschlüssel vergessen hatte. Sonntags schleppte ich mich totmüde in die Messe, die überfüllt war und somit endete mein Ostern in Nicragua für mich.

Ometepe

Juli ging es immer noch nicht besser als wir am Mittwoch mit dem Kutter (weil billiger als Fähre) von San Jorge aus auf die Vulkaninsel Ometepe fuhren. Es war ganz gut, dass die Sonne an diesem Tag einmal nicht so sehr schien und so die sonnenverbrannte Juli schonte. In Moyogalpa (Ometepe) trafen wir dann gleich auf Simon und Julian aus Ocotal, die ein paar Tage bei mir daheim in San Carlos waren und sich nun mit uns trafen. Wir konnten glücklicherweise kostenlos bei Skinny, einem Deutschen, der seit 2 Jahren hier wohnt und sich ein Hotel aufbaut, unterkommen, da er mir das einmal angeboten hatte. Zusammen mit einem Führer, der ein Freund Skinnies ist, ging es am nächsten Morgen in der Früh auf den noch aktiven Vulkan Concepción hinauf. Dieser Aufstieg ist einer der schwersten und das machte sich auch schnell bemerkbar. Juli und ich fielen immer zurück und die Jungs "mussten" auf uns warten. Je weiter wir nach oben kamen, desto niedriger wurden die Bäume und die Vegetation wurde immer bodenlastiger. Das heisst, mehr Büsche als grosse Bäume. Leider konnte ich mich nicht sehr an der ach so schönen Natur ergötzen und hatte eher mit dem nach oben kommen zu tun. Juli und ich waren beide am Rande unserer Kräfte, als wir endlich an der Vegetationsgrenze ankamen. Sofort war es ziemlich kalt, da es keinen Windschutz mehr gab und wir kauerten uns zusammen uns assen ein wenig von unsererm mitgebrachten Essen. Um die Spitze des Vulkans sind meist Wolken und so hatten auch wir kein Glück. Die Aussicht war nicht besonders toll und nach oben hin konnte man gar nichts sehen. So blieben wir auf 1000metern und machten uns dann wieder an den Abstieg, was eine noch viel grössere Herausforderung für mich war. Unser Führer hüpfte da leichtfüssig hinunter und weg waren die Jungs mal wieder. Juli und ich waren mal wieder für uns allein. Das Anstrengende ist, dass es ausschliesslich bergab geht und das auch noch recht steil. Das ist eine unglaubliche Belastung für die Knie und da ich sowieso Probleme mit ihnen habe, so wollten sie mir nach einiger Zeit nicht mehr wirklich gehorchen und knickten immer gleich ein ganzes Stück ab, wenn ich lief. Juli und ich blieben immer wieder stehen und verfielen in Lachkrämpfe. Wohl aber weniger deshalb, weil irgendwas so lustig gewesen wäre als dass wir einfach körperlich erschöpft waren. Tja, fast 8 Monate ohne Sport, Fettem Essen und mehr Gewicht machen sich dann halt auch bemerkbar. Jedoch ist dieser Aufstieg für jeden sehr anstrengend und ich bin doch froh, dass ich es gemacht habe. Beim Abstieg und den Pausen fielen uns nochmal besonders die vielen verschiedenen bunten Schmetterlinge, Kaffeebäume, Blumen und andere Vegetationen auf. Es war wie im Paradies, wäre man nicht so am schwitzen gewesen... Irgendwann sahen wir eine ganze Affenkolonie direkt in den Bäumen über unserem Weg sitzen. Da uns unser Führer vorher erzählt hatte, dass die Gongo- Affen einen ätzenden Urin haben, der bewirkt, dass sogar die Haare ausfallen können, hatten wir ein wenig Angst und rannten schnell weiter, woraufhin wieder ein erschöpfter Lachkrampf folgte. Jetzt im Nachhinein ist das schon witzig gewesen. Damals wollte ich einfach nur unten sein. DAs waren wir dann auch so um 3 Uhr. Ersteinmal daheim gings unter die Dusche, da wir alle 4 unglaublich dreckig waren, und danach zum Einkaufen. Abends grillten wir auf einem gefundenen Rost herrliches Essen: Da wir kein Geschirr noch besteck hatten, wickelten wir das Fleisch in Alufolie ein, schnitten mit den Taschenmessern Tomaten und Zwiebeln und packten Kartoffeln und Platanos ein. Ich habe schon lange nicht mehr so gut gegessen. Vielleicht lag das an der Gesamtsituation, denn wir sassen am Boden, jeder ass mit den Fingern und seinem Taschenmesser und wir waren einfach alle furchtbar herrlich schweinisch- müde :)

