Dienstag, 1. Juli 2008

Nachtrag/ Abschlusseintrag

„Bitte schnallen Sie sich nun wieder an, klappen Sie die Tische ein und bringen Sie ihren Sitz wieder in die senkrechte Position. Soeben haben wir die Reiseflughöhe verlassen und beginnen mit dem Anflug auf Frankfurt“, teilt uns eine nette Stimme mit. Es ist die Stimme einer Stewardess und ich kann Europa schon durch mein kleines Fensterchen von oben sehen. Es scheint gutes Wetter zu sein und ich freue mich schon, wieder in einer anderen Umgebung zu leben und durch Blumenwiesen gehen zu können. 9 Monate war ich nun in Zentralamerika, genauer gesagt in San Carlos, Nicaragua, und habe dort im sozialen Bereich im Rahmen der Städtepartnerschaft Erlangen- San Carlos gearbeitet. Vor mittlerweile genau zwei Monaten war der große Abschied und ich machte mich wieder auf den langen Heimweg. Während dem Flug habe ich natürlich versucht einzuschlafen um nicht vollkommen kaputt nach Hause zu kommen, aber leider ist es mir nicht geglückt. Zu viele Gedanken schießen mir durch den Kopf, sodass ich nicht zu Ruhe kommen kann. Als wir dann tatsächlich zum Landen ansetzen, sehe ich die gelben Rapsfelder und die so akkurat angelegten Wiesen und weiß nicht wirklich, wie ich mich fühlen soll. Ich bin wieder da. Daheim. Zu Hause. In meiner Heimat. Aber was bedeutet das? Was macht das eigene Zuhause aus? „Zu Hause ist man da, wo man bleibt, wenn man geht.“, habe ich irgendwann mal gelesen und konnte mich ganz gut damit identifizieren. Demnach hätte ich jetzt aber 2 Heimatländer, denn gedanklich bin ich noch viel „drüben“… Das Flugzeug leert sich langsam und da es noch so früh am Morgen ist, sind wir die einzigen in den Hallen des Flughafens in Frankfurt. Alle reden wieder deutsch, ein paar englisch, aber von spanisch keine Spur mehr. Bei der Passkontrolle steht ein braungebranntes um die fünfzigjähriges Pärchen, das aus dem Florida- Urlaub zu kommen scheint, und meckern in einer Tour. Warum man jetzt hier so lang anstehen müsse und überhaupt. „Ich bin wieder in Deutschland.“, schießt es mir durch den Kopf und muss grinsen. Das klingt eigentlich negativ, wenn ich schlechte Laune mit meinem Heimatland verbinde. Und dennoch stimmt es irgendwie, auch wenn ich mein Land liebe. Mein Gepäck ist eines der ersten und dennoch gehe ich noch schnell auf die Toilette. Richtig aufgeregt bin ich nicht. Jedenfalls nicht mehr als in den letzten Tagen auch. Seit meiner Abreise ist mir insgesamt ein wenig unwohl im ganzen Körper und dieses Gefühl geht jetzt auch nicht weg. Ein kritischer Blick in den Spiegel um zu sehen, ob ich so meinen Liebsten entgegentreten kann. Sieht man mir meine zu vielen Kilos an? Werden sie es sofort sehen? Gedanken, die ich nicht haben möchte, und sie kommen mir dennoch. „Passt schon so.“, denke ich mir dann aber, denn ändern kann ich so schnell jetzt ja auch nichts mehr, lächle mir ermutigend zu und gehe raus um meine Koffer auf den Gepäckwagen zu hieven. Der Gepäckannahmeraum ist sehr lang und die Zolltür kommt immer näher. Man sieht schon ein wenig hindurch und kann Menschen entdecken, die auf ihre Familien, Freunde oder Arbeitskollegen warten. Was wohl die anderen gerade denken, die hier mit mir durch die Tür gehen? Waren sie nur auf Urlaub oder kommen sie nun auch wieder in eine so andere Welt zurück? Schon im Flieger ist mir bewusst geworden, dass in wenigen Stunden mein Auflandaufenthalt ganz vorbei sein wird. In den Moment, in dem ich durch die Zolltür gehe, ist die Reise beendet. Sich das bewusst zu werden ist irgendwie erschreckend. Genauso wie es für mich erschreckend ist, dass ich im Moment das Gefühl habe, dass ich eben nur mal im Urlaub war und nach 2 Wochen wieder komme. Es macht mich ärgerlich, denn ich möchte, dass mir diese lange Zeit immer präsent ist… Ich mache also den Schritt in mein altes Leben und schiebe meinen Wagen an den ersten Wartenden vorbei. Vor mir lösen sich zwei Menschen von einander und so sehe ich erst jetzt meine Eltern, meinen Freund und Freunde, die in einer Reihe da stehen und mich anstrahlen. Ich grinse und ich bin glücklich, wieder hier zu sein. Daheim.
Was hat mir dieser Auslandsaufenthalt nun aber gebracht? Oder hat er mir überhaupt etwas gebracht? Diese Frage kann wohl jeder, der etwas Ähnliches gemacht hat, sei es ein Austausch mit der Schule, Zivildienst oder FSJ, ganz sicher mit „Ja, es hat sich gelohnt.“, beantworten. Als ich mich vor eineinhalb Jahren dazu entschieden habe, ins Ausland zu gehen, habe ich das auch mit dem Gedanken gemacht, dass ich, ganz egal wie die Zeit für mich wird, nur eine positive Sache werden kann. Ob ich nun schlechte oder gute Erfahrungen mache, ich lerne etwas vonm Leben, über mich oder über andere. Vielleicht merke ich dann auch, dass Auslandsaufenthalte nichts für mich sind. Klar, dann geht es mir wahrscheinlich eine Zeit lang nicht wirklich gut, aber dann habe ich eben gemerkt, dass das nichts für mich ist und dass es besser ist, das in Zukunft nicht mehr zu machen.
„Und, wie war´s“, fragen mich in der ersten Zeit viele, die mich das erste Mal wieder sehen. Dann überlege ich, ob ich jetzt wirklich antworten soll oder kann, komme dann aber meistens zu den Schluss „Schön!“, zu sagen. Wie kann man schon eine so lange Zeit in einem Satz beschreiben. „Ja, es war einfach super!“ oder „Oh mein Gott, ich habe nie etwas Schlimmeres gemacht!“? Es gibt immer positive und negative Dinge, die man anbringen kann. Das ist fast immer im Leben so. Ein Mensch ist nicht einfach doof, nett, lieb, unfreundlich oder gemein. Und die Schulzeit ist auch nicht einfach nur lästig gewesen. Tage, Unterrichtsstunden, Lehrer oder Aktivitäten waren schön und man erinnert sich an sie doch immer gerne. Wenn ich nun also zurückdenke und eine allgemeine Stimmung über meinen Aufenthalt fühlen müsste, dann ist die auf jeden Fall gut. Und deshalb sage ich dann einfach, dass es toll war, wenn mich jemand fragt, wie es denn so war. Ich habe ein wunderschönes Land mit seinen Menschen, Traditionen und seiner Kultur kennen gelernt, war ein Teil Nicaraguas. Ich habe eine atemberaubend schöne Natur gesehen, die Gastfreundlichkeit der Nicaraguaner kennen gelernt, leckeres Essen probiert, feurige Tänze gesehen, Latinomusik gehört und anstatt mit meiner eigenen Familie mit einer anderen zusammen gelebt. Genauso habe ich aber auch die furchtbare Armut gesehen und selbst miterlebt, Ängste und Befürchtungen über die Zukunft des Landes geteilt und über die Gerechtigkeit der Welt gezweifelt. An dem einfachen und nicht sehr abwechslungsreichen Essen habe ich gemerkt, dass es sich dort grundsätzlich erst einmal einfach um Nahrungsaufnahme geht und sie deshalb oft Vitaminmangel oder sonstige Mängel haben. In Nicaragua hatte ich plötzlich eine ganz andere Freiheit. In Deutschland war ich an die Schule, meine Eltern und andere Vorgaben gebunden, konnte mich aber frei bewegen und letztendlich das machen, was ich wollte, da ich volljährig war. In Nicaragua war ich nun in Bezug auf Verpflichtungen absolut frei. Ich war eigentlich nur mir selbst verpflichtet und hätte immer gehen können, wenn ich wollte. Niemand hätte sich groß deswegen beschwert. Doch aufgrund der geographischen Lage San Carlos´ war ich nun nicht mehr in dem Sinne frei, als dass ich einfach mal in ne andere Stadt fahren kann. Ohne Fahrrad, Auto oder Straße ist es schwierig, spontan zu sein. Dafür kann man insgesamt spontaner sein, da man mehr Zeit als früher zur Verfügung hat. Dieser Zeitüberschuss mag einem erst einmal toll vorkommen und wünschenswert. Wenn man dann aber in der Situation ist, dann ist das so toll gar nicht mehr. Insgeheim möchte man doch gefordert werden und eine Aufgabe haben. Und selbst wenn ein paar Wochen Ferien toll und nötig sind, so muss das doch die Ausnahme bleiben um den erwünschten Effekt zu haben. In San Carlos wird einem keine Arbeit zugeteilt wie in der Schule, der Uni oder bei sonstigen Institutionen. Man muss sie sich selber suchen. „Was kann ich bitte tun? Gebt mir eine Arbeit, bitte!“, zu sagen war schon irgendwie seltsam wo ich mir während der Schulzeit doch immer gewünscht hatte, weniger zu tun zu haben. Nun hat man einmal Zeit, über sich selbst und sein Leben nach zu denken und da wird man manchmal schon melancholisch oder kommt zu Schlüssen, die man eigentlich gar nicht wissen möchte. Ohne die Wochenendausflüge und dann später den Beistand einer anderen Freiwilligen kann man schon mal verzweifeln, wenn man nichts zu tun hat. Mich hundertprozentig in die mir doch zu oberflächlichen Gesellschaft einzugliedern habe ich nicht hinbekommen und ist bei mir glaube ich auch nicht zu schaffen. Dafür bin ich zu anders und kann meine Prioritäten im Umgang mit meinen Mitmenschen nicht ganz abändern. Mir fehlte doch immer das wirklich Interesse am Anderen. Wirklich wissen zu wollen, wie es dem anderen geht, was ihn bedrückt oder fröhlich macht ist mir wichtig. Und nicht, mit wem er schon wieder rumgemacht hat oder wie furchtbar doch sein Outfit aussah. Man sagt, dass die Latinos so viel offener sind und sie es schwierig finden, mit z. B. Deutschen Freundschaften zu schließen. Es ist eine Tatsache, dass die Latinos schneller Freundschaften schließen. Nur ist damit nicht die Definition eine Freundschaft geklärt. Ein Amigo bin ich schon nach dem ersten Gespräch und auch wenn man sich später einmal öfters trifft, kommt man über eine oberflächliche Beziehung oft nicht hinaus. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber grundsätzlich hatte ich doch meist Gespräche mit Nicas, die mir nicht viel aus ihrem wahren Gefühlsleben gezeigt haben.
Mittlerweile bin ich wie gesagt schon genau 2 Monate wieder hier (Entschuldigung für den verspäteten versprochenen Nachtrag) und treffe immer wieder auf Leute, die mich noch nicht wieder gesehen hatten oder mich fragen: „Und, hast du dich inzwischen schon wieder richtig eingelebt?“. Um ehrlich zu sein ging mir dieses Sich- Wieder- Einleben ein wenig zu schnell. Ich kam an, fühlte mich wie nach einem kurz- Trip und alle nahmen mich wieder herzlichst auf. Da muss man als Außenstehender ja jetzt den Kopf schütteln, dass ich das dumm finde. Denn eigentlich wünscht man sich doch, dass man wieder genau so aufgenommen wird wie vorher… Aber irgendwie stellt man sich innerlich schon vor, dass sich irgendetwas verändert haben muss. Es können doch nicht einfach 9 Monate vergehen und alles ist so wie vorher! Oder doch? Erst schien es mir genau so zu sein und dann, nachdem man so eine Woche wieder da ist und wieder richtigen Kontakt zu seinen Lieben hat, merkt man, was sich verändert hat. Da ist man dann schon erst einmal überrascht, wie die Freunde nun in bestimmten Situationen reagieren, bei denen sie letztes Jahr noch anders gehandelt hätten. Aber da muss man sich nur ein wenig Zeit geben. Jeder entwickelt sich weiter und die Bundeswehr, Zivi, FSJ, Schule oder Studium prägen einen auch sehr stark… Dennoch hat es mich in den ersten Wochen ein wenig umgehauen und ich hatte den berühmten Durchhänger, was jedoch zum größten Teil an meiner Art liegt ;)
Dies ist nun also mein letzter Eintrag in meinem Blog und lesen wird ihn wahrscheinlich keiner mehr, da ich zu lange gewartet habe. Aber einfach mal so los zu schreiben tut einem selbst sehr gut und man therapiert sich beinahe selbst. Ich danke euch noch einmal für eure Treue. Es tut so unendlich gut zu wissen, dass andere an einem interessiert sind.
Alles Liebe von eurer Helenita

Mittwoch, 23. April 2008

Abschied

Liebe Leute, gross und klein,
Es muss auch mal ein Ende sein.

Die Rueckkehr naht, die Zeit verfliegt,
Besser wenn´s nicht beim Blog-schreiben versiegt.

Drum bitt ich euch, seid doch so lieb,
Verzeihts wenn ich zum letzten Mal hier schrieb.

In Deutschland folgen weit´re Zeilen,
Bis dahin muesst ihr euch verweilen.




Meine Lieben treuen Leser/- innen,
ich danke euch für euer Interesse an dem, was ich getan habe und wie es mir ging während meines Aufenthaltes hier in Nicaragua. Es tat immer sehr gut zu wissen, dass jemand diese Seite gelesen hat und an meinem so anderen Leben hier ein wenig teilnehmen wollte. Wenn ich wieder in Deutschland bin, werde ich über meine letzten Tage hier schreiben. Aber in den letzten Tagen gibt es hier noch so viel zu tun, dass ich es nun nicht mehr schaffe.
Wir sehen uns dann ab nächster Woche wieder, im guten alten Deutschland und ihr solltet mich immer noch erkennen können. Vielleicht ein bisschen längere, zerzauste Haare, ein wenig rundlicher und bräuner, jedoch nach wie vor die Helena ;)
Alles erdenklich Liebe
Von eurer Chelita Helena

Meine letzten Tage...