Dienstag, 25. März 2008

San Juan del Sur und Rivas

Samstag Abend kamen wir nach einer langen Busfahrt (die aber rel gemÜtlich in einem neuen Reisebus war) in San Juan del Sur, der Partystadt Nicaraguas, an und wurden gleich von Sebastian, der dort für ein Jahr als Zivi lebt, abgeholt. Allgemein sind hier viele Ausländer zu sehen, aber während der Semana Santa kommen noch viel mehr Menschen als sonst, unter ihnen auch viele Nicas. Die Semana Santa (Woche vor Ostern) wird hier eigtl nicht besonders gross gefeiert. Es gibt ein paar Umzüge in der Stadt mit lautem Gepolter und in manchen Städten werden die Strassen verziert. Ansonsten heisst es eher, dass man an den Strand geht und dort die Feiertage verbringt. Wir haben gleich den ersten Tag an einem schönen Strand in einer Bucht weiter nördlich San Juans verbracht. Das Wasser war klar, der Strand relativ leer, wir fanden einen Schattenplatz und alles war sehr tranquilo (ruhig). Wie solche Strandtage sind, passierte nichts aufregendes. Man geht ins Wasser, wieder raus, trinkt, isst, schläft, liest... Leider hielt sich Juli viel zu lange in der prallen Mittagssonne auf, sodass sie einen Sonnenstich bekam und es ihr dementsprechend bescheiden ging am abend und darauffolgenden Tag. So liesen wir es ruhig angehen und verbrachten die zwei folgenden Tage nur im vollkommenen Schatten, was auch sehr schön war und man mal wieder total abschalten und ich mein Buch endlich einmal beenden konnte. Partymässig ist jeden Abend was los. Es kam mir an der Strasse entlang des Strandes fast so vor wie in Spanien, alles voller weisser Leute (woran wir nunmal nicht mehr gewöhnt sind *g*), Beach Boys (Surferhosen, Billabong- Shirts, blondes langes Haar) und viel Lärm und Verkaufsstände. Juli und ich haben es uns Frühstückstechnisch sehr gut gehen lassen und sind zwei mal in verschiedene Cafés gegangen. Klar, sie sind meist von Engländern oder Amis geführt, sonst gäbe es all das touri- zeugs gar nicht. Wie wundervoll war es, einen richtigen Kaffee zu trinken und ein richtiges Müsli mit vielen Früchten... Davon werde ich jetzt die letzten Wochen noch zehren ;) Es war nett die paar Tage, aber ich würde hier nicht gerne leben wollen. Es ist mir zu europäisch. Das ist nicht Nicaragua. Die Natur ist atemberaubend schön und San Juan mit der Bucht, in das es liegt, ebenfalls, wäre es nicht so touristisch geworden. Überall an den Hügeln der Bucht stehen riesen Villen mit Swimmingpool, Alarmanlagen und Autos. Leute, die nur hierher für ihre Ferien kommen, müssen also ein vollkommen verzerrtes Bild von Nicaragua bekommen und das fanden Juli und ich doch ein wenig schade.
Wir fuhren am Dienstag ab und hätten die verbrachte Zeit dort wohl nicht besser wählen können. Man merkte nun nämlich sehr, dass die ganzen Massen über Nacht angekommen waren und der Strand war voll mit Menschen, die badeten, in Hängematten oder auf dem Boden schliefen und sich ausruhten. Relativ teuer (also eigtl nicht, wir sind nur so knausrig geworden: 2$für halbe Stunde Fahrt) fuhren wir mit dem Taxi nach Rivas, wo wir für die Nacht bei Moritz` sehr netter Familie unterkamen. Gerade als wir zu dritt abends losziehen wollten, kam uns Thomas aus Managua grinsend entgegen. Was für eine Überraschung! Ich hatte mich ja eigtl schon von ihm verabschiedet und dachte nicht daran, ihn hier noch einmal wieder zu sehen. Da ich meine Speicherkarte jedoch bei ihm vergessen hatte, entschloss er sich kurzfristig, nach Rivas zu kommen. So hatten wir noch einen weiteren Abschiedsabend, der sich etwas hinzog und ich so am nächsten Morgen etwas kaputt war.

Montag, 24. März 2008

Managua

Hier waren wir eigentlich nur auf Zwischenreise von León nach San Juan del Sur und damit ich mich von Thomas, Jens, Jakob und Edgar verabschieden konnte. Wir sind zusammen noch etwas Essen gegangen und dann auf ein Konzert, das nicht so prickelnd war und wir deshalb beschlossen, zu 4. (Moritz aus Rivas, Thomas, Juli und ich) Heim zu fahren. Der Abend war sehr schön und wir haben uns lange unterhalten, sodass wir am nächsten Morgen nur schwer aus dem Bett kamen. Damit wir an diesem Tag aber noch bis nach San Juan kamen, mussten wir mittags leider los. Es war seltsam, sich zu verabschieden, da man sich so in Nicaragua nunmal nicht mehr sieht. Auch wenn uns in Deutschland immer noch die gemeinsamen Erinnerungen und Erfahrungen verbinden, so ist das einfach anders, da wir nunmal in Deutschland sind. Ist schwierig zu erklären. Es ist einfach ein seltsames Gefühl... Nach einem Tag Aufenthalt in der Hauptstadt Nicaraguas ging es dann also weiter in den Süden ans Meer.

León

Dienstag abend waren wir schon in León, einer wundervollen Kolonialstadt nahe am Pazifik. Wir mussten uns ersteinmal auf die Suche nach einer Hospedaje machen, was rel schnell ging, nachdem wir bei zwein abgewimmelt worden waren. Nach einer ewig langen Suche nach etwas Essbaren (alles hatte schon zu um 9:30pm), bekamen wir glücklicherweise noch etwas zwischen die Zähne und fielen erschöpft in die Betten. Am nächsten Morgen sahen wir die Stadt erst richtig: farbenfrohe Häuser, viele Menschen, Pferdewagen auf der Strasse, Verkäufer und Hitze! Wir schauten uns ein wenig die Stadt an und ein seltsames Museum der Legenden und Traditionen Leóns. Der Museumsbesuch hatte sich aber schon wegen der leckeren Mangos gelohnt, die wir aus dem Garten mitgehen liessen :) Mit dem Bus ging es dann Mittags an den Strand, den den wir uns allerdings nicht legen konnten, da es einfach zu heiss war. So machten wir es uns in einer Bar auf dem 1. Stock mit Ananas- und Bananensaft gemütlich und genossen die gemütliche Atmosphäre. Als die Sonne dann langsam zur Neige ging, sind wir an den Strand gegangen und haben bei Sonnenuntergang eine herrliche Coco getrunken/ - gessen. Die Stimmung, die beim Untergang der Sonne und Wasser entsteht, ist einfach herrlich und man fühlt sich einfach wohl. Man schaut in die Natur und braucht gar nichts zu sagen, einfach nur geniessen… Bei der Busfahrt nach Hause wurden Juli und ich das erste Mal richtig belästigt. Das Licht war während der Fahrt fast immer aus und da dachte sich wohl ein Kerl, dass es in Ordnung wäre, Juli, die am Gang sass, “aus Versehen” zu berühren. Als ihr das zu viel wurde und auch ganz klar war, dass das Absicht war, setzten wir uns um. In diesem Moment rutschte seine Hand auch bei mir aus, woraufhin ich mich ohne nachzudenken umdrehte und ihm voll eine runterhaute. Er hatte dann noch die Dreistigkeit, sich ebenfalls umzusetzen. Zum Glück hatten aber der Busfahrhelfer und 2 andere Männer gesehen, dass ich ihn angeschrieben und geschlagen hatte und kamen nun hinter. Ein anderer Besoffener mischte sich auch mit ein und da sie sich nicht beruhigten, wurden sie nach langer Streiterei aus dem Bus geschmissen. Das erste Mal, dass bei sowas eingegriffen wurde und nachdem wir eine Weile etwas überwÄltigt dasassen, waren wir echt froh. Abends gings noch mit 2 Freundinnen ins Nachtleben von León. Am nächsten Tag wurde mal wieder ein Museum abgeklappert, in dem ein echter Picasso und Delaunay hingen und das uns insgesamt sehr gut gefiel und dann trafen wir uns mit Elmer, den ich beim Übersetzten für die Österreicher hier in San Carlos kennengelernt habe. Er hatte uns damals auf seine Finca am Strand eingeladen und so fuhren wir abends mit seinerFamilie dort hin. Leider war es schon zu spat zum baden, aber wir sahen mal wieder den Sonnenuntergang :) Elmer zeigte uns dann gemeinsam mit der ganzen Familie sein Hotel und seine Baustelle und lud uns dann ein, dort zu úbernachten. Also natürlich nicht direkt auf der Baustelle ;) war aber superangenehm mit ner tollen Dusche und Fernseher :) abends lud e runs noch zu sich ein und verwöhnte uns mit selbstgemachter Schokolade und Wein und Nüssen und Ananassaft ohne Zucker. Wir waren bei all dem Luxus hin und weg *g* Zum Abschluss stiegen wir noch auf die wunderschöne Kathedrale Leóns und hatten von dort au seine tolle Sicht über die schöne Stadt. Sie ist wohl schon vergleichbar mit Granada, da beide im Kolonialstil gebaut sind, aber León hat mir um einiges besser gefallen. Die Stimmung, die alten Häuser, die Farben… Freitag Mittag “mussten” wir die schöne Stadt schon wieder verlassen um Zwischenstation in Managua zu machen.