Mittlerweile kann ich die mir verbleibenden TAge an 2 Händen abzählen und kann immer noch nicht fassen, dass ich nun fast schon 9 Monate hier in Nicaragua bin. Wo ist die Zeit nur geblieben?
Immer wieder werde ich nun gefragt, wie es mir in Bezug auf den bevorstehenden Abschied geht. Und immer wieder horche ich dann in mich hinein und versuche ein eindeutiges, klares Gefühl in mir zu spüren. Doch anstelledessen wirklen in mir sehr unterschiedliche Gefühle herum, was mir eine Antwort erschwert.
Was werde ich hier vermissen, bzw. nicht? Auf was freue ich mich schon wieder daheim?
Vor allem Anderen erst einmal die Menschen, die ich hier mit der Zeit kennen und schätzen lernen durfte. Wo man auch hinkam- man wurde freundlichst aufgenommen. Selten habe ich eine Gastfreundschaft in diesem Masse zuvor erlebt. Könnte ich in Deutschland mitten in der Nacht bei der Nachbarin um Unterschlupf bitten, ohne dass es mir unangenehm ist? Würde sie mich dann auch einfach mit ihr und irhem Kind im einzigen Bett des Hausese schlafen lassen? Ich hatte grosses Glück mit meiner Gastdamilie und von Anfag an war ich Teil der Familie, nicht nu ein zahlender Gast. Das miteinander quatschen, beisammen sein und spassen wird mir fehlen. Genauso wie das sich in San Carlos untereinander kennen. Sobald ich aus dem Haus gehe, treffe ich Leute, die ich kenne oder Menschen, die mich grüssen. Manchmal einfach so, weil ich anders aussehe oder weil sie mich kennen ( was nicht heissen soll, dass ich sie kenne ;) ). Es ist ein schönes Gefühl, erkannt zu warden und ein Lächeln geschenkt zu bekommen. Manchmal verlasse ich müde und nicht mit der besten Laune (Morgenmuffel) das Haus. Dann komme ich aber an dem Haus einer der Kindergärtnerinnen vorbei, wo ihre Eltern auch wohnen. Wenn sie mich dann sehen, fangen sie das grinsen an und auch wenn es kitschig klingt. Es kommt sofort in meinem Herzen an und ich laufe des Rest des Weges mit einem Lächeln auf dem Gesicht bis zum CDI.
Natürlich kann es auch sehr negativ sein, dass jeder jeden kennt und so viel getratscht wird. Sofort entstehen irgendwelche seltsamen Geschichten über angebliche Liebschaften oder schlechte Taten. Man erfährt dann irgendwann, dass man knutschend mit einem Typen in der und der Ecke gesichtet wurde oder sonstiges. Wenn ich ehrlich bin, dann machen mir solche Tratscherein immer recht viel aus. Mir fällt es schwer, darüber hinweg zu sehen. Es regt mich nicht dewegen auf, weil sie evtl über mich redden. Sondern vielmehr, dass sie über die Deutsche redden und wir doch gerade in einem anderen Land einen guten Eindruck hinterlassen sollten. Lässt man sich hier nichts zu Schulden kommen, so heisst das nicht, dass manche Leute nicht doch eine schlecht Meinung von einem haben wg irgendwelcher erfundenen Geschichten. Und das ist doch schon sehr traurig finde ich… Um aber wieder zu den Menschen hier zurückzukommen, so ist es für sie doch recht unverständlich, dass wir Ausländer auch gerne manchmal unsere Ruhe haben und uns irgendwo zurückziehen. Bin ich mal längere Zeit alleine in meinem Zimmer, so wird ganz verstört gefragt, was mit mir los ist. “Nix”, sag ich dann. “Ich hab nu rein bisschen gelesen. “oder ähnliches. “Ein Buch? Ist dir langweilig?”. Dass Lesen eine Art ist sich zu enspannen oder nachzudenken, das finden viele doch sehr seltsam. Gut, ich bin wohl auch ein Mensch, der gerne ab und zu seine Ruhe hat, auch wenn ich das hier schon etwas abgelegt habe. Denn dem ganzen Lärm und der Masse kann man sich einfach nicht wirklich entziehen… Nein, alleine ist man hier in Nicaragua nie. Jedenfalls nicht, wenn man das wirklich will. Immer kommt jemand auf Besuch nach Hause oder man muss nu rein paar Strassen weitergehen um bei einem Freund/ Bekannten (was hier eigtl das Gleiche ist) vorbei zu schauen. Alles ist zu Fuss erreichbar. Und dennoch- mich auf´s Fahrrad setzen zu können und losfahren wohin ich will oder mit dem Auto auch einmal ein bisschen weiter weg. Herrlich! Es fehlt mir auch sehr, dass ich einfach in die Natur hinaus und einen Spaziergang machen kann. Hier kann man nur in den Strassen umherwandern. Alles andere ist bewaldet und es kriechen gefährliche Schlangen oder sonstiges Getier herum. Da lernt man es schon schätzen, dass man in Deutschland einfach hoffen gehen kann. Oder Sport im Allgemeinen. Hier ist das sich bewegen kaum möglich. TagsÜber ist es zu heiss und nachts gibt e skein Licht auf dem Feld, wo man laufen gehen könnte. Klar, man kann einfach in den Strassen umherrennen, aber da würde man wohl ein wenig komisch angeschaut warden. Es gibt auch eine Turnhalle hier, aber die ist entweder besetzt oder abgeschlossen. Kein WUnder also, wenn man hier total in die Breite geht. Man kann sozusagen nichts dafür  Zusätzlich zu dem sich nicht bewegen können kommt noch das nicaraguanische Essen. Eigentlich wird alles einmal in Fett angebraten. Sei es Fleisch, Platanos, Reis, GemÜse oder Käse. Dass ich kein Freund dieses Fetts bin, hat meine Families chon länger gemerkt, aber ganz ist es eben doch nicht vermeidbar hier. Jeden Tag gibt es Reise und Bohnen, was sehr vollwertig ist. Komischerweise schmeckt mir der Gallo Pinto imemr noch, auch wenn ich dem eintönigen Essen doch ein wenig überdrüssig geworden bin und mich auf Pasta, Salat und überhaupt drisches Gemüse ( und mal ungekocht) freue. Wenn ich nach Hause komme, wird ein Stück Vollkornbrot mit Butter der Himmel auf Erden sein. Und Kaffee, und Apfelschorle, und echter Brotbelag und und und… Das klingt jetzt vielleicht verfressen, aber wir Freiwilligen hier haben alle unsere Essensträume. Das ist etwas, das einem wirklich abgehen kann. Ob ihr´s glaubt oder nicht… Ach ja, es ist schon wirklich sehr viel einfacher, sich in Deutschland gesund zu ernähren und dann auch noch mit Dingen, die lecker sind!
Juli und ich haben uns letzten Sonntag mal wieder sehr amüsiert, als wir in einer relativ abgeranzten Bar mit ein paar Bekannten sassen und etwas zu trinken bestellen wollten. „Gibt es frischen Saft?“, fragten wir. Das das manchmal zu viel verlangt ist, ist schon klar. Also fragten wir nach Kaffee. Nein, auch nicht. Und Fanta? Nein, nur Cola und Bier. Nach langem hin und herüberlegen entschied man sich also für Cola. Da kam der Kellner dann mit den Flaschen und entschuldigte sich, denn es gäbe keine Strohhalme mehr. Wir mussten sehr über diese Situation lachen, denn die Leute haben es hier grösstenteils wirklich nicht drauf, Geschäft zu machen. Gerade in solchen Sachen wie Restaurants und Bars sind die Menschen sehr locker drauf. Irgendwann hatten wir total Lust auf Bananenmilch (Milchentzug seit fast 9 Monaten!). Leider gab es in der Bäckerei keine Bananen und so liefen wir einfach zum Markt um welche zu kaufen und kamen wieder und bekamen unsere Bananenmilch. Hm, so wird das wohl nicht gehen in Deutschland. Oder vielleicht doch, aber ich bekäme einen komischen Blick geschenkt. Oder? Naja, ich kann´s ja mal ausprobieren...
Ob ich die Busfahrten vermissen werde oder nicht, darüber bin ich mir ehrlich gesagt noch nicht ganz klar. Ich habe immer über die Ruckelfahrten geschimpft und es liegt auf der Hand, dass es wirklich anstrengend, dreckig und lange Fahrten sind. Komischerweise hatte ich eine der schönsten Momente hier immer in Bussen. Wenn man tagsüber fährt, so hat man Zeit, über einiges nachzudenken und ich glaube, ich kann wirklich sagen, dass ich bei solchen Fahrten Zustände hatte, bei denen ich rundum zufrieden war. Ich erinner mich da an eine nach Managua. Die Tage zuvor war ich mit Fieber im Bett gelegen, aber ich musste mal wieder raus und ausserdem sollte das Black Eyed Peas Konzert stattfinden. Also fuhr ich den ganzen Tag mit dem Bus. Das Klima war nicht zu heiss, der Bus zwar voll, aber erträglich. Als wir dann auf die richtige Strasse kamen musste ich lächeln, weil ich spürte, dass es mir gut geht. Und als ich nach einem Strandtag mit Thomas nach Hause fuhr und wir nicht bei einander sassen, da merkte ich, dass mir genau das, die überfüllten, stickigen, dreckigen Busse fehlen werden. Es hört sich vielleicht komisch an, aber ich kann das Gefûhl nicht wirklich beschreiben. Dafür muss man mal mit so einem Bus fahren ;)
Und was ist mit den Lebensbedingungen? Ich habe schon einmal geschrieben, dass mir das Leben in diesen wirklich ärmlichen Verhältnissen nie wirklich etwas ausgemacht hat. Das hat sich bisher auch nicht geändert. Doch ab und zu packt einen doch der Ekel und man wünscht sich in das geflieste Bad in Deutschland zurück. Ich bin wirklich froh um mein Moskitonetz. Nicht so sehr wg der Stechmücken, sondern wegen all dem Viechzeugs, das so herumkriecht. Die Kakerlaken werde ich garantiert nicht vermissen. Ihnen sage ich gerne Adios ;) Jetzt nach beinahe 9 Monaten freue ich mich jedoch schon, endlich wieder mal ganz sauber zu sein. Hier duscht man sich mindestens einmal am Tag. Tut man das nicht, dann sieht man das auch. Die Strassen sind voller Staub in der Trockenzeit und auch sonst ist alles dreckig. So kommt es auch, dass man viel öfter Wäsche waschen muss. Und das, wo ich das doch alles mit der Hand machen muss  Nein, also ich bin sehr froh, dass ich in solche Verhältnissen leben konnte und so neue Erfahrungen gemacht habe. Wenn ich wieder in Deutschland bin, so werde ich mich viel zu schnell wieder an warmes Wasser, Waschmaschine und all die angenehmen Dinge gewöhnen. Aber allein das Wissen, dass ich in anderen Umständen ohne Probleme leben kann ist schon etwas, für das sich der Aufenthalt hier gelohnt hat. Meiner Meinung nach zumindest. Vielleicht täte es jedem mal gut, so etwas zu erleben. Wir leben in so einer hygienischen Gesellschaft mit all den Allergien und ähnliches. Ein bisschen Dreck hat noch keinem geschadet ;)
In Deutschland schaut man sich eigentlich immer im Spiegel an, bevor man das Haus verlässt. Das tun die Nicas auch sehr gerne, weshalb jeder, der es sich leisten kann, einen Riesenspiegel irgendwo stehen hat. Auch wir haben einen. Der ist allerdings so gekippt, dass ich nur meinen Unterkörper sehe und ich ihn somit nicht gebrauchen kann. Jaja, Diskriminierung von Grossen... So begnüge ich mich mit nem kleinen Handspiegel und weiss eben nicht genau, wie ich aussehe. Vielleicht ist das auch besser so, denn sonst würde ich das Haus gar nicht verlassen *g* In Deutschland ist das wohl nicht mehr ganz so möglich. Möglich schon, aber tun werde ich es nicht. Weshalb man sich auch sonst nicht so oft im Ganzen sieht liegt daran, dass kaum Häuser verglast sind und bei den meisten Autos die Scheiben fehlen. Ich werde wohl erst einmal einen Schock bekommen bei all dem Möglichkeiten bei uns, sich an zu sehen ;)
Jetzt, wenn ich morgens in den CDI komme, rennen mir meine Kleinen entgegen und rufen „Buenos días, maesra Helena“ und es überkommt mich immer eine Welle des Glücks. Mit den Kindern, mit denen ich im Moment zusammen bin, habe ich schon ganz am Anfang zusammengearbeitet, als sie noch ein Nivel niedriger waren. Nun, wo ich sie wiedersehe, bemerke ich, wie stark ihre Charaktäre schon ausgeprägt sind und wie sie sich verändert haben. „Ach mein Gott, bist du aber gross geworden.“ Hört man selbst immer wieder und verdreht nur die Augen. Aber es ist nunmal so, dass es beinahe unglaublich ist, wie schnell Kinder wachsen, sodass man es kaum fassen kann. Ich erinner mich noch daran, wie ich ihnen vor 8 Monaten die Hände gewaschen habe und nun sehe ich die gleichen Hände wieder. Diesmal aber grösser, stärker und sie brauchen meine Hilfe kaum noch. Jaja, ich hör schon auf. Werde jetzt schon ganz sentimental. Ich werde diese kleinen Kinder vermissen, wenn auch sie es nicht lange tun werden, da Kinder so schnell vergessen. Ich hoffe allerdings, dass die Zeit, die sie mit mir hatten, eine schöne Zeit war und ich ihnen genauso viele schöne Stunden geben konnte, wie sie mir.
Nun schreibe und schreibe ich und finde gar kein Ende. Das wird es so schnell auch nicht geben, aber für heute belasse ich es dabei. 8,5 Monate kann man nicht als gut oder schlecht beschreiben. Es gab von allem etwas und unterm Strich kommt man positiv raus. Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte, ins Ausland zu gehen. Nicht, weil man etwas bewegt, sondern weil man seinen Horizont erweitert und dadurch wächst. Ich werde meinen Aufenthalt bei all den Problemen, die es natürlicherweise gibt, in positiver Erinnerung behalten und die Erfahrungen, die ich hier gemacht habe, wird mir keiner mehr nehmen können.

Montag, 21. April 2008

Corn Island

Am Mittwoch Morgen ging es mit der Lancha ganz in der Früh nach Bluefields, wo wir die 10- Uhr Fähre nach Big Corn Island erwischen wollten, die einzige Möglichkeit, dort hin zu kommen ausser mit dem Flugzeug. Und da wir nunmal “pinche” (geizig) geworden sind, hiess es also Boot. Tja, ich hatte da auch keinerlei bedenken. War ja schon ein paar Mal 14- 16 h in dem Boot zwischen Granada und San Carlos unterwegs. Nunja. Ich will euch die Einzelheiten ersparen. Ich wurde jedenfalls das erste Mal in meinem Leben seekrank, was bei dem Wellengang aber auch wirklich nicht verwunderlich war. Nach fast 7 Stunden Horror kamen wir pitschnass in Big Corn Island an. Sogar die Klamotten in meinen Rucksack waren nass, so hoch waren die Wellen und spritzten alles voll. Nach ein paar Stunden war ich wieder vollkommen in Ordnung und wir genossen den ersten Abend in einem kleinen Häusschen bei selbstgekochten Spaghetti und fielen totmüde ins Bett.
Der nächste Morgen war herrlich und wir gingen mit unserem Häuslevermieter Schnorcheln zu den Riffen, die direct vor seiner Haustür liegen. Es ist schon immer toll, wenn man so schnorchelt und nichts mehr von der Aussenwelt mitbekommt. Man ist voll und ganz in der Unterwasserwelt und sieht all die tollen Fische, Korallen und was da sonst noch so rumschwimmt oder wächst. Blaue kleine Fische mit Leuchtpunkten, Regenbogenfisch, Lobster, Seeigel… Es war wirklich sehr schön. Zum Schluss wurde mir jedoch recht kalt und ich war froh, als wir wieder aus dem Wasser kamen.
Um die ganze Insel herum ist eine Strasse gebaut. Auf dieser Strasse fahren immer ca. 2 Busse um die Menschen aufzusammeln. Meist kommt genau der in die falsche Richtung. Aber das macht nicht wirklich was aus, denn da die Insel so klein ist, kann man einfach einsteigen und fährt einmal drumherum bis man dort ist, wo man hinmöchte…
Schon am Donnerstag Nachmittag ging es mit einem Schnellboot nach Little Corn Island, was ca. eine halbe Stunde dauerte und trotz des viel kleineren Bootes meinem Magen nichts ausmachte *g* Drüben angekommen mieteten wir uns auf der Ostseite in eine kleine Hütte am Strand ein und konnten für diesen Tag die Natur gar nicht mehr so bewundern. Das kam dann am nächsten Tag und ich fühlte mich mal wieder wie im Paradies. Bis zum Sonntag Mittag, wo es für uns wieder nach Big Corn Island zurückgehen sollte, verbrachten wir schöne Tage am Strand und bei der Erkundung der kleinen Insel. Hier gibt es keinen Strom. Die Hotels oder Cabinas haben inzwischen aber alle Generatoren, sodas man abends schon noch Strom hat. Es kommt aber darauf an, wo man sich eingemietet hat, denn nicht überall hat man lange Zeit Strom. Eine Taschenlampe war hier also unerlässlich… Wir freundeten uns mit 2 Belgierinnen an, was den ganzen Aufenthalt nocheinmal lustiger machte und wir sprachlich etwas gefordert wurden (deutsch, spanisch, englisch). Den letzten Abend begossen wir mite in wenig des Flor de Cañas und nach und nach kam eine lustige Runde aus Deutschen, Belgierinnen, Kanadier, Spaniern und Norwegern zusammen. Es ist toll, so untereinander zu redden und neues über andere Länder zu erfahren…
Am Sonntag ging es dann also gemeinsam mit unseren beiden lustigen Belgierinnen auf die grössere Insel und wir verbrachten einen netten Nachmittag und Abend miteinander. Um 12 Uhr nachts sollte unser Boot nach Bluefields abgehen und ich hatte schon ein wenig Angst, dass sich die Horrorfahrt wiederholen sollte. Doch ich hatte Glück. Es war ein anderes Schiff. Diesmal ein Frachter, der auch Passagiere mitnimmt und grösser war als unser erstes Boot. Ausserdem bekam ich von einem Norweger ein paar Pillen zur Reiseübelkeit. Ich weiss nicht ob es an ihnen lag oder ob ich einfach nur totmüde war. Jedenfalls schlief ich sofort, nachdem wir unser Nachtlager auf dem Deck bereitet hatten (Foto) ein und wachte erst auf, als mir die Sonne aufs Gesicht knallte und wir fast in Bluefields waren. Juchu, überstanden! Kurz schauten wir uns dann noch Bluefields an und dann gings zurück ins innere des Landes mit einem Zwischenstop in El Rama, da der erste Bus nach San Carlos erst in der nächsten FrÜh um 4 gehen sollte.
Ich bin sehr froh, dass ich diese Reise an die Karibikküste noch vor meiner Abreise gemacht habe. Es hat mir mal wieder gezeigt, wie vielseitig Nicaragua ist und die Bilder in meinem Gedächtnis von der Karibik werde ich so schnell nicht mehr vergessen…

Donnerstag, 17. April 2008

Laguna de Perlas und unsere eigene Insel

Bevor wir am Mittwoch mit der einzigen Fähre, die es gibt, nach Corn Island fuhren, wollten wir uns noch ein paar Tage die Laguna nördlich von Bluefields anschauen. Auch hier sind fast alle Menschen ganz dunkelhäutig. Das liegt daran, dass die Menschen an der Karibikseite ihre Vorfahren in Afrika haben. Zusätzlich dazu, dass sie anders aussehen als die durchschnittlichen Nicas, sprechen sie auch eine andere Sprache, nämlich Miskito, Englisch, oder andere Dialekte. Die meisten verstehen Spanisch und sprechen es auch mehr oder weniger gut, aber Englisch ist wohl doch die Hauptsprache... Das Dörflein "Laguna de Perlas" an der Laguna ist recht ruhig, es gibt nicht viel, aber man kommt schnell mit den Leuten ins Gespräch. Ich als Frau hatte das Gefühl, dass ich von den Männer anders behandelt werde als sonst in Nicaragua. Geht man hier durch die Strassen, so wird einem hinterhergepfiffen, Heiratsanträge gemacht oder einfach nur gezischt. Von all dem bekam ich hier nicht so viel mit. Dafür kamen die Männer gleich immer auf einen zu und fragten, ob man verheiratet ist. Sagt man dann nein, so ist man sie so schnell nicht mehr los und wollen einen sonstwohin einladen. Als wir bei einem Snack in einem Haus waren, das angeblich ein Restaurant sein sollte, kamen wir aber auch mit einem älteren Herrn ins Gespräch und wir unterhielten und sehr nett. Sogar das Englisch reden klappte nun nach Startschwierigkeiten ;) Die Laguna an sich fanden wir nicht so überwältigend. Nette Menschen, aber nur ein Strand, der sehr zugemüllt war.
Nach langem hin und herüberlegen entschieden wir uns, rel viel Geld dafür auszugeben, mit einer Lancha auf die Perl Keys, 18 Inseln in der Karibik ausserhalb der Laguna, zu fahren. Wir brauchten fast 2 Stunden hin, dann sahen wir schon von weitem weissen Sanstrand. “Da wär´s doch cool.”, meinten wir noch und dann steuerten wir tatsächlich auf diese kleine Insel zu. Es ist schwer zu beschreiben, wie ich mich fühlte. Ich war wohl sehr überwältigt, denn es sah genauso aus, wie man die Karibik auf den Fotos immer sieht. Der Sand ist weiss, überall sind Palmen mit vielen Cocusnüssen und das Meer ist türkisblau. Das Inselchen war so klein, dass man in weniger als 5 min einmal drum herum war. Nachdem wir den anfänglichen “Schock” überwunden hatten, ging es natürlich baden in dem klaren Wasser und da Sebastian Sachen zum Schnorcheln hatte, wurden die dafür benutzt, in den Riffen nach Muscheln und anderen Dingen zu suchen. Abends hängten wir unsere Hängematten zwischen Palmen auf und assen unser mitgebrachtes Essen am “Lagerfeuer”, denn um 6 ist es ja schon ganz dunkel. So verbrachten wir eine Nacht unter dem Sternenhimmel der Karibik in Hängematten und dem Rauschen des Wassers. Kann man es besser haben?

Anreise

so, nun, nachdem ich schon eine Weile wieder von meiner Reise zurück bin, finde ich endlich mal Zeit, ein wenig darüber zu schreiben...
Nach einem kurzem Zwischenstop in San Miguelito trafen Sebastian, der in San Juan del Sur seinen Zivi macht, und ich uns im Bus, der von Managua aus nach El Rama fährt. Ich fuhr also meine Hubbelstrasse bis zu Ende und stieg dort- zunächst in den falschen- in den Bus ein, in dem Sebastian schon sass und so begannen wir unsere gemeinsame Reise. Die Landschaft wurde immer hügeliger und grüner, je mehr wir an die Ostküste des Landes kamen. Nach einer sehr gemütlichen Fahrt (weil neuer Reisebus), kamen wir relativ zeitig in El Rama an, aber die letzte Lancha nach Bluefields war leider schon abgefahren. So mussten wir eine Nacht in diesem Städtchen bleiben, das uns aber schon nach einer kurzen Besichtigung sehr gut gefiel. Wie immer fielen wir als Blonde und Hellhäutige auf, aber das sollte sich in Bluefields und der Laguna de Perlas nocheinmal steigern... Am Sonntag Morgen fuhren wir dann mit der allerersten Lancha um halb 6 nach Bluefields. Diese Lanchas sind sehr schnell, da sie einen 200ps- Motor haben, aber man ist dennoch ca. 1,5h auf dem Fluss unterwegs bis man das Meer erreicht und dann gleich in Bluefields ist. Die Fahrt war windig und kalt, da die Sonne kaum schien und es durch die schnelle Fahrweise etwas spritzte.
Von Bluefields selber sahen wir an diesem Tag nichts als den Hafen. Geschrei, viele dunkelhäutige Leute, Lastwagen, Essensverkauf... wir wollten uns wg lanchas zur Laguna de Perlas erkundigen, also fragte ich einen der herumstehenden Leute und bekam die Antwort in einem sehr stockenden Spanisch. Ob ich denn nicht auch Englisch sprechen würde... Okay, also sprachen wir Englisch. Erst einmal ein wenig befremdlich in Nicaragua eine andere Sprache als Spanisch zu sprechen und dann ist mein Englisch auch schon so eingerostet. Nun gut, wir konnten uns verständigen und kamen dann gegen späten Vormittag in der Laguna de Perlas an.

Freitag, 11. April 2008

FOTOS

grade bekomme ich es nicht auf die reihe, die blogeinträge zu meinem letzten urlaub zu schreiben, aber die fotos dazu sind teilweise schon zu sehen. leider fehlen die fotos, die sebastian gemacht hat, denn wir konnten sie nicht übertragen. so bekommt ihr aber auch einen eindruck davon, in was für einem paradies ich war...

Freitag, 28. März 2008

Und schon wieder bin ich weg

Schon wieder mache ich mich heute auf die Reise. Erst einmal geht es nach Sn Miguelito, von wo aus ich am Samstag nach Juigalpa fahre, Sebastian aus San Juan treffe und wir dann gemeinsam an die Karibikküste weiterfahren. Von Anfang an wollte ich die Karibik mit den andersfarbigen Menschen, Tänzen und Natur sehen, sodass ich nun glÜcklich bin, dass das vor meiner Abreise noch klappt.
Nun habe ich nur noch einen Monat hier in Nicaragua und es ist immer wieder faszinierend, wie schnell die Zeit verfliegt. Kann es wirklich sein, dass ich schon fast 8 Monate hier bin???

Masaya

Schon am darauffolgenden Tag verliesen Juli und ich Ometepe wieder um nach Masaya zu fahren. Als wir in San Jorge ankamen, war der Strand vor lauter badenden Menschen nicht mehr zu erkennen. Es ist unglaublich, wie viele Leute an den Feiertagen hier hin kommen und wir waren froh, diesem Chaos entgehen zu können. Es ist schwierig, am höchsten Feiertag einen Bus zu bekommen, aber wir hatten Glück und waren am frühen Nachmittag schon in Masaya. Doch dann verliess uns das Glück für eine Weile. Es war keine Hospedaje auffindbar, die noch Platz hatte und erst nach einer längeren Sucherei (was bei dem krassen Muskelkater, den wir hatten wirklich anstrengend war) fanden wir ein Internetcafé. Mit dem Aufenthalt dort stieg unsere Laune jedoch ein wenig, denn das Internet war schnell und wir konnten ohne Probleme telefonieren, was immer super und in San Carlos nicht die Regel ist :) Zum Glück rief mich dann Gregor, der in Masaya lebt, an, nachdem ich ihn nie erreicht hatte und versprach, dass wir bei ihm unterkommen- juchu! Wir beide waren beruhigt und liessen uns im Parque Central nieder um die erste Pizza seit Monaten zu geniessen. Nun, da das mit dem Schlafplatz gesichert war, konnten wir auch die schöne Atmosphäre geniessen. Der Park war voll von Familien mit Kindern, Geschrei und Verkaufsständen und wir fühlten uns einfach wohl. Später kam auch noch eine Osterprozession vorbei: Viele verkleidete Leute/ Kinder, die von MÄnnern durch die Strassen getragen werden, Blasmusik und Leute, die dem Zug folgen. Der Umzug endete in der Kirche, um die sich eine Traube von Menschen bildete und alle irgendwie gelöst aussahen. Es war schön, noch etwas typisches von der Semana Santa miterleben zu können und zufrieden fuhren wir zu Gregors Haus, wo wir herlich aufgenommen wurden.
Am nächsten Tag ging es auf den Markt und gegen Mittag trafen wir uns wieder mit Simon und Julian, die von der Insel kamen und wir gingen mit ihnen Essen. Schon wieder hiess es Abschied und wir fuhren zur Hauptstrasse, wo wir auf einer Camioneta hinten drauf nach Managua fuhren und so unseren Bus nach San Carlos überpünktlich erreichten. Von da aus ging es das letzte Mal den langen Weg von Managua nach Hause. Es war ein komisches Gefühl, sich dessen bewusst zu sein. Die Zeit um 5pm herum ist meine Lieblingszeit. Alles wird ein wenig friedlicher, das Licht steht so schräg, dass alles in anderen Farben erscheint und die Natur schaut wunderschön aus. Ich verfiel ein wenig in Melancholie, aber Juli stupste mich an, nickte mir aufmunternd zu und wir lachten gemeinsam. Nach einer kalten 10h- Fahrt kamen wir in San Carlos an und teilten uns das letzte Mal für die Reise das Bett. Diesmal war es mein eigenes, da Juli ihren Haustürschlüssel vergessen hatte. Sonntags schleppte ich mich totmüde in die Messe, die überfüllt war und somit endete mein Ostern in Nicragua für mich.