Start der Reise: Estelí

Am 10. 3. haben Juli und ich also unsere kleine Nicraguareise begonnen. Schon als ich den Bus sah, der uns nach Managua bringen sollte, dachte ich mir, dass das eine gute Reise werden wird. Denn ob ihr es glaubt oder nicht- es war ein richtiger Reisebus! Okay, nicht das neueste Model, aber jeder hatte seinen eigenen Sitz, man konnte die Lehne verstellen und ich hatte zwischen meinen Knien und dem Vorderman sogar noch Platz! Auch wenn die Fahrt durch vulgäre Jungs überschattet wurden, kamen wir relative fit am Morgen in der Hauptstadt an und fuhren gleich weiter in den Norden, genauergesagt nach Estelí. Als wir dort ausstiegen, bemerkten wir gleich, dass es ein wenig kühler ist. Die Stadt ist, wie eigtl alle hier, in Quadraten angeordnet und bildet ein kleines Zentrum um die Kathedrale und den Park, den wir uns anschauten. Nach ner Frühstückspause und Museum liefen wir mit unserem Gepäck los um das Reservat Miraflor ein wenig zu besichtigen und an einem Wasserfall zu baden. Die Hitze machte uns ziemlich zu schaffen, aber leider gab es keinen Bus und wir wollten nicht ewig lange warten. Die Landschaft erinnerte uns eher an Creta als an das Nicaragua, was wir aus San Carlos kennen. Zu unserem Glück nahm uns ein Auto bis zum Eingang zum Wasserfall mit und wir konnten ein wenig verschnaufen. Da noch ein wenig Zeit war bis der Bus nach León kam, stiegen wir in den Bus, der uns weiter hinauf in die “Berge” nahm und wieder veränderte sich die Landschaft. Dort, wo wir ausstiegen, erinnerte sie uns fast an einen deutschen Nadelwald und das Klima war auch entsprechend kühler. In einer kleinen Herberge haben wir dann ganz schnell ein wundervollen Essen gegessen. Zwar war es nur eine Tortilla mit Käse, die ich hatte, aber die war einfach herrlich. Ganz warm noch und der Käse perfekt! Das war wohl die beste Tortilla, die ich je gegessen habe…

Montag, 10. März 2008

Ich bin dann mal weg...

heute Abend um 8 werde ich mich zusammen mit Julia auf eine kleine Reise in Nicaragua begeben. Wenn wir morgen Früh total kaputt in Managua angekommen sind nach ca. 11 Stunden im Ruckelbus, fahren wir erstmal nach Estelí, einer angeblich sehr hübschen Stadt im Norden und dann nach León weiter und ein bisschen ans Meer. Weiter ist geplant, über einen Zwischenstop in Managua nach San Juan del Sur zu fahren und dann mit 2 Freiwilligen auf den erloschenen Vulkan Maderas auf Ometepe zu klettern. Ostersonntag sind wir dann wahrscheinlich wieder zurück. Falls ich vorher nicht mehr zum schreiben komme- FROHE OSTERN!