Ometepe

Juli ging es immer noch nicht besser als wir am Mittwoch mit dem Kutter (weil billiger als Fähre) von San Jorge aus auf die Vulkaninsel Ometepe fuhren. Es war ganz gut, dass die Sonne an diesem Tag einmal nicht so sehr schien und so die sonnenverbrannte Juli schonte. In Moyogalpa (Ometepe) trafen wir dann gleich auf Simon und Julian aus Ocotal, die ein paar Tage bei mir daheim in San Carlos waren und sich nun mit uns trafen. Wir konnten glücklicherweise kostenlos bei Skinny, einem Deutschen, der seit 2 Jahren hier wohnt und sich ein Hotel aufbaut, unterkommen, da er mir das einmal angeboten hatte. Zusammen mit einem Führer, der ein Freund Skinnies ist, ging es am nächsten Morgen in der Früh auf den noch aktiven Vulkan Concepción hinauf. Dieser Aufstieg ist einer der schwersten und das machte sich auch schnell bemerkbar. Juli und ich fielen immer zurück und die Jungs "mussten" auf uns warten. Je weiter wir nach oben kamen, desto niedriger wurden die Bäume und die Vegetation wurde immer bodenlastiger. Das heisst, mehr Büsche als grosse Bäume. Leider konnte ich mich nicht sehr an der ach so schönen Natur ergötzen und hatte eher mit dem nach oben kommen zu tun. Juli und ich waren beide am Rande unserer Kräfte, als wir endlich an der Vegetationsgrenze ankamen. Sofort war es ziemlich kalt, da es keinen Windschutz mehr gab und wir kauerten uns zusammen uns assen ein wenig von unsererm mitgebrachten Essen. Um die Spitze des Vulkans sind meist Wolken und so hatten auch wir kein Glück. Die Aussicht war nicht besonders toll und nach oben hin konnte man gar nichts sehen. So blieben wir auf 1000metern und machten uns dann wieder an den Abstieg, was eine noch viel grössere Herausforderung für mich war. Unser Führer hüpfte da leichtfüssig hinunter und weg waren die Jungs mal wieder. Juli und ich waren mal wieder für uns allein. Das Anstrengende ist, dass es ausschliesslich bergab geht und das auch noch recht steil. Das ist eine unglaubliche Belastung für die Knie und da ich sowieso Probleme mit ihnen habe, so wollten sie mir nach einiger Zeit nicht mehr wirklich gehorchen und knickten immer gleich ein ganzes Stück ab, wenn ich lief. Juli und ich blieben immer wieder stehen und verfielen in Lachkrämpfe. Wohl aber weniger deshalb, weil irgendwas so lustig gewesen wäre als dass wir einfach körperlich erschöpft waren. Tja, fast 8 Monate ohne Sport, Fettem Essen und mehr Gewicht machen sich dann halt auch bemerkbar. Jedoch ist dieser Aufstieg für jeden sehr anstrengend und ich bin doch froh, dass ich es gemacht habe. Beim Abstieg und den Pausen fielen uns nochmal besonders die vielen verschiedenen bunten Schmetterlinge, Kaffeebäume, Blumen und andere Vegetationen auf. Es war wie im Paradies, wäre man nicht so am schwitzen gewesen... Irgendwann sahen wir eine ganze Affenkolonie direkt in den Bäumen über unserem Weg sitzen. Da uns unser Führer vorher erzählt hatte, dass die Gongo- Affen einen ätzenden Urin haben, der bewirkt, dass sogar die Haare ausfallen können, hatten wir ein wenig Angst und rannten schnell weiter, woraufhin wieder ein erschöpfter Lachkrampf folgte. Jetzt im Nachhinein ist das schon witzig gewesen. Damals wollte ich einfach nur unten sein. DAs waren wir dann auch so um 3 Uhr. Ersteinmal daheim gings unter die Dusche, da wir alle 4 unglaublich dreckig waren, und danach zum Einkaufen. Abends grillten wir auf einem gefundenen Rost herrliches Essen: Da wir kein Geschirr noch besteck hatten, wickelten wir das Fleisch in Alufolie ein, schnitten mit den Taschenmessern Tomaten und Zwiebeln und packten Kartoffeln und Platanos ein. Ich habe schon lange nicht mehr so gut gegessen. Vielleicht lag das an der Gesamtsituation, denn wir sassen am Boden, jeder ass mit den Fingern und seinem Taschenmesser und wir waren einfach alle furchtbar herrlich schweinisch- müde :)

Dienstag, 25. März 2008

San Juan del Sur und Rivas

Samstag Abend kamen wir nach einer langen Busfahrt (die aber rel gemÜtlich in einem neuen Reisebus war) in San Juan del Sur, der Partystadt Nicaraguas, an und wurden gleich von Sebastian, der dort für ein Jahr als Zivi lebt, abgeholt. Allgemein sind hier viele Ausländer zu sehen, aber während der Semana Santa kommen noch viel mehr Menschen als sonst, unter ihnen auch viele Nicas. Die Semana Santa (Woche vor Ostern) wird hier eigtl nicht besonders gross gefeiert. Es gibt ein paar Umzüge in der Stadt mit lautem Gepolter und in manchen Städten werden die Strassen verziert. Ansonsten heisst es eher, dass man an den Strand geht und dort die Feiertage verbringt. Wir haben gleich den ersten Tag an einem schönen Strand in einer Bucht weiter nördlich San Juans verbracht. Das Wasser war klar, der Strand relativ leer, wir fanden einen Schattenplatz und alles war sehr tranquilo (ruhig). Wie solche Strandtage sind, passierte nichts aufregendes. Man geht ins Wasser, wieder raus, trinkt, isst, schläft, liest... Leider hielt sich Juli viel zu lange in der prallen Mittagssonne auf, sodass sie einen Sonnenstich bekam und es ihr dementsprechend bescheiden ging am abend und darauffolgenden Tag. So liesen wir es ruhig angehen und verbrachten die zwei folgenden Tage nur im vollkommenen Schatten, was auch sehr schön war und man mal wieder total abschalten und ich mein Buch endlich einmal beenden konnte. Partymässig ist jeden Abend was los. Es kam mir an der Strasse entlang des Strandes fast so vor wie in Spanien, alles voller weisser Leute (woran wir nunmal nicht mehr gewöhnt sind *g*), Beach Boys (Surferhosen, Billabong- Shirts, blondes langes Haar) und viel Lärm und Verkaufsstände. Juli und ich haben es uns Frühstückstechnisch sehr gut gehen lassen und sind zwei mal in verschiedene Cafés gegangen. Klar, sie sind meist von Engländern oder Amis geführt, sonst gäbe es all das touri- zeugs gar nicht. Wie wundervoll war es, einen richtigen Kaffee zu trinken und ein richtiges Müsli mit vielen Früchten... Davon werde ich jetzt die letzten Wochen noch zehren ;) Es war nett die paar Tage, aber ich würde hier nicht gerne leben wollen. Es ist mir zu europäisch. Das ist nicht Nicaragua. Die Natur ist atemberaubend schön und San Juan mit der Bucht, in das es liegt, ebenfalls, wäre es nicht so touristisch geworden. Überall an den Hügeln der Bucht stehen riesen Villen mit Swimmingpool, Alarmanlagen und Autos. Leute, die nur hierher für ihre Ferien kommen, müssen also ein vollkommen verzerrtes Bild von Nicaragua bekommen und das fanden Juli und ich doch ein wenig schade.
Wir fuhren am Dienstag ab und hätten die verbrachte Zeit dort wohl nicht besser wählen können. Man merkte nun nämlich sehr, dass die ganzen Massen über Nacht angekommen waren und der Strand war voll mit Menschen, die badeten, in Hängematten oder auf dem Boden schliefen und sich ausruhten. Relativ teuer (also eigtl nicht, wir sind nur so knausrig geworden: 2$für halbe Stunde Fahrt) fuhren wir mit dem Taxi nach Rivas, wo wir für die Nacht bei Moritz` sehr netter Familie unterkamen. Gerade als wir zu dritt abends losziehen wollten, kam uns Thomas aus Managua grinsend entgegen. Was für eine Überraschung! Ich hatte mich ja eigtl schon von ihm verabschiedet und dachte nicht daran, ihn hier noch einmal wieder zu sehen. Da ich meine Speicherkarte jedoch bei ihm vergessen hatte, entschloss er sich kurzfristig, nach Rivas zu kommen. So hatten wir noch einen weiteren Abschiedsabend, der sich etwas hinzog und ich so am nächsten Morgen etwas kaputt war.

Montag, 24. März 2008

Managua

Hier waren wir eigentlich nur auf Zwischenreise von León nach San Juan del Sur und damit ich mich von Thomas, Jens, Jakob und Edgar verabschieden konnte. Wir sind zusammen noch etwas Essen gegangen und dann auf ein Konzert, das nicht so prickelnd war und wir deshalb beschlossen, zu 4. (Moritz aus Rivas, Thomas, Juli und ich) Heim zu fahren. Der Abend war sehr schön und wir haben uns lange unterhalten, sodass wir am nächsten Morgen nur schwer aus dem Bett kamen. Damit wir an diesem Tag aber noch bis nach San Juan kamen, mussten wir mittags leider los. Es war seltsam, sich zu verabschieden, da man sich so in Nicaragua nunmal nicht mehr sieht. Auch wenn uns in Deutschland immer noch die gemeinsamen Erinnerungen und Erfahrungen verbinden, so ist das einfach anders, da wir nunmal in Deutschland sind. Ist schwierig zu erklären. Es ist einfach ein seltsames Gefühl... Nach einem Tag Aufenthalt in der Hauptstadt Nicaraguas ging es dann also weiter in den Süden ans Meer.

León

Dienstag abend waren wir schon in León, einer wundervollen Kolonialstadt nahe am Pazifik. Wir mussten uns ersteinmal auf die Suche nach einer Hospedaje machen, was rel schnell ging, nachdem wir bei zwein abgewimmelt worden waren. Nach einer ewig langen Suche nach etwas Essbaren (alles hatte schon zu um 9:30pm), bekamen wir glücklicherweise noch etwas zwischen die Zähne und fielen erschöpft in die Betten. Am nächsten Morgen sahen wir die Stadt erst richtig: farbenfrohe Häuser, viele Menschen, Pferdewagen auf der Strasse, Verkäufer und Hitze! Wir schauten uns ein wenig die Stadt an und ein seltsames Museum der Legenden und Traditionen Leóns. Der Museumsbesuch hatte sich aber schon wegen der leckeren Mangos gelohnt, die wir aus dem Garten mitgehen liessen :) Mit dem Bus ging es dann Mittags an den Strand, den den wir uns allerdings nicht legen konnten, da es einfach zu heiss war. So machten wir es uns in einer Bar auf dem 1. Stock mit Ananas- und Bananensaft gemütlich und genossen die gemütliche Atmosphäre. Als die Sonne dann langsam zur Neige ging, sind wir an den Strand gegangen und haben bei Sonnenuntergang eine herrliche Coco getrunken/ - gessen. Die Stimmung, die beim Untergang der Sonne und Wasser entsteht, ist einfach herrlich und man fühlt sich einfach wohl. Man schaut in die Natur und braucht gar nichts zu sagen, einfach nur geniessen… Bei der Busfahrt nach Hause wurden Juli und ich das erste Mal richtig belästigt. Das Licht war während der Fahrt fast immer aus und da dachte sich wohl ein Kerl, dass es in Ordnung wäre, Juli, die am Gang sass, “aus Versehen” zu berühren. Als ihr das zu viel wurde und auch ganz klar war, dass das Absicht war, setzten wir uns um. In diesem Moment rutschte seine Hand auch bei mir aus, woraufhin ich mich ohne nachzudenken umdrehte und ihm voll eine runterhaute. Er hatte dann noch die Dreistigkeit, sich ebenfalls umzusetzen. Zum Glück hatten aber der Busfahrhelfer und 2 andere Männer gesehen, dass ich ihn angeschrieben und geschlagen hatte und kamen nun hinter. Ein anderer Besoffener mischte sich auch mit ein und da sie sich nicht beruhigten, wurden sie nach langer Streiterei aus dem Bus geschmissen. Das erste Mal, dass bei sowas eingegriffen wurde und nachdem wir eine Weile etwas überwÄltigt dasassen, waren wir echt froh. Abends gings noch mit 2 Freundinnen ins Nachtleben von León. Am nächsten Tag wurde mal wieder ein Museum abgeklappert, in dem ein echter Picasso und Delaunay hingen und das uns insgesamt sehr gut gefiel und dann trafen wir uns mit Elmer, den ich beim Übersetzten für die Österreicher hier in San Carlos kennengelernt habe. Er hatte uns damals auf seine Finca am Strand eingeladen und so fuhren wir abends mit seinerFamilie dort hin. Leider war es schon zu spat zum baden, aber wir sahen mal wieder den Sonnenuntergang :) Elmer zeigte uns dann gemeinsam mit der ganzen Familie sein Hotel und seine Baustelle und lud uns dann ein, dort zu úbernachten. Also natürlich nicht direkt auf der Baustelle ;) war aber superangenehm mit ner tollen Dusche und Fernseher :) abends lud e runs noch zu sich ein und verwöhnte uns mit selbstgemachter Schokolade und Wein und Nüssen und Ananassaft ohne Zucker. Wir waren bei all dem Luxus hin und weg *g* Zum Abschluss stiegen wir noch auf die wunderschöne Kathedrale Leóns und hatten von dort au seine tolle Sicht über die schöne Stadt. Sie ist wohl schon vergleichbar mit Granada, da beide im Kolonialstil gebaut sind, aber León hat mir um einiges besser gefallen. Die Stimmung, die alten Häuser, die Farben… Freitag Mittag “mussten” wir die schöne Stadt schon wieder verlassen um Zwischenstation in Managua zu machen.

Start der Reise: Estelí

Am 10. 3. haben Juli und ich also unsere kleine Nicraguareise begonnen. Schon als ich den Bus sah, der uns nach Managua bringen sollte, dachte ich mir, dass das eine gute Reise werden wird. Denn ob ihr es glaubt oder nicht- es war ein richtiger Reisebus! Okay, nicht das neueste Model, aber jeder hatte seinen eigenen Sitz, man konnte die Lehne verstellen und ich hatte zwischen meinen Knien und dem Vorderman sogar noch Platz! Auch wenn die Fahrt durch vulgäre Jungs überschattet wurden, kamen wir relative fit am Morgen in der Hauptstadt an und fuhren gleich weiter in den Norden, genauergesagt nach Estelí. Als wir dort ausstiegen, bemerkten wir gleich, dass es ein wenig kühler ist. Die Stadt ist, wie eigtl alle hier, in Quadraten angeordnet und bildet ein kleines Zentrum um die Kathedrale und den Park, den wir uns anschauten. Nach ner Frühstückspause und Museum liefen wir mit unserem Gepäck los um das Reservat Miraflor ein wenig zu besichtigen und an einem Wasserfall zu baden. Die Hitze machte uns ziemlich zu schaffen, aber leider gab es keinen Bus und wir wollten nicht ewig lange warten. Die Landschaft erinnerte uns eher an Creta als an das Nicaragua, was wir aus San Carlos kennen. Zu unserem Glück nahm uns ein Auto bis zum Eingang zum Wasserfall mit und wir konnten ein wenig verschnaufen. Da noch ein wenig Zeit war bis der Bus nach León kam, stiegen wir in den Bus, der uns weiter hinauf in die “Berge” nahm und wieder veränderte sich die Landschaft. Dort, wo wir ausstiegen, erinnerte sie uns fast an einen deutschen Nadelwald und das Klima war auch entsprechend kühler. In einer kleinen Herberge haben wir dann ganz schnell ein wundervollen Essen gegessen. Zwar war es nur eine Tortilla mit Käse, die ich hatte, aber die war einfach herrlich. Ganz warm noch und der Käse perfekt! Das war wohl die beste Tortilla, die ich je gegessen habe…

Montag, 10. März 2008

Ich bin dann mal weg...

heute Abend um 8 werde ich mich zusammen mit Julia auf eine kleine Reise in Nicaragua begeben. Wenn wir morgen Früh total kaputt in Managua angekommen sind nach ca. 11 Stunden im Ruckelbus, fahren wir erstmal nach Estelí, einer angeblich sehr hübschen Stadt im Norden und dann nach León weiter und ein bisschen ans Meer. Weiter ist geplant, über einen Zwischenstop in Managua nach San Juan del Sur zu fahren und dann mit 2 Freiwilligen auf den erloschenen Vulkan Maderas auf Ometepe zu klettern. Ostersonntag sind wir dann wahrscheinlich wieder zurück. Falls ich vorher nicht mehr zum schreiben komme- FROHE OSTERN!

Elektrische Geräte und Musik

Gleich zu Beginn kann ich sagen, dass wohl in beinahe jeder Hütte mindestens ein Fernseher UND eine Stereoanlage stehen und jeder ein Handy (auch ganz neue motorola, sony etc.) hat. Es ist schon seltsam, wenn man in ein Haus geht, das nur aus einem Zimmer mit paar zusammengenagelten Brettern besteht, man jedoch riesige Anlagen findet. Genauso komisch ist es für mich immer noch, dass aus den heruntergekommendsten Teilen super gestylte Frauen mit Stöckelschuhen und einer Tonne Schminke im Gesicht kommen und alle Männer immer frischgeputzte Schuhe und ein gebügeltes frisches Hemd anhaben. Ein anderer Freiwilliger, Jakob, erzählte mir, dass er mit einer Gruppe von der Kirche, mit der er zusammenarbeitet, für ein paar Tage ein Seminar gemacht hat. In dem Zimmer, in dem er schlief, wurde das Bad total verwüstet, in die Dusche uriniert usw. und das Zimmer war ein einziges Chaos. In der Früh jedoch standen alle 2 Stunden früher auf, um sich zu duschen, ihre Haare zu machen, einzucremen, uhre Schuhe zu putzen und sich gut anzuziehen. Das ist genau das, was ich hier auch beobachtet habe. Die Häuser sind wirklich unhygienisch zum Teil und es ist normal, in der Dusche zu pinkeln, wenn das Klo doch so weit weg ist. Ungeztylt würde man aber niemals in die Schule oder in die Arbeit oder zum Markt gehen... Die Autos, die es hier gibt, sind entweder Taxis oder gehören einer Institution wie dem Krankenhaus oder dem Rathaus. Autos sind hier sehr teuer. Irgendjemand sagte mir sogar, dass sie sehr viel teurer als in Deutschland sind (umgerechnet). So kann es sich niemand leisten und ganz ehrlich- wofür braucht man hier in San Carlos ein Auto? Taxen egal wohin kosten 10 Córdoba, das sind 0,50$ und man kann eigentlich auch alles zu Fuss laufen...
Musik wird hier den ganzen lieben langen Tag gespielt. Als ich gestern um 5 aufstand, konnte ich die laute Stimme der Frau im Morgenradio vom Nachbarshaus mit anhören. Da hat es mich seit langem mal nicht so gestört. Den Tag über, aber vor allem in der Früh, schallen aus allen Holzhäusern in meiner Strasse die unterschiedlichsten Lieder und zwar in einer Lautstärke, bei der man verrückt werden kann, wenn man sich hineinsteigert. Mittlerweile drehe ich mich einfach um und schlafe weiter, aber nervend ist es schon, denn manchmal kann man einfach nicht nochmal einschlafen. Wenn diese Musik wenigstens schön wäre, dann könnte ich das noch besser akzeptieren, aber meist spielt der Nachbar, dessen Wand direkt an meiner liegt, sowas wie Cowboymusik, auch "rancho" genannt und am allerliebsten Gottes- Lieder, deren Texte immer ungefährt gleich sind. "Oh, mein Gott, du gibst mir die Kraft. Ohne dich kann ich nicht leben, denn nur du führst mich auf dem rechten Pfad..." Am Wochenende ist das besonders ärgerlich, wo man doch mal endlcih bisschen länger schlafen könnte. Komischerweise spielen sie es auch meist nur so bis kurz nach 6/7 und dann ist Stille. Toll! Da ist aber auch schon jeder so genervt, dass er freiwillig aufsteht. Nunja, während des Tages variiert die Musik dann. Am liebsten hören die Jugendlichen hier reggaeton, was immer den gleichen beat hat und alle Lieder ähneln sich sehr. In der Disko wird aber sehr viel Salsa, Merengue und Cumbia gespielt und meist sind es diese Lieder, die die meisten Leute auf die Tanzfläche ziehen. Salsa kann ich leider nicht gut, aber Merengue ist einfach und da macht es Spass, zu tanzen. Also im Grossen und Ganzen kann man sagen, dass es hier sowas wie Bauernmusik, Folklore & typische Nica- Lieder, christliche Lieder, Reggeaton, Tanzlieder und ganz selten englische Oldies gibt.

Sommer

... ist es nun wirklich und wahrhaftig hier in San Carlos. Eigentlich beginnt die Trockenzeit schon im Dezemberg und in den westlichen Teilen Nicaraguas merkte man das damals auch schon. Hier in San Carlos ist das Wetter aber grundsätzlich ein wenig anders. Bei dem Hurrican regnete es sich auch in den anderen Teilen Nicaraguas sehr ab. Bei uns war es zu dieser Zeit ausnahmsweise mal trocken. Und als die Granader etc. im Dezember und Januar unter der Hitze zu leiden hatten, regnete es bei uns eigentlich den ganzen Monat hindurch. Jetzt, anfang März, ist es also bei uns auch so weit und wir stöhnen jeden Tag, wie heiss das doch ist :) Seitdem die Trockenzeit angefangen hat, sind die Nächte jedoch auch um einiges kälter geworden und ich gehe nach wie vor nur widerwillig unter die Dusche in der Früh. Ziemlich schnell heizt sich dann aber alles auf und schon um 9 Uhr Früh hält man es in der Sonne nicht mehr aus. Man enwickelt hier sowieso ein ambivalentes Verhältnis zur Sonne. Als jemand, der im eigenen Land nicht so viel Hitze hat, setzt man sich gerne gleich raus, wenn ein schöner Tag hier. Hier aber flüchtet man nur vom einen Schatten zum nächsten und würde sich nicht freiwillig an die Sonne begeben. Die meisten Nicas laufen auch mit Sonnenschirmen in der Strasse umher und haben ein Tuch auf der Schulter liegen. Allgemein tragen sie das gerne rum um irgendwas abzuwischen, aber jetzt ist es tatsächlich recht praktisch. Einmal, um sich den Schweiss vom Gesicht zu wischen und dann, um dem Staub nicht einzuatmen. Während der Regenzeit sind die Strassen bei mir kaum begehbar, da alles voller Matsch ist und jetzt, da es nicht regnet, hält man es an der Hauptstrasse auch kaum aus, da die Autos so viel Staub aufwirbeln. Fährt ein Laster an einem vorbei, so wirbelt er eine unglaubliche Menge auf und man ist von oben bis unten voll... Gestern früh um 6 Uhr bin ich mit den Bus nach San Miguelito gefahren um Frieda, eine Deutsche um die 50 Jahre, zu besuchen. Auf der Hinfahrt war der Staub noch nicht so ein Problem. Als ich aber um 3:30pm einen Bus erwischte, der nach San Carlos zurückfuhr, wurden wir jedesmal total zugestaubt, wenn uns ein Fahrzeug entgegenkam oder unser Bus sehr schnell fuhr. Bei meinem Haar sieht man es nicht so schnell, aber die ganzen Dunkelhaarigen waren hinterher eher weisslich und die ganzen Anziehsachen mit einer Staubschicht Überzogen. Wie glücklich ich war, dann zu Hause endlich unter die Dusche gehen zu können!

Dienstag, 4. März 2008

Arbeit, bzw. Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosigkeit ist in ganz Nicaragua ein sehr grosses Problem wie in vielen anderen Ländern auch. In Deutschland wird darüber ja auch sehr geflucht, doch kann man das bei Weitem nicht mit Nicaragua vergleichen. Hier beträgt die Arbeitslosenquote nämlich um die 80 %. Im Departemento Río San Juan, von dem San Carlos die Hauptstadt ist, sogar mehr als 85%. Man merkt das auch wirklich hier. Die Leute sitzen den ganzen Tag daheim, schauen fern oder versuchen ihr Leid in Alkohol zu ertränken. Es ist wirklich traurig, wie viele Alkoholiker es hier gibt. Gerade um die Feiertage ist es ganz besonders schlimm. An den Morgen danach trifft man immer einige immer noch Sturzbetrunkene auf der Strasse. Jetzt fragt man sich vielleicht, wo sie das viele Geld für den Alkohol bekommen, wenn viele doch gar nicht arbeiten. Rum ist hier allgemein sehr billig, es gibt jedoch preisliche Unterschiede die von der Qualität abhängen. Flor de Caña, der beste, kostet ca. 100 Córdoba (5$), Plata- mittelmässig- so um die 50 Córdoba und Caballitos nur 10 Córdoba, was umgerechnet 0,50$ sind. Diesen letzteren kaufen sie sich natürlich und man hört immer wieder, dass jemand an diesem Zeugs gestorben ist- von so schlechter Qualität ist er… nunja, also zurück zur Arbeitslosigkeit. Ich denke, dass auch sehr viele Frauen nicht arbeiten gehen, da hier immer noch sehr der Machismo herrscht. Frauen haben zu Hause zu bleiben, zu kochen, zu bügeln, zu waschen und sich um die Kinder zu kümmern. Von klein auf wird den Mädchen gesagt, dass sie mithelfen müssen, während deren Brüder sich bedienen lassen und echt Männer sein müssen, die niemals weinen. Es ist schon besser geworden, aber einige Frauen folgen dem Beispiel ihrer Mütter immer noch, selbst wenn sie gerne selbständig arbeiten wollen. Nun ist es hier eher eine Ausnahme, wenn eine Familie noch intakt ist und die Kinder mit beiden Elternteilen aufwachsen. Meist leben- so wie bei mir auch- die Mütter mit ihren Kindern und evtl anderen Familienmitgliedern zusammen. Hat die Frau vorher aber nur für die Familie im Haus gelebt und kein eigenes Geld verdient, so hat sie nun ein finanzielles Problem. Genau das gleiche, wenn sie nicht mal mehr eine Ausbildung hat, da sie mit 14 schwanger wurde und dann gleich mehrere Kinder bekam. Harz IV gibt es hier natürlich nicht. Der Staat gibt den Arbeitslosen hier gar nichts. Jeder ist auf sich alleine gestellt. Nur ist man hier in einer so grossen Familiengemeinschaft nie alleine. Jeder hilft dem anderen und das finde ich schon eine sehr schöne Sache, auch wenn es finanziell sehr schwierig ist. Genauso wenig wie Arbeitslosengeld gibt es eine Rente. Die Älteren werden also ganz direkt von ihren Kindern versorgt. So ist das auch in meiner Familie. Die Jüngste meiner Oma (es gibt 10!) ist in ihrem ersten Jahr der Uni schwanger geworden und hat das Studium ganz abgebrochen. Seitdem lebt sie mit ihrem Sohn auf Kosten aller anderen. Das ist aber kein Problem oder schlecht angesehen. Man hilft sich halt. Das ist doch ganz normal… Im gleichen Haus lebt auch meine Gastoma und alle ihre Kinder legen monatlich zusammen und so kann sie gut leben. Ruth ist ja nun mit ihrer Schule seit Dezember fertig und würde gerne eine Art Job machen um sich nicht so zu langweilen. Das ist aber alles andere als leicht in Nicaragua. Bei uns kann man sich bei SIEMENS bewerben, im Café als Kellner arbeiten oder ein Praktikum machen. Das fällt hier natÜrlich alles flach. Man kann evtl in einer Venta oder Pulperia Essen oder Hefte verkaufen, das war es dann aber auch. Oder man ist Hausmädchen bei anderen Leuten und kümmert sich neben Kochen und Waschen um die Kinder. Da sieht man es mal wieder, wie gut wir es doch haben, in einem so entwickelten Land zu leben, oder? Aber gleichzeitig stimmt es auch, was die Leute hier sagen und was ich auch im Moment immer wieder in der Biographie von Dalai Lama lese: Wir leben in Luxus, aber doch recht isoliert voneinander. Natürlich hängt das vom Wohnort ab, aber wie viel wissen wir schon von unseren Nachbarn? Hier lebt man nebeneinander, muss wohl oder übel die laute Musik des Anderen mit anhören, man hilft sich gegenseitig. Und diese Nachbars- und Familienzusammengehörigkeit finde ich schon wirklich sehr bemerkenswert. Und alleine materielles Glück macht uns noch lange nicht auf Dauer glücklich …

Freitag, 29. Februar 2008

Themen?

Jetzt bin ich "nur noch" zwei Monate hier und die Zeit läuft mir schon jetzt davon. Die Berichte, die ich bis jetzt geschrieben habe gingen meist über Ausflüge von mir und kaum über Alltag. Vielleicht einfach deshalb, weil das alles so normal ist für mich. Für euch aber eben nicht. Und deshalb nun die Frage, über was ihr gerne noch etwas erfahren würdet- also schreibt mir doch bitte was als Kommentar und ich versuche, dass dann gut zu beschreiben.