Elektrische Geräte und Musik

Gleich zu Beginn kann ich sagen, dass wohl in beinahe jeder Hütte mindestens ein Fernseher UND eine Stereoanlage stehen und jeder ein Handy (auch ganz neue motorola, sony etc.) hat. Es ist schon seltsam, wenn man in ein Haus geht, das nur aus einem Zimmer mit paar zusammengenagelten Brettern besteht, man jedoch riesige Anlagen findet. Genauso komisch ist es für mich immer noch, dass aus den heruntergekommendsten Teilen super gestylte Frauen mit Stöckelschuhen und einer Tonne Schminke im Gesicht kommen und alle Männer immer frischgeputzte Schuhe und ein gebügeltes frisches Hemd anhaben. Ein anderer Freiwilliger, Jakob, erzählte mir, dass er mit einer Gruppe von der Kirche, mit der er zusammenarbeitet, für ein paar Tage ein Seminar gemacht hat. In dem Zimmer, in dem er schlief, wurde das Bad total verwüstet, in die Dusche uriniert usw. und das Zimmer war ein einziges Chaos. In der Früh jedoch standen alle 2 Stunden früher auf, um sich zu duschen, ihre Haare zu machen, einzucremen, uhre Schuhe zu putzen und sich gut anzuziehen. Das ist genau das, was ich hier auch beobachtet habe. Die Häuser sind wirklich unhygienisch zum Teil und es ist normal, in der Dusche zu pinkeln, wenn das Klo doch so weit weg ist. Ungeztylt würde man aber niemals in die Schule oder in die Arbeit oder zum Markt gehen... Die Autos, die es hier gibt, sind entweder Taxis oder gehören einer Institution wie dem Krankenhaus oder dem Rathaus. Autos sind hier sehr teuer. Irgendjemand sagte mir sogar, dass sie sehr viel teurer als in Deutschland sind (umgerechnet). So kann es sich niemand leisten und ganz ehrlich- wofür braucht man hier in San Carlos ein Auto? Taxen egal wohin kosten 10 Córdoba, das sind 0,50$ und man kann eigentlich auch alles zu Fuss laufen...
Musik wird hier den ganzen lieben langen Tag gespielt. Als ich gestern um 5 aufstand, konnte ich die laute Stimme der Frau im Morgenradio vom Nachbarshaus mit anhören. Da hat es mich seit langem mal nicht so gestört. Den Tag über, aber vor allem in der Früh, schallen aus allen Holzhäusern in meiner Strasse die unterschiedlichsten Lieder und zwar in einer Lautstärke, bei der man verrückt werden kann, wenn man sich hineinsteigert. Mittlerweile drehe ich mich einfach um und schlafe weiter, aber nervend ist es schon, denn manchmal kann man einfach nicht nochmal einschlafen. Wenn diese Musik wenigstens schön wäre, dann könnte ich das noch besser akzeptieren, aber meist spielt der Nachbar, dessen Wand direkt an meiner liegt, sowas wie Cowboymusik, auch "rancho" genannt und am allerliebsten Gottes- Lieder, deren Texte immer ungefährt gleich sind. "Oh, mein Gott, du gibst mir die Kraft. Ohne dich kann ich nicht leben, denn nur du führst mich auf dem rechten Pfad..." Am Wochenende ist das besonders ärgerlich, wo man doch mal endlcih bisschen länger schlafen könnte. Komischerweise spielen sie es auch meist nur so bis kurz nach 6/7 und dann ist Stille. Toll! Da ist aber auch schon jeder so genervt, dass er freiwillig aufsteht. Nunja, während des Tages variiert die Musik dann. Am liebsten hören die Jugendlichen hier reggaeton, was immer den gleichen beat hat und alle Lieder ähneln sich sehr. In der Disko wird aber sehr viel Salsa, Merengue und Cumbia gespielt und meist sind es diese Lieder, die die meisten Leute auf die Tanzfläche ziehen. Salsa kann ich leider nicht gut, aber Merengue ist einfach und da macht es Spass, zu tanzen. Also im Grossen und Ganzen kann man sagen, dass es hier sowas wie Bauernmusik, Folklore & typische Nica- Lieder, christliche Lieder, Reggeaton, Tanzlieder und ganz selten englische Oldies gibt.