Dienstag, 26. Februar 2008

Weihnachten die Zweite

Hatten Juli und ich gestern tatsächlich doch noch. Eigentlich wollte ich nur 2 Briefe beim Postamt abgeben. Doch als ich hereinkam, strahlten mich die Angestellten schon an und meinten, es wären 2 Pakete für mich angekommen. Als ich nachfragte, wie lange die da schon liegen, meinten sie, naja, so 1 Woche. Tja, das ist hier ein bisschen anders, denn der Briefträger hat meist keine Lust, das Zeug irgendwo hin zu fahren auf seinem Fahrrad. Wie sich herausstellte, war eines der Päckchen für meinen Geburtstag, das andere aber ein schon verloren geglaubtes Weihnachtspaket von meiner Freundin Helena. Für Julia war auch ein Weihnachtspaket angekommen und so beschlossen wir, bei ihr (da ihr Haus ganz in der Nähe liegt) eine Bescherung zu machen. Wie kleine Kinder freuten wir uns und öffneten gemeinsam unsere Pakete. Als ich das von Helena öffnete, kam mir ein intensiver Weihnachtsgeruch entgegen und wir fühlten uns tatsächlich so, als hätten wir nun doch noch ein Weihnachten gehabt. Und was dann auch noch alles drin war- unglaublich. Gebrannte Mandeln, Spekuatius, Plätzchen… Vieles war noch verschweist und nach einer Kostprobe meinten wir beide, dass das in Odnung ginge ;)
Tja, das sind so unsere Freuden hier in dem entfernten Nicaragua. Muss schon witzig sein für aussenstehende und wir müssen darüber hin und wieder auch lichen :o)

Geburtstag

Tja, nun gehöre ich also auch zu den 20ern und bin somit nun endgültig aus dem Teenageralter raus. Aber was macht schon das Alter aus- schliesslich ist man nur so alt, wie man sich fühlt, oder?
Von meinem Geburtstag habe ich mir hier nach dem missglückten Weihnachtsfest ehrlich gesagt nichts erwartet und so war ich dann überrascht, dass ich gleich zwei mal gefeiert habe. Und das war so:
Donnerstag Nachmittag sassen Juli und ich mal wieder im Rathaus und wollten unbeschränkt das Internet ausnutzen. Tja, das klappte aber leider nicht, da es seit ein paar Tagen Probleme mit der Verbindung gab (was sich erst Samstag wieder änderte, ich also über eine Woche nicht reinschauen konnte wg Seminar). Zusätzlich zu diesem Frust kam dann noch, dass Juli am nächsten Morgen bis Montag nach Los Guatuzos sollte um dort Englischunterricht zu geben. Super- an meinem 20.! Tja, unser Frust wandelte sich in Tollheit um und irgendwie kam mir dann der Geistesblitz, dass wir ja einfach meinen deutschen Geburtstag schon um 17 Uhr Ortszeit vorfeiern könnten. Nun musste alles schnell gehen, damit wir das zeitlich noch schafften und Julia schickte mich schonmal vor an den Malecón, wo ich warten sollte. Dort sass ich nun also und fiel vor Schreck fast ins Wasser, als sie von hinten mit einer Kerze in der Hand singend ankam. Die Kerze ging leider immer wieder aus, aber das machte nichts. Woher Juli so schnell nen Schokokuchen aufgetrieben hat, das wollte sie mir nicht verraten. Aber allein der Geschmack und der Blick auf den Nicaraguasee waren einfach herrlich. Schon was einzigartiges, seinen Geburstag mit einem SonnenUNTERGANG hinter dem Nicaragusee und den Bergen dahinter zu beginnen. Zusammen mit den Palmen, die auf dem Platz am Wasser stehen und dem Licht war das wirklich toll und für mich dir Welt wirklich in Ordnung.
Mein Nica- Geburtstag began dann so um 7 Uhr Früh, als ich verschlafen aus dem Bett kam und mir meine Familie (Cecilia, Ruth, Daniela und Danay) das traditionelle “Las Mañanitas” vorsangen. Danach rief mich Daniela zu sich und ich hatte schon so ein ungutes Gefühl, da alle so scheinheilig lieb schauten. Tja, und mein Misstrauen war auch begründet, denn plötzlich hielt mich Ruth fest und Daniela zerschlug mir ein rohes Ei auf dem Kopf. Supi! Angeblich machen die Jugendlichen das hier an den Geburtstagen. Sogar in der Schule. Ist wohl als Ersatz für Geburtstagskerzen gedacht. Die gibt es hier nämich gar nicht… Normal wie jeden Freitag ging ich dann in den CDI, wo ich einen ganz normalen Arbeitstag verbrachte mit der Aussnahme, dass ich aus Deutschland und von Freunden aus Nicaragua angerufen wurde, was mir ein Dauergrinsen aufs Gesicht setzte  Mittags gab es eins meiner Lieblingsspeisen hier: “Indio Viejo”, den Ruth extra für mich gemacht hatte und dazu Tomatensalat (mir wird hier nachgesagt ich wäre verrückt nach Tomaten). Und was noch viel toller war, dass wir echt alle gemeinsam am Tisch sassen, was hier in Nicaragua wahrlich nicht normal ist. Irgendwie war ich rel kaputt und so las ich schonmal ein bisschen in der Autobiographie vom Dalai Lama. Thomas aus Managua hat mir dieses und ein anderes Buch aus Deutschland mitbringen lassen und mir dann kurzfristig geschenkt, als wir uns am letzten Donnerstag sahen in San Carlos. Bevor wir um 6Uhr beim Radio sein mussten, bereitete ich mit Jahaira, meiner Tante, schonmal das Essen für abends vor und Ruth (Gastcousine) musste total viel rumrennen, um alles zu organisieren. Die Radiosendung mit dem Thema “Vorurteil” war recht gut und ich war zufrieden, denn ich hatte dieses Thema selbst vorgeschlagen. Schon am Morgen hatte mir irgendjemand im Radio Geburtstagsgrüsse geschickt und das wurde jetzt nochmal gemacht. War mir fast peinlich. Kurz bevor die Sendung zuende war, nahm John nochmal das Mikrophon und nach den abschliessenden Worten richtete er nochmal direkt die Worte an mich, beglückwünschte mich und dann sangen alle in die 2 Mikrophone “Häbbi Börsdai” und John schenkte mir eine riesige rosane Torte mit “Felicidadez Helena” drauf. Eigentlich sind mir diese Torten ein Horror, aber ich habe mich sehr über die Geste gefreut und da dismal nicht so viel Zuckerzeugs drauf war, schmeckte sie wirklich recht gut. Hinzu kam noch, dass sie eben erst aus dem Ofen und somit ganz warm war  Nachdem alle verköstigt waren, ging es erst mit dem Rest der Torte heim und dann in die Tertulia, wo die Generación del Mañana durch die Organisation von Ruth eine Feier vorbereitet hatte. Zu Beginn bat mich Edi, der im Sommer auch nach Deutschland kommen wird mit dem Jugendaustausch, zu sich und sang mir mit Begleitung der Gitarre, zwei Ständchen. Dann wurde Salsa vorgetanzt und Reggaeton und alle waren recht vergnügt. Fand es echt suss, dass sie sich was ausgedacht hatten und auch so zahlreich kamen. Der Arroz Valenziana, den ich mit Jahaira vorbereitet hatte, wurde verteilt und dann bekam ich doch tatsächlich auch noch eine Piñata! Man bekommt also die Augen verbunden, einen Stock in die Hand und muss dann tanzend nach einer Puppe schlagen, die an einem Seil festgemacht ist und immer wieder hoch und runtergezogen wird, damit man sie nicht so leicht fassen kann. Wenn oft genug getroffen wird, platzt die Pappenpuppe irgendwann und Süssigkeiten kommen heraus. Schluss der Feier war dann die Torte. Das ist hier anders. Bei uns beginnt man meist eine Feier mit gemütlichem Kaffee und Kuchen und hier gehen alle, wenn es erstmal Kuchen gab. Als die Jugendlichen (12-18 Jahre) dann eine Sahneschlacht begannen, habe ich schon gemerkt, dass ich einfach alter bin, so dumm das klingen mag *g* ich war jedenfalls glücklich, dass meine Gastfamilie und die vom Club mich nicht vergessen hatten und ich so einen ganz traditionellen Geburtstag organisiert bekam. Gemeinsam mite in para Leuten liess ich den Abend dann im Haus eines Freundes ausklingen und fiel um 2 sehr müde ins Bett.

Geburtstag

Donnerstag, 14. Februar 2008

Halbjähriges

Ich muss nun schon einen Tag vorgreifen, da ich morgen gemeinsam mit Julia mit dem Boot nach Granada fahren werde um pünktlich am Samstag dort anzukommen und in der Näher von Managua an dem Freiwilligenseminar teilzunehmen, das von Samstag bis Dienstag stattfindet...


Es ist kaum zu glauben, aber ich bin nun tatsächlich schon 6 Monate hier in Nicaragua und in dieser Zeit ist viel passiert und ich mich an ein neues Leben gewöhnen musste.
1. Mein Zuhause: Die so anderen sanitären Anlagen und das Haus waren für mich eigentlich nie ein Problem. Ich hatte mir wohl im Vorfeld noch etwas „schlimmeres“ vorgestellt und so war ich eher positiv überrascht. Klar, ich kann vollkommen verstehen, wenn jemand, der die Bilder im Blog sieht ersteinmal erschrickt. Doch wie schon öfters gesagt- man gewöhnt sich wirklich an alles. Manchmal nervt es, sich nicht unter fliessendem Wasser waschen zu können, keine richtige Toilette zu haben oder nicht barfuss gehen zu können. Doch das alles ist total in Ordnung und genauso wie das mit der Hand waschen ein Teil meines Lebens hier. Meine Gastfamilie ist nach wie vor sehr nett und ich bin Teil der Familie, was ich mir gewünscht hatte. Ein Untermieterverhältnis ist auf die Dauer einfach zu kühl und ich bin froh, dass ich das nie hatte. Von Anfang an wurde ich lieb aufgenommen und habe mich wohlgefühlt. Wenn mal wieder viele Gäste da sind, so müssen die Betten halt geteilt werden. So hatten wir es schon einmal, dass wir zu 7. in 3 Betten geschlafen haben. Tja, die Nicas- ein Haufenvolk wie manche sagen...
2. Nicaraguaner: Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Nicaraguaner sehr tolerant sind und sich gegenüber Ausländern sehr freundlich verhalten. Die Mehrheit ist sehr interessiert an Gesprächen mit uns Cheles, wenn sich diese Gespräche auch immer ähneln: 1. wie heisst du 2. hast du einen Freund 3. wie gefällt dir San Carlos, bzw. Nicaragua usw. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie unbedingt wollen, dass wir uns hier wohlfühlen. Wenn das nicht der Fall ist, dann ist das ganz schlimm für sie und setzen alles daran, das zu ändern. Ihre Gastfreundschaftlichkeit ist bemerkenswert und sobald man irgendwo hinkommt wird einem Essen serviert, Wasser gegeben und angeboten, sich auszuruhen. Man fühlt sich immer willkommen und das ist sehr schön. Eine weisse Frau in Nicaragua fällt leider ein wenig auf und so kann man nicht durch die Strassen gehen ohne dass einem „Chelita, chelita“ oder „Regalame tus ojos“ (schenke mir deine Augen) oder sonstige Liebesschwüre hinterhergerufen werden.
3. Essen: Ist hier wirklich sehr lecker, nur mit der Zeit ein wenig einseitig. Es gibt ausnahmslos JEDEN TAG Reis und Bohnen. Komischerweise bin ich dem Gallo Pinto noch nicht überdrüssig geworden. Mal schaun, ob das noch kommt. Ansonsten sind hier die Hauptnahrungsmittel Bananen, Kochbananen, Reis, Bohnen, Käse (der beim Kauen in den Zähnen quietscht) und Tortilla. In letzter Zeit gab es bei uns sogar mal Spaghetti  Ich war ganz glücklich, denn davor hatte immer nur der Hund Nudeln bekommen *g* Die Nicas essen natürlich auch Sachen wie Nudeln MIT Reis, was mir nicht so liegt. Aber das kann man ja selbst entscheiden... Viele Gerichte werden auch mit Mais gekocht- unter anderem eines meiner Lieblingsgerichte Indio Viejo (ein Brei mit Fleisch- einfach herrlich). Ruth kocht sehr gut und wenn Carlos (der Freund meiner Gastmutter) kommt, so gibts immer was besonderes...
4. Mentalität: Unpünktlichkeit oder erst gar nicht zum Treffen auftauchen, das ist relativ normal. Soll ein Treffen um 5 Uhr stattfinden, so fängt es wenn es gut läuft eine halbe Stunde später an und auch danach tröpfeln immer wieder nach und nach Leute ein, die daran teilnehmen. Ich bin es aus Deutschland gewöhnt, dass man sich wenigstens entschuldigt, dass man sich verspätet hat. Nicht so hier. Wenn man diejenigen dann darauf anspricht, so nicken sie nur und meinen „ja, stimmt. Ich bin nicht gekommen.“ und nichts weiter. Da muss man schon manchmal den Kopf schütteln... Die Einstellung, alles lustig und locker anzugehen hat auf jeden Fall zwei Seiten. Auf der einen ist es wirklich manchmal besser, nicht so verbissen zu sein und sich Zeit zu geben. Auf der anderen Seite jedoch kommt so auch nicht viel bei den Organisationen heraus. Alles zieht sich ewig in die Länge, dabei hätte nur ein Anruf gemacht werden müssen oder ähnliches. Da kann man als Freiwilliger schon wirklich die Krise bekommen. Denn man möchte etwas schaffen oder erreichen und die Art, Dinge anzugehen, macht es einem fast unmöglich. Es ist wirklich nicht leicht zu helfen und das muss man erstmal akzeptieren.
5. Arbeit: ich bin durch das Märchenprojekt eindeutig zufriedener geworden. Denn das ist etwas handfestes, was ich betreut habe und nun fertig gedruckt ist. Wie gesagt- man kann hier schwer helfen. Aber dass ich mit diesen Kindern ein paar schöne und lustige Stunden verbracht habe, in denen sie sich ganz eindeutig amüsiert haben, das tut mir gut und ich erinnere mich wirklich sehr gerne daran zurück.
6. Reisefieber: Die Reise nach Panamá hat mir damals sehr gut getan, da ich durch die Arbeit etwas kaputt war und mal ein bisschen rauskommen musste. Es ist schwierig zu erklären, aber zeitweise kann man sich hier in San Carlos ein wenig eingesperrt fühlen. Es ist wie eine Insel, von der man nicht einfach mal eben herunter kann. Sogar von der Vulkaninseln Ometepe kommt man schneller runter und in grössere Städte... Will ich mal was ganz anderes sehen, so muss ich einen halben Tag reisen und das auch recht unbequem. Hinzu kommt, dass es in San Carlos keine Freizeitmöglichkeiten gibt. Kino, Sport usw. ist nicht. Wir haben zwar eine Turnhalle, aber die ist meist besetzt oder es ist zu heiss um Sport zu machen. Laufen gehen kann man auf der Landepiste der Flugzeuge. Doch immer um 5 aufzustehen, das schaff ich einfach nicht. Ein paar Mal war ich jetzt abends in der Tertulia im Tanzkurs. Allerdings können das schon alle und man brauchte einen Partner, der einen schult. Letztes Mal hatte ich Glück: hatte einen netten Kerl, der sogar gleichgross war wie ich und das Tanzen hat sehr Spass gemacht. Wer hätte das gedacht- ich nochmal in einem Tanzkurs. Ich jedenfalls nicht... So, nun aber noch einmal zu Panamá: Dorthin zu reisen alleine war schon eine Sache für sich, die ich gut fand. Ich habe auf der Reise nette Menschen kennengelernt und gemerkt, dass man einfach offen sein muss und sich auf ein Gespräch einlassen. Man spürt, was für Menschen einigermassen nett sind und so findet man irgendwie immer zueinander. Panamá Ciudad mit ihren grossen Häusern (in Nicaragua gibt es fast nur einstöckige wegen Erdbebengefahr) hat mir gut gefallen und auch die Freiheit, einfach mal in den Tag hineinzuleben. In Nicaragua zu reisen ist ebenfalls kein Problem. In den Bussen wird man angeredet, die Menschen sind hilfsbereit und zeigen gerne den Weg oder den richtigen Bus und man fühlt sich wohl. Jetzt, da ich ein so vollkommen anderes Land kennengelernt habe, ist der Wunsch, mehr kennenzulernen natürlich entstanden. Wie „wenig“ habe ich bisher schon gesehen...
7. Schlafen: Schnell habe ich mich an das sehr harte Bett gewöhnt und schlafe sehr gut. Auf die Frage, ob mein Spanisch schon sehr gut ist, kann ich immer schlecht anworten. Doch es gibt einen Beweis, dass ich voll in dieser Sprache bin: Wie einige von euch wissen erzähle ich gerne viel im Schlaf und so tue ich das auch hier in Nicaragua. Da das Haus offen ist und man immer alles hört, was so vor sich geht, hört meine Familie hier auch alles von meinem Gebrabbel. Zum ersten Mal bin ich aber froh, dass ich rede, denn Ruth berichtet mir immer wieder, dass ich spanisch rede. Und das finde ich irgendwie cool. Zeigt es doch, dass ich hier wirklich mit so viel Spanisch umgeben bin.
8. Der Gedanke an zu Hause... wächst nun natürlich, da ich nicht mehr viel Zeit in Nicaragua verbringen werde. Die letzten beiden Monate werden schnell vergehen und schwupps bin ich wieder in Erlangen und kann den Berg unsicher machen. Ich freue mich, wieder daheim zu sein und doch wird es schwer sein, sich von hier zu lösen. Hier ist mein Zuhause im Moment. Ich lebe hier und kenne die Leute. Abschiednehmen liegt mir nicht gut und doch ist es nicht mehr lange hin bis ich es muss. Als ich von Deutschland Abschied genommen habe, war das anders. Zwar habe ich dort alle Menschen, die ich liebe, aber es ist sicher, dass ich wieder zurückkehren werde. Wenn ich hier Abschied nehme, ist es ungewiss, wann ich zurückkehre oder ob ich überhaupt zurückkomme.
Aber nun sollte ich erstmal noch die 2,5 Monate vollkommen hier sein und dann glücklich wieder in meine Heimat zurÜckkehren. Glücklich, so viele tolle Erfahrungen gemacht zu haben und glücklich, wieder Daheim zu sein.

Mittwoch, 13. Februar 2008

Überraschung!

Mein Tag begann wie jeder andere und sah wie folgt aus: Tertulia bis zur Mittagspause, Nachmittags zu einer Projektbesprechung und abends eventuell zu einem Treffen mit den österreichischen Delegierten, die im Moment hier in San Carlos waren und die Stadt Linz vertraten. Tja, der Morgen war auch noch wie geplant. Julia hatte mir gesagt, dass ich wohl auch um halb3 zur Krankenhausbesichtigung eingeladen bin, aber ich hatte ehrlich gesagt nicht viel Lust und wäre nicht hingegangen, wenn Frank Ochomogo (Zuständiger für Partnerstädte) mich nicht am Handy angerufen hätte. Also doch hin und brav hinter allen hergelaufen, denen das Krankenhaus gezeigt wurde. Die Bürgermeisterin und der Chef der Klinik haben mich net begrüsst und ich dachte mir nur: "ja, sehr nett heute" und hab mich gefreut. Die Stadt Erlangen hat schon einen Saal im Hospital und gestern sollte nun der Grundstein für eine Pädiatrieabteilung gelegt werden. Auf dem Weg dorthin meinte Frank lächelnd, dass ich heute die Bürgermeisterin Erlangens sein werde und ich fand das zu dem Zeitpunkt einen witzigen Scherz *g* Alle Ärzte und Vertreter Linz´ und San Carlos waren also da und es wurden einige Reden an dem Ort gehalten, an dem das Gebäude errichtet wird und Julia und ich unter anderem vorgestellt. Nun war es also an der Zeit, den Akt der Grundsteinlegung zu vollziehen und Marisol McRhea (Bürgermeisterin) nahm das Mikrophon und meinte: "Stellvertretend für alle Erlanger und die Städtepartnerschaft Erlangen- San Carlos wird Helena Trinczek zusammen mit mir und der Vizebürgermeisterin Linz' nun den Grundstein für dieses Projekt legen." Überraschung! Wie gut, dass mir davor jemand Bescheid gegeben hatte. Eigentlich wäre ich ja gar nicht gekommen. Nun wurde mir auch das freundliche Verhalten der Leute klar und was der Witz Franks heissen sollte. Ich konnte nun aber nichts mehr sagen und musste zusammen mit den beiden Damen vorgehen an die schon vorbereitete Stelle. Zuvor war ich dem Kameramann gut ausgewichen, aber nun war ihm kein Entkommen mehr. Ich schaufelte also gemeinsam mit Marisol den Zement auf eine Platte und den letzten der 3 Steine haben wir drei Frauen gemeinsam gesetzt. Wenn das mal nicht Frauenpower ist! Hui, danach war ich erstmal so ein bisschen voll Adrenalin und beschämt, von so vielen Kameras fotographiert worden zu sein. Vielleicht aber auch nicht schlecht, dass ich nichts davon wusste, denn dann hätte ich Zeit zum Aufgeregt sein können gehabt... Später im Rathaus gab mir Frank dann lächelnd die Einladung zur Grundsteinlegung mit den Worten: es war so viel zu tun, dass ich das glatt vergessen habe. Also wenn das mal nicht typisch nicaraguanisch ist. Nunja, so bin ich zu der Ehre gekommen, einen Grundstein zu legen. So oft passiert das im Leben wohl nicht. Abends war dann die offizielle Zeremonie für die Delegation aus Linz und wir wurden eingeladen, daran teilzunehmen. Es gab immer nur einen Englisch- Spanisch Übersetzer und die Vizebürgermeisterin bat uns beide nun also, an dem Abend ihre Rede zu übersetzen. So sassen wir in der ersten Reihe neben ihr und Marisol und wohnten dem ganzen bei bis es zur Rede kam. Abwechselnd haben wir ihre Worte übersetzt. Das ist wirklich nicht so einfach. Man vergisst ganz schnell wieder, was sie gesagt hat und dann muss man den Satz umstellen usw. Julia macht das echt super und ich kam mir ein bisschen dumm vor. Aber wir wurden beide gelobt und da haben wir uns natürlich gefreut :) Als alles rum war, gab es Wein, Rum und Kleinigkeiten zum Essen und wir wurden gefragt, ob wir noch mit zu einem Restaurante kommen möchten um den Abend ausklingen zu lassen. Tja, da sagen wir doch nicht nein. Es war ein schöner Tag mit netten Gesprächen und ich war sowieso hin und weg von dem österreichischen Dialekt, den ich so gern höre. Diego, einer der 3 SanCarlos- Sänger sass mit am Tisch und packte dann seine Gitarre aus. Seine Stimme ist kräftig und doch sanft und hat die Atmospäre am Tisch wirklich einmalig gemacht. Der "Blick" auf den See und den Fluss, leichter Wind, nette Menschen am Tisch und dann typisch nicaraguanische Lieder- einfach genau das richtige...

Freitag, 8. Februar 2008

Tod und Kindesmissbrauch

Wie ihr wisst, ist San Carlos ein kleines Dorf und hier wird gerne und viel getratscht. So kam es, dass mir gleich als ich aus Managua wieder nach Hause kam, die Neuigkeiten San Carlos´ berichtet wurden, die leider etwas traurig waren.
1. Am Montag Vormittag waren einige Kinder zum Spielen am Wasser und unter nicht geklärten Umständen ist ein 5- jähriger ins Wasser gefallen. Da er- so wie die Mehrheit der Mensch hier- nicht schwimmen konnte, ist er ertrunken und keiner hat ihm geholfen, bzw. es war niemand da, der helfen konnte. Erst am darauffolgenden Tag wurde seine kleine Leiche am Hafen aufgefunden. Julia erzählte mir, dass die Fernsehleute mal wieder direkt auf den toten Körper draufgehalten haben, wobei wir auf die Frage kam, wo es anfängt, dass man die WÜrde eines Toten verletzt und wir waren uns beide einig, dass man ihnen ihre letzte WÜrde bewahren wollte. Es ist wirklich schockierend, dass hier kaum jemand wirklich schwimmen lernt, obwohl wir hier fast wie auf einer Insel leben: der Río SanJuan, der Lago... aber so wie wir in einem Schwimmbad kann man hier eben nicht einfach einmal das schwimmen lernen und bei der Wasserknappheit wäre das auch eine Verschwendung.

2. Wurde mir berichtet, dass Francisco López von der Tageszeitung die PRENSA zwei Mädchen im Alter von 8 und 11 Jahren missbraucht hat. Ich war darüber sehr geschockt, da ich diesen Mann kenne und schon einige Male länger mit ihm geredet habe. Unter anderem damals, als bekannt wurde, dass das 10jährige Kind in San Miguelito von ihrem Stiefvater missbraucht und geschwängert wurde. Er war in unserem Gespräch darüber sehr aufgebracht über so eine Tat und nun kommt also heraus, dass er selbst sich an Kinder vergangen hat... Aus uns nicht bekannten Gründen haben sie ihn nach der Festnahme gleich wieder auf freien Fuss gesetzt, er muss jedoch in seinem Haus bleiben bis zum Urteil. Nun ziehen immer wieder Gruppen zu diesem Gebäude, schmeissen Steine an die Wand und brüllen Beschimpfungen. Das ist auf der einen Seite gut nachzuvollziehen, auf der anderen Seite wird somit aber auch die ganze Familie bestraft, die ja nichts getan hat. Gestern wurde nun ein Protestmarsch vorbereitet. Vormittags habe ich im Rayitos del Sol ein Leintuch bemalt und um 1am versammelten sich diejenigen, die wollten. Die Mehrheit waren Frauen, aber auch Männer schlossen sich dem Zug nach und nach an. Der Zug ging bis zu dem Haus der Anwältin, zu der Francisco um 2 uhr kommen sollte. Leider war die jedoch in Managua und so kam auch der Angeklagte nicht. Wozu also das ganze fragt man sich vielleicht. Es soll die Bürger dazu animieren, nicht zu schweigen, wenn ihnen so etwas passiert. Und tatsächlich- es haben sich noch gestern Nachmittag 2 Frauen gemeldet und angegeben, dass ihre Töchter missbraucht worden seien. So ein furchtbarer Gedanke, dass sich ein erwachsener Mann an Kindern vergeht. Daran möchte man wirklich nicht denken...

Mittwoch, 6. Februar 2008

Info zum Maerechenabend

am 17. Februar 2008:

"Am Sonntag, 17. Februar, 11 Uhr, stellt die Erlanger Journalistin und Autorin Margrit Vollertsen-Diewerge in einer Matinée ihr neuestes dreisprachiges Buch "Pegasus, das Dichterpferd - Pegaso, el caballo poeta - De Pegaso equo poetico" vor (im Großen Saal des Frankenhofs in Erlangen, Südliche Stadtmauerstr.35). Die Veranstaltung wird u.a. gestaltet von Klaus-Karl Kraus, einer lateinamerikanischen Band sowie Schülerinnen und Schülern der Städtischen Musikschule und des Friedericianums. Wir laden Sie ganz herzlich zur Matinée mit anschließendem lateinamerikanischen Büffet ein!

Die Illustrationen des Märchens, das Teil des Märchenbuchprojektes mit den Erlanger Partnerstädten ist, stammen von Schülern aus San Carlos. Die Erlanger Abiturientin Helena Trinczek, die derzeit ein freiwilliges Jahr in San Carlos macht, hat dieses Malprojekt mit großem Einsatz in San Carlos und auf Solentiname betreut. An der Übersetzung waren neben Stadtrat José Ortega auch Schüler des Friedericianums beteiligt, die das Buch ins Lateinische übersetzten. Eine Ausstellung mit allen Bildern der Kinder (für das Buch musste eine Auswahl getroffen werden) ist geplant. Das Buch wird für 14,80 € unter anderem in der Tourist-Information am Rathausplatz erhältlich sein, gerne können Sie mehrere Exemplare für Ihre Einrichtung, Gruppe oder Verein erwerben!
Nähere Infos erhalten Sie bei der Städtepartnerschaftsbeauftragten der Stadt Erlangen unter 09131-86-1352 oder per E-Mail: cornelia.betz@stadt.erlangen.de"

Dienstag, 5. Februar 2008

Man sieht sich im Leben immer zwei mal...

Montag Frueh wurde ich mal wieder mit einem tollen Fruehstueck gemeinsam mit Edgar, Thomas und Jens verwoehnt bevor ich mich auf die Heimreise macht. Mit dem Boot waere es sehr viel angenehmer gewesen, aber da ich meinen Pass nicht dabei hatte, viel diese Option leider aus und ich musste den Bus nehmen. Dennoch fuhr ich nach Granada und habe dort die 4 stunden, die mir verblieben, verbracht indem ich im Markt herumgelaufen bin und mich dann irgendwann in die Casa gesetzt habe und einen echten Capucchino bestellt habe. So ein Luxus muss auch mal sein dachte ich mir und hab ihn sehr genossen. Granada ist viel zu touristisch, aber die Stadt an sich verzaubert mit ihren schoenen grossen Kolonialhaeusern und ich mag die Stimmung, die sie verbreiten, sehr gerne. Langsam bin ich dann die Strasse hinunter zum Hafen gelaufen, hab mir einen Platz reseviert und hab gewartet, bis der Bus um 3 Uhr abfaehrt. Als ich mich dann gesetzt hatte, sah mich ein Typ strahlend an und fragte, ob ich die Helena sei. Ich war etwas verwirrt und als er auf mich zukam und mich begruesste, ueberlegte ich fieberhaft, wer das jetzt wohl ist. Im Laufe des Gespraeches stellte sich dann fuer mich heraus, dass ich im August, wo ich das allererste Mal aus Granada heimgefahren war, da ich das Boot verpasst hatte, auch shcon neben ihm sass und er sich immer noch an mich und meinen Namen erinnern konnte. Wow. Zufaelle gibts... Nach der anstrengenden Fahrt musste ich mich erst einmal richtig ausschlafen und fuehle mich nun wie neugeboren

Das Meer

... habe ich in den letzten Monaten doch tatsaechlich noch kein einziges Mal in Nicaragua gesehen. Das musste nun geandert werden und Thomas und ich sind am Sonntag gemeinsam losgezogen um nach Pochomil zu fahren, das von Managua ca 1,5h weg ist. Schon die Fahrt dorthin war sehr schoen- die bergige Landschaft und die weite Sicht sind einfach wunderschoen... Dort angekommen liefen wir gemeinsam ein ziemliches Stueck nach Norden am Strand entlang um das perfekte Plaetzchen zu finden. Der Sand war so heiss, dass ich es nicht aushilt und am Wasser laufen musste bis wir uns dann auf die Stufen vor einem Haus direkt am Strand setzten. Dort gab es naemlich Schatten, der bei dieser Hitze unbedingt notwendig war. Ist schon komisch. Jetzt bin ich in einem so heissen Land, und man koennte denken, dass man viel draussen in der Sonne ist und sie geniesst. Das Gegenteil ist jedoch der Fall- man fluechtet vor ihr. tja, so wird das wohl nichts mit dem braun werden ;) Der Tag war sehr schoen. Wir sassen einfach da, haben die Aussicht auf das weite Meer, den Wind und den Schatten der Baeume genossen und gegen 4 gings dann wieder langsam zurueck um vor der Heimreise noch zu essen. Auf unserem Weg blieben wir dann jedoch noch beim Muschelsammeln haengen. So viele unterschiedliche habe ich in meinem Leben noch nie gesehen- pink, gruen, gelb, braun, schwarz, weiss... alles war dabei und auch in allen erdenklichen Formen! Irgendwann riss mich Thomas dann davon los und wir haben in einem Restaurant am Wasser unglaublich guten Fisch bestellt. Unser Tisch, zu dem wie bei allen anderen auch, eine Haengematte gehoerte, stand im direkten Blick zum Meer und da es langsam zu daemmern begann, war die Atmosphaere wunderschoen. Ein Reiterpaar ritt an uns vorbei- hinter ihnen ein kleines Fohlen, Liebespaare am Wasser, Kinder kreischend und lachend... Da muss es einem doch gut gehen, oder nicht?
Um halb6 ging es leider schon heim. Die Kleinbusse sind noch furchtbarer fuer mich, denn hier bekomme ich meine Knie wirklich nicht hinter den Vordersitz und muss sie immer zur Seite heraushaengen lassen. Dafuer wurde ich aber mit der Aussicht aus dem Fenster belohnt. Die Sonne war nun schon untergegangen und die huegelige landschaft wurde in ein rot- orangenes Licht getaucht. Der Bus war viel zu voll, aber das ist eben Nicaragua. Die ganzen Eindruecke des Tages und die Atmosphaere in dem Bus, die ich schon so gut kenne, haben mich ahnen lassen, wie sehr ich das alles vermissen werde, wenn ich wieder daheim bin...