Sommer

... ist es nun wirklich und wahrhaftig hier in San Carlos. Eigentlich beginnt die Trockenzeit schon im Dezemberg und in den westlichen Teilen Nicaraguas merkte man das damals auch schon. Hier in San Carlos ist das Wetter aber grundsätzlich ein wenig anders. Bei dem Hurrican regnete es sich auch in den anderen Teilen Nicaraguas sehr ab. Bei uns war es zu dieser Zeit ausnahmsweise mal trocken. Und als die Granader etc. im Dezember und Januar unter der Hitze zu leiden hatten, regnete es bei uns eigentlich den ganzen Monat hindurch. Jetzt, anfang März, ist es also bei uns auch so weit und wir stöhnen jeden Tag, wie heiss das doch ist :) Seitdem die Trockenzeit angefangen hat, sind die Nächte jedoch auch um einiges kälter geworden und ich gehe nach wie vor nur widerwillig unter die Dusche in der Früh. Ziemlich schnell heizt sich dann aber alles auf und schon um 9 Uhr Früh hält man es in der Sonne nicht mehr aus. Man enwickelt hier sowieso ein ambivalentes Verhältnis zur Sonne. Als jemand, der im eigenen Land nicht so viel Hitze hat, setzt man sich gerne gleich raus, wenn ein schöner Tag hier. Hier aber flüchtet man nur vom einen Schatten zum nächsten und würde sich nicht freiwillig an die Sonne begeben. Die meisten Nicas laufen auch mit Sonnenschirmen in der Strasse umher und haben ein Tuch auf der Schulter liegen. Allgemein tragen sie das gerne rum um irgendwas abzuwischen, aber jetzt ist es tatsächlich recht praktisch. Einmal, um sich den Schweiss vom Gesicht zu wischen und dann, um dem Staub nicht einzuatmen. Während der Regenzeit sind die Strassen bei mir kaum begehbar, da alles voller Matsch ist und jetzt, da es nicht regnet, hält man es an der Hauptstrasse auch kaum aus, da die Autos so viel Staub aufwirbeln. Fährt ein Laster an einem vorbei, so wirbelt er eine unglaubliche Menge auf und man ist von oben bis unten voll... Gestern früh um 6 Uhr bin ich mit den Bus nach San Miguelito gefahren um Frieda, eine Deutsche um die 50 Jahre, zu besuchen. Auf der Hinfahrt war der Staub noch nicht so ein Problem. Als ich aber um 3:30pm einen Bus erwischte, der nach San Carlos zurückfuhr, wurden wir jedesmal total zugestaubt, wenn uns ein Fahrzeug entgegenkam oder unser Bus sehr schnell fuhr. Bei meinem Haar sieht man es nicht so schnell, aber die ganzen Dunkelhaarigen waren hinterher eher weisslich und die ganzen Anziehsachen mit einer Staubschicht Überzogen. Wie glücklich ich war, dann zu Hause endlich unter die Dusche gehen zu können!