Carnaval en Managua

... hiess es am Freitag im Haus von Jens und Thomas, die dort gemeinsam mit einem Nica namens Edgar wohnen, und haben mich eingeladen, zu kommen. Da ich schon lange nicht mehr rausgekommen bin aus meinem departemento hab ich diese Gelegenheit genutzt und bin Donnerstag Abend mit dem 8- Uhr Bus nach Managua gefahren. In den Bus zu kommen war mal wieder eine Kunst fuer sich. Er war dermassen ueberfuellt, dass ich erst einmal eine viertel stunde an der ersten Stufe stand. Ich hatte mein Ticket jedoch schon in der Frueh gekauft und so einen platz in der 3. Reihe sicher, musste also keine Angst haben, wieder stehen zu muessen. Irgendwann hab ich mich dann an den Gepaeckhaltern hochgezogen und konnte dadurch die Leute, die im Gang standen, ueberwinden. Mit meinem Sitznachbar hatte ich Glueck- er war normaler Statur, roch normal, fiel beim schlafen nicht immer auf mich drauf und redete nur maessig, dann aber sehr nett. Die Fahrt war anfangs kaum auszuhalten. Da alles so vollgestopft war mit Leuten, war die Luft grauenhaft und man konnte kaum atmen und ich hatte immer irgendwelche Baeuche an meinem Arm oder Achseln, die sich an den Gepaeckhaltern festhalten. Naja, ich bin jedoch wie immer recht gut angekommen und nach einer weiteren Busfahrt in Managua kam ich "zu Hause" an, wo ich schon erwartet wurde. In Masaya musste ich mir noch die passenden Accessoirs fuer mein Kostuem kaufen und da Moritz aus Rivas auch etwas brauchte, zogen wir gemeinsam los. Irgendwie hatte ich mir mal wieder irgendetwas aufgeschnappt oder ich war zu uebermuedet, jedenfalls ging es mir abends dann wirklich nicht gut und ich lag relativ lange im bett und kam erst wieder raus, als schon viele Gaeste da waren *g* naja, der Abend wurde dann doch noch sehr amuesant, nachdem meine Kopfschmerzen weg waren. Neben ein paar bekannten Gesichtern kamen auch Jakob und Christoph, die beide ganz herrlich verkleidet waren. Jakob arbeitet in einer Kirche und hatte sich das Gewand seiner Chefin ausgeliehen. Mit dem langen Haar, seinem Bart und dem Holzkreuz sah er sehr ueberzeugend aus und uns zum lachen. Christoph war sogar noch eine Nummer besser- er war ein Touri- Gringo: weite Hosen mit Taschen an den Seiten, die jedoch hochgezogeb wird, ein Hawaiihemd, eine Kappe und in die Trekkingsandalen gestreifte hochgezogene Sochen. Zu guter letzt kam um den Bauch dann noch ein Reiseguertel um das Styling perfekt zu machen und er spielte seine Rolle sehr gut. Ich war da nicht sehr einfallsreich gewesen und hatte auch nicht die Moeglichkeit, irgendwas tolles zu machen und so ging ich als Piratin: rotes Kopftuch, wilde Maehne drunter, grosse Ohrringe, "Gold"schmuck, weisses Leinenhemd und eine Machete am Guertel. naja, das ging jedenfalls schnell zu beschaffen alles :) Der Rum floss wie immer und es haben sich alle gut amuesiert und ich habe es genossen, mal wieder unter so vielen Leuten auf einer Party zu sein.

Mittwoch, 30. Januar 2008

Finsternis

Zack- und von einer Sekunde auf die andere hüllt sich San Carlos in absolute Dunkelheit. Die einzige Lichtquelle ist der Sternenhimmel, der wie so oft wunderbar klar ist, und die wenigen Autos, die ab und zu vorbeifahren. Der Musiklärm, der aus allen Häusern drang wird durch das Gekreische der Kinder abgelöst und jeder, der sein Handy dabeihat, zieht es heraus und benutzt es als Taschenlampe. Ich bin alleine auf dem Weg vom Zentrum nach Hause als der Strom ausfällt und meine Augen müssen sich erstmal auf die Finsternis einstellen. Zum Glück kenne ich den Weg inzwischen schon und weiss, wo Hubbel in der Strasse sind oder nicht. Dennoch schliesst man sich bei solchen Stromausfällen automatisch zu kleinen Grüppchen zusammen und läuft gemeinsam eine Strecke. Vorzugsweise schliesst man sich natürlich Leuten an, die schlauerweise eine Taschenlampe mitgenommen haben, aber auch mit den Handys und den Autos kommt man gut vorran. Praktisch ist es auch, wenn schon Leute vor einem laufen. Stolpern die, so kann man noch schnell ausweichen *g* Ausnahmsweise ist es ruhig und während dem Laufen wird kaum geredet. Man ist eine Gemeinschaft und da nachts alle Katzen bekanntlich schwarz sind, falle ich nicht auf- höchstens durch meine Grösse. Ich höre schöne Musik auf meinem MP3Player und obwohl ich aufpassen muss, nciht in Abfall oder Pfützen zu treten, genisse ich diesen nächtlich- dunklen Spaziergang sehr. Hier ist der Sternenhimmel wie gesagt so unglaublich klar und man sieht tausende von ihnen in Konstellationen, die mir absolut unbekannt sind. Diese absolute Finsternis kennen wir aus Europa kaum. Immer beleuchten Strassenlaternen den Weg, Leuchtreklamen werben für irgendetwas und sowieso ist ein Leben ohne 24h- Strom für uns nicht mehr vorstellbar und Ausfälle kosten ein Vermögen. Hier in Nicaragua kann ich die Erfahrung machen, wie es auch mal ohne ist. Fällt hier der Strom aus, so kauft man eben schnell Kerzen an der Pulpería um die Ecke und sitzt dann einträchtig nebeneinander da. Letzten Freitag ist der Strom schon um die Mittagszeit ausgefallen und kam erst am nächsten Morgen wieder. Man kann keine Musik hören, nicht fernsehen, nicht mit der Ausenwelt kommunizieren über Internet und wenn es dunkel wird, so kann man nicht einmal mehr lesen. Hinzu kommt noch, dass auch kein Wasser kommt, wenn der Strom ausgefallen ist. Sowieso kommt das nicht regelmässig und es ist immer wichtig, schon am Abend zuvor alles volllaufen zu lassen, damit sich jeder duschen und das Geschirr und die Wäsche gewaschen werden kann. Man geht also einfach früh zu Bett, denn es kann ja eh nichts getan werden und wenn am nächsten Morgen die Sonne aufgeht, beginnt ein neuer Tag. So wie vor vielen vielen Jahren bei uns.
Ich weiss aber auch jetzt schon, wie schnell man sich wieder daran gewöhnt, den Luxus zu haben. Vor Dezember hatten wir ja nur von 5am-7.20am und von 2pm- 1 am Strom und das ging auch. Klar, am Anfang musste ich mich daran gewöhnen, aber mit der Zeit gewöhnt man sich wie gesagt an alles. Auch nach 2 Wochen Panamá war ich schon wieder ein wenig verwöhnt und habe die Duschen vermisst. Schon witzig, wie schnell das geht...

Übers verlängerte Wochenende hat mich Jens aus Managua besucht und wir sind gemeinsam nach El Castillo gefahren, wo ich auch schon mit einer anderen Freiwilligen im November war. Die Fahrt dorhin auf dem Río San Juan war wie immer sehr schön und auch El Castillo hat mich durch seine ruhige Atmosphäre wieder begeistert. Jens hat hier bei mir inder Familie das nicaraguanische Familienleben einmal kennengelernt und war überglücklich, jeden Morgen mit einem Gallo Pinto mit Rührei von Ruth verwöhnt zu werden :)

Mittwoch, 23. Januar 2008

Umzug

Wie ich schon geschrieben habe, bin ich am Montag zusammen mit Daniel in die Barrios gelaufen, um Kinder und Jugendliche für Mittwoch einzuladen und an einer Veranstaltung teilzunehmen. Heute um 8am waren nun also ettliche Leute im Rayitos del Sol. Gemeinsam haben wir 2 riesige Säcke Orangen mit dem Messer nach nicaraguanischer Art geschält und sie dann über einem Sieb ausgedrückt um ein Fresco (Fruchtsaft, Wasser, Zucker) daraus zu machen, dass es dann später zum Verteilen geben sollte. Kurz vor 9 Uhr kam eine kleine Camioneta, auf die sich alle hinten gequetscht haben und wir bis dorthin gefahren wurden, wo ich am Montag gelaufen war. Fast alle Umzüge beginnen hier. Der vom 1. Dezember (Día Mundial de la Lucha contra SIDA/VIH) begann damals auch dort. Allen vorran fuhr heute ein Auto, auf dem Boxen festgeschnallt waren und ein Sprechen immer wieder das Gleiche durch ein Mikrofon rief. Direkt dahinter lief eine Reihe, die ein bemaltes Tuch hielt, damit man auch weiss, warum die Leute auf die Strasse gehen. Tja, und dahinter kommt das „Volk“ mit Plaketen usw. Am 4. Februar beginnt hier das neue Schuljahr und so gingen wir heute auf die Strasse, um die Kinder, aber vor allem die Eltern dazu zu animieren, sich für dieses Jahr in der Schule einzuschreiben. Immer noch schicken einige ihre Kinder nicht in den Unterricht, da sie lieber daheim arbeiten oder in den Strassen irgendetwas verkaufen sollen. Wieder andere meinen, dass Bildung nicht so wichtig sei. Sie selbst sind ja auch nicht auf die Schule gegangen, warum also ihre Kinder? Ihnen geht es ja so auch gut... Zwar gibt es Schulpflicht, aber wirklich verfolgt wird das nicht. Mal wieder perfekt schien die Sonne total stark und hat das Laufen etwas anstrengend gemacht. Erschöpft kamen wir am Malecón (am See) an, wo Fresco verteilt wurde und die Kinder durch Spiele unterhalten wurden. Geschenke (Hefte und Stifte) wurden verteilt, es wurde getanzt, gerannt und die Kleinen hatten sichtlich ihren Spass. Ich hoffe nur, dass diese Aktionen auch wirklich etwas bewirken und viele Eltern ihre Kinder bei der Bildung mehr unterstützen. Es wird hier immer gesagt, dass es so wichtig ist, dass die Leute Englisch lernen. Das finde ich aber überhaupt nicht. Klar, es ist wichtig, dass sie sich verständigen können und Englisch ist einfach weltweit anwendbar. Was aber viel notwendiger ist, ist, dass die Leute hier Disziplin und Verantwortung lernen. Dann kann in den Schulen auch anständiger Unterricht gehalten werden und die Kinder lernen mehr. Da geht das mit dem Englisch dann von alleine. Hier sind die Menschen ja nicht viel dümmer als in entwickelten Ländern. Sie haben einfach nicht die Chance, etwas zu werden oder wissen nicht wie. Diese Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit ist wirklich unglaublich verbreitet und kaum jemand hat wirklich Angst vor Konsequenzen, da sie von der Schule und daheim gewohnt sind, dass Angedrohtes nicht unbedingt eingehalten wird. Ach ja, es läuft schon so einiges schief hier... Gestern hat mir ein netter älterer Bekannter, der für die PRENSA (Zeitung Nicaraguas) arbeitet erzählt, dass in San Miguelito ein 10jähriges Kind demnächst ein Kind zur Welt bringen wird, da ihr Stiefvater sie geschwängert hat. Ganz abgesehen davon, dass es wirklich selten ist, dass ein so junges Kind schon schwanger werden kann, ist es so furchtbar, dass hier bei solchen Fällen nichts gemacht werden kann. In Nicaragua ist die Abtreibung grundsätzlich verboten. Sogar in Fällen des Missbrauchs oder anderer Dinge. Wie soll denn ein Kind, das selbst noch ein Kind ist, ein Baby grossziehen?

Umzug am 23.1.08


Nunja, nun noch eine erfreuliche Nachricht- zumindest für mich. Am 29. Mai bis zum 23. Juni 2008 kommt eine Gruppe sancarleños nach Nürnberg. Und ratet mal, wer mitdarf? Ruth! Sie ist sehr glücklich und die 5 Leute, die mitdürfen sind schon am überlegen und planen, was alles gemacht wird. Ich hatte Luis Orozco, der für den Jugendaustausch verantwortlich ist, schon im Oktober gefragt, aber da hiess es nein, da Ruth noch nicht 18 ist. Ceci und ich haben ein gutes Wort für sie eingelegt und nun darf sie also mit. Ich freu mich sehr. Auch , da ich die anderen, die mitkommen zum teil sehr gut kenne und es schön sein wird, sie in meiner Heimat wiederzusehen...
Ach ja- und hab ich schon gesagt, dass es viel zu heiss ist?

Und noch etwas- am 17. Februar wird das Märchenbuch in Erlangen vorgestellt. Für Leute, die zu viel Zeit haben oder Interesse oder etwas Gutes tun wollen mit dem Kauf eines Exemplars- alle sind eingeladen...