Dienstag, 4. März 2008

Arbeit, bzw. Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosigkeit ist in ganz Nicaragua ein sehr grosses Problem wie in vielen anderen Ländern auch. In Deutschland wird darüber ja auch sehr geflucht, doch kann man das bei Weitem nicht mit Nicaragua vergleichen. Hier beträgt die Arbeitslosenquote nämlich um die 80 %. Im Departemento Río San Juan, von dem San Carlos die Hauptstadt ist, sogar mehr als 85%. Man merkt das auch wirklich hier. Die Leute sitzen den ganzen Tag daheim, schauen fern oder versuchen ihr Leid in Alkohol zu ertränken. Es ist wirklich traurig, wie viele Alkoholiker es hier gibt. Gerade um die Feiertage ist es ganz besonders schlimm. An den Morgen danach trifft man immer einige immer noch Sturzbetrunkene auf der Strasse. Jetzt fragt man sich vielleicht, wo sie das viele Geld für den Alkohol bekommen, wenn viele doch gar nicht arbeiten. Rum ist hier allgemein sehr billig, es gibt jedoch preisliche Unterschiede die von der Qualität abhängen. Flor de Caña, der beste, kostet ca. 100 Córdoba (5$), Plata- mittelmässig- so um die 50 Córdoba und Caballitos nur 10 Córdoba, was umgerechnet 0,50$ sind. Diesen letzteren kaufen sie sich natürlich und man hört immer wieder, dass jemand an diesem Zeugs gestorben ist- von so schlechter Qualität ist er… nunja, also zurück zur Arbeitslosigkeit. Ich denke, dass auch sehr viele Frauen nicht arbeiten gehen, da hier immer noch sehr der Machismo herrscht. Frauen haben zu Hause zu bleiben, zu kochen, zu bügeln, zu waschen und sich um die Kinder zu kümmern. Von klein auf wird den Mädchen gesagt, dass sie mithelfen müssen, während deren Brüder sich bedienen lassen und echt Männer sein müssen, die niemals weinen. Es ist schon besser geworden, aber einige Frauen folgen dem Beispiel ihrer Mütter immer noch, selbst wenn sie gerne selbständig arbeiten wollen. Nun ist es hier eher eine Ausnahme, wenn eine Familie noch intakt ist und die Kinder mit beiden Elternteilen aufwachsen. Meist leben- so wie bei mir auch- die Mütter mit ihren Kindern und evtl anderen Familienmitgliedern zusammen. Hat die Frau vorher aber nur für die Familie im Haus gelebt und kein eigenes Geld verdient, so hat sie nun ein finanzielles Problem. Genau das gleiche, wenn sie nicht mal mehr eine Ausbildung hat, da sie mit 14 schwanger wurde und dann gleich mehrere Kinder bekam. Harz IV gibt es hier natürlich nicht. Der Staat gibt den Arbeitslosen hier gar nichts. Jeder ist auf sich alleine gestellt. Nur ist man hier in einer so grossen Familiengemeinschaft nie alleine. Jeder hilft dem anderen und das finde ich schon eine sehr schöne Sache, auch wenn es finanziell sehr schwierig ist. Genauso wenig wie Arbeitslosengeld gibt es eine Rente. Die Älteren werden also ganz direkt von ihren Kindern versorgt. So ist das auch in meiner Familie. Die Jüngste meiner Oma (es gibt 10!) ist in ihrem ersten Jahr der Uni schwanger geworden und hat das Studium ganz abgebrochen. Seitdem lebt sie mit ihrem Sohn auf Kosten aller anderen. Das ist aber kein Problem oder schlecht angesehen. Man hilft sich halt. Das ist doch ganz normal… Im gleichen Haus lebt auch meine Gastoma und alle ihre Kinder legen monatlich zusammen und so kann sie gut leben. Ruth ist ja nun mit ihrer Schule seit Dezember fertig und würde gerne eine Art Job machen um sich nicht so zu langweilen. Das ist aber alles andere als leicht in Nicaragua. Bei uns kann man sich bei SIEMENS bewerben, im Café als Kellner arbeiten oder ein Praktikum machen. Das fällt hier natÜrlich alles flach. Man kann evtl in einer Venta oder Pulperia Essen oder Hefte verkaufen, das war es dann aber auch. Oder man ist Hausmädchen bei anderen Leuten und kümmert sich neben Kochen und Waschen um die Kinder. Da sieht man es mal wieder, wie gut wir es doch haben, in einem so entwickelten Land zu leben, oder? Aber gleichzeitig stimmt es auch, was die Leute hier sagen und was ich auch im Moment immer wieder in der Biographie von Dalai Lama lese: Wir leben in Luxus, aber doch recht isoliert voneinander. Natürlich hängt das vom Wohnort ab, aber wie viel wissen wir schon von unseren Nachbarn? Hier lebt man nebeneinander, muss wohl oder übel die laute Musik des Anderen mit anhören, man hilft sich gegenseitig. Und diese Nachbars- und Familienzusammengehörigkeit finde ich schon wirklich sehr bemerkenswert. Und alleine materielles Glück macht uns noch lange nicht auf Dauer glücklich